»Momentan« ist ein praktisches und wichtiges Wort, mit dem man bei allem, was einen übel anficht, und das kann arg viel sein, dessen Endlichkeit und äußerste Kurzlebigkeit gewissermaßen beschwörend unterstreichen kann. Auch stößt man niemanden unangenehm vor den Kopf, wenn er vielleicht fragt »Wie gehts?« und man nicht antworten muss »Beschissen«, was ohne einen einschränkenden Zeitraum bedeuten könnte, es ginge ja zeitlos und unabwendbar für immer und ewig und überhaupt seit eh und je schon immer beschissen und den Fragenden in großer Hilf- und Hoffnungslosigkeit dastehen und nur noch denken lässt, wie er jetzt ganz schnell wieder wegkommt und sich dieser grässlichen Situation und jeglicher angemessenen Stellungnahme zu dieser unfeinen, ja sozusagen ungesetzmäßigen Äußerung entziehen kann. Stattdessen würde eine Antwort wie »Momentan beschissen« den Lichtblick und die Beschränkung auf eine vernachlässigbar kurze Zeitspanne schon in sich enthalten, nach der ein glänzender Aufschwung der Stimmung unabwendbar ist, und den Fragenden die Lage als eine das übliche Maß des alltäglichen Elends nicht überschreitende vorübergehende Unpässlichkeit empfinden lassen, ja ihm geradezu ein erlösendes »Ach, wird schon wieder gehen« in den Mund legen, mit dem solch ein herzergreifend intensiver Austausch über das Innerste ein rundes Ende findet und er seine steckengebliebenen Füsse und seine Beklemmung aus dem Sumpf der menschlichen Missmutigkeiten seines Gegenübers herausziehen kann, damit alles weiterhin in einem grossen Hallo, welchem das Momentane eben nichts Entscheidendes anhaben kann, seinen zufriedenen Fortgang nimmt.
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