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M. schrieb am 2.12. 2024 um 07:23:48 Uhr über

milch

Titel: Milchfluss
(Ein Fragment, das in den Schichten von Konsum, Körper und Identität wühlt.)

Die Flasche spricht zu mir.
Nicht mit Worten, sondern durch das Gewicht. Plastik, leicht und kalt, drückt gegen meine Handflächen. Der Deckel, eine Haut, die ich breche. Darunter das Versprechen. Sahne, Süße, eine Melodie der Werbung. Trinke. Sei gesund. Sei besser.
Ich trinke. Der Geschmack haftet, als wollte er etwas sagen. Aber es ist nur Stille. Eine glatte, sterile Stille, die meinen Mund auskleidet wie Plastik.

Der Körper antwortet nicht.
Ich frage ihn. Was fühlst du? Was braucht dein Herz? Doch er schweigt. Es ist, als hätte ich ihm etwas gegeben, das nicht zu ihm spricht, eine fremde Sprache, die er nie gelernt hat. Zwischen den Rippen spüre ich ein Flüstern, aber die Worte sind zu leise.

Erinnerung: eine Milchstraße.
Die Werbung zeigt ein Feld, ein Tier, eine Sonne, die in goldenem Licht untergeht. Aber ich habe nie solche Milch getrunken. Was in meinem Glas schwebt, hat keinen Ursprung, keinen Namen. Nur Zahlen auf einer Verpackung.
Ich erinnere mich an meine Großmutter, wie sie die Milch vom Bauern holte. Ihre Hände trugen den Geruch von Erde, von Stroh. Ich trinke jetzt, aber ich rieche nichts. Mein Leben ist geruchlos geworden.

Frage: Was fließt wirklich?
Natürlich“, sagen sie. Ein Wort wie ein Schleier. Ich sehe hindurch und seheMaschinen. Rohre, die mit kalten Flüssigkeiten gefüllt sind. Hände, die nie einen Euter berührt haben.
Mein Kopf füllt sich mit Bildern, die nicht zusammenpassen. Die Wiese aus der Werbung. Die sterile Fabrik. Mein leerer Kühlschrank. Die Flasche, die jetzt zwischen meinen Knien liegt, ein lebloses Ding, das mich dennoch nährt.

Spiegelung: Identität
Ich stehe vor dem Spiegel, sehe meine Haut, meine Linien. Bin ich auch eine Flasche? Eine Hülle, die mit Inhalten gefüllt wird, die nicht ich bin?
Was haben sie hineingetan, als ich nicht hinsah? Milch? Zucker? Hormone?
Was hat mein Körper akzeptiert, ohne zu wissen, was er wurde?

Die Milch fließt.
Nicht auf die Wiese, sondern in die Stadt.
Zwischen die Körper, die sich bewegen, konsumieren, vergessen. Es ist keine Nahrung mehr, sondern ein Produkt. Eine Transaktion. Ich habe etwas gekauft, aber ich weiß nicht, was.
Die Flasche rollt auf den Boden. Jemand tritt dagegen. Sie zersplittert nicht. Sie bleibt. Leicht, unzerbrechlich. Wie ich.


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Was kann man tun, wenn »milch« gerade nicht da ist? Bedenke bei Deiner Antwort: Die Frage dazu sieht keiner, schreibe also ganze Sätze.

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