Seit meiner frühsten Jugend bin ich ein Fan von Louis de Funès.
Nein!
Doch!
Oh!
Er war nicht nur ein brillanter Schauspieler, sondern auch ein begnadeter Tänzer. Zu einem meiner Lieblingsfilme gehört die herrliche Kriminalkomödie “Le grand Restaurant” aus dem Jahre 1966, in der ein Besitzer eines Pariser Gourmet-Tempels in eine heikle internationale Angelegenheit verwickelt wird, als ein südamerikanischer Präsident in seinem Restaurant entführt wird. Als ich auf der Suche nach diesem Film war, musste ich mit Schrecken erkennen, welche “lustigen” Titel sich die deutschen Verleihfirmen für diesen Film ausgedacht hatten. Da Deutschland 1966 ein geteiltes Land war, gibt es gleich zwei deutsche Titel für “Le grand restaurant”; einer dämlicher als der andere:
“Scharfe Kurven für Madame”
und
“Oscar hat die Hosen voll”
Im ganzen Film taucht kein Oscar auf, aber das war dem Titelfinder offensichtlich egal. Das besonders lustige ist: Es gibt überhaupt keinen Film, in dem Louis de Funès einen Oscar spielt. In der Boulevard-Komödie “Oscar” aus dem Jahr 1967 spielt Louis de Funès nicht die Titelrolle des Chauffeurs Oscar, sondern die Hauptrolle Bertrand Barnier. Auch dieser Film bekam in Deutschland einen kleinen Untertitel. Ohne geht es in deutschen Landen nicht: “Oscar, der Korinthenkacker”. Auch andere Filme mit Louis de Funès haben ausgesprochen “amüsante” deutsche Verleihtitel bekommen. Der Film “Hibernatus” wurde in der DDR zu “Louis taut auf” und in der BRD zu (festhalten!): “Onkel Paul, die alte Pflaume!”. Die Komödie mit dem kurzen Namen “Jo” mutierte in der BRD zu “Hasch mich, ich bin der Mörder”, während die DDR folgenden Namen diagnostizierte: “Louis mit dem Leichentick”. In dieser Komödie findet übrigens der berühmte Nein-Doch-Oh-Dialog statt. Selbst vor Molière machten die deutschen Verleihfirmen nicht halt. Aus Moliéres “Der Geizige” (“L’avare“) machten sie kurzerhand “Louis, der Geizkragen”. Aus dem Meisterwerk “Sur un arbre perché” wiederum, ein Film, der überwiegend in einem Auto spielt, in dem drei Menschen um ihr Überleben kämpfen und dabei zwischen Ver- und Misstrauen hin und herschwanken, wurde in Deutschland: “Balduin, der Sonntagsfahrer”. Raten Sie mal, wer in diesem Film Balduin heißt. Richtig. Niemand. Louis de Funès spielt in dem Film die Rolle des Henri Roubier. Auch in dem Film mit dem deutschen Titel “Balduin, der Geldschrankknacker” (im Original: “Faites sauter la banque!“) spielt Louis de Funès keinen Mann mit dem Namen Balduin, sondern Victor Garnier. In vielen Filmen bekommt Louis de Funès von deutschen Verleihfirmen einfach den Namen Balduin verpasst. Dies ist wohl der Tatsache zu verdanken, dass er in einem seiner erfolgreichsten Filme einen Mann mit dem Namen Balduin gespielt hat. Balduin Bosquier aus dem Film “Les grandes vacances“. Man hätte dies mit “Sommerferien” oder “Grosse Ferien” übersetzen können, aber den deutschen Verleihfirmen in Ost und West sind leider andere Titel in den Sinn gekommen: “Balduin, der Ferienschreck” und (mein Favorit) “Der Brausekopf mit den Sausebeinen”.'
Balduin wurde zum deutschen Standardnamen für Louis de Funès. Seine Rolle des Gendarms heißt eigentlich auch nicht Balduin sondern Ludovic Cruchot, dennoch wurden abwechselnd Balduin und Louis seine deutschen Gendarmennamen.
Für “Le gendarme se marie” erdachten sich die Deutschen “Balduin, der Heiratsmuffel” und “Louis, der Schürzenjäger”,
für “Le gendarme et les extra-terrestres” “Louis’ unheimliche Begegnung mit den Außerirdischen” und
für “Le gendarme en balade” gleich vier Titel: “Balduin, der Schrecken von Saint-Tropez”, “Louis, der Schrecken von St. Tropez”, “Der Gendarm geht spazieren” und “Der Gendarm bummelt”. Sie konnten sich wohl nicht entscheiden.
Für seinen letzten Film “Le gendarme et les gendarmettes” erdachten sich die deutschen Verleiher schließlich “Louis und seine verrückten Politessen”. In der Realsatire “Le tatoué” allerdings, in der sich der Regisseur Denys de La Patellière über die Abgünde des Kunstbetriebes lustig macht und Louis de Funès tatsächlich einen Mann mit dem Namen Balduin Mézeray spielt, da wurde neben dem deutschen Titel “Balduin das Nachtgespenst” auch ernsthaft der Titel “Oscar lässt das ‘Sausen’ nicht” benutzt.
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Oscar hat die Hosen voll!
von tapferimnirgendwo
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