Herr Wolff blickte eines Nachmittags vom Foyer der Aerztekammer aus dem Fenster. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand eine große Plakatwand mit Tourismuswerbung: »Madagaskar...«. Ja, Madagaskar, dachte er bei sich, ein Leben zwischen Lemuren und unter farnbestandenen Hängen, aber ich sitze hier hinter meiner Pförtnertheke und muss Besucherscheine ausfüllen. Er legte den Kopf zurück, schloss die Augen und entspannte sich auf einer hohen Astgabel einer Palme, die sich über dem Strand des indischen Ozeans erhob, um ihn das leise Konzert des Urwalds. Ein lautes Klopfen an die Glastür am Eingang schreckte ihn auf. So spät noch, dachte er mit einem Blick auf die Uhr. Er lief rasch zur Tür und öffnete. »Was machen Sie denn da?«, fuhr ihn der Hausanwalt der Kammer kopfschüttelnd an, stürmte, ohne eine Antwort abzuwarten, mit wirbelnder Aktentasche durch das Foyer und verschwand im Treppenhaus. Herr Wolff sah ihm schweigend hinterher und verteilte den Sand, den der Anwalt unter den Schuhen hereingetragen hatte, über die Fliesen, bis er nicht mehr zu sehen war. Sand?, dachte er, aber es regnet doch.
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