Über Jahrtausende haben Ackerbaukulturen in vielfältiger Form Korngeister beschworen oder an andere Wesenheiten um eine gute Ernte appelliert. Es gibt Hinweise, daß im Pharaonenreich zu Ehren des Busiris, einer lokalen Inkarnation des Osiris, regelmäßige Opferungen rothaariger Menschen stattfanden. Die Opfer, etwa gefangene Skythen, wurden hierzu in ein Feld getrieben und mit Dreschflegeln erschlagen, wozu die Schnitter ein in der Antike berühmtes Lied anstimmten, das mââ-ne-rha, was übersetzt 'Komm in dein Haus' bedeutet. [vgl. Frazer: The golden bough, p. 443 u.ö.] Dieses als die tiefsten menschlichen Abgründe aufwühlend geschilderte, nicht überlieferte Lied wurde sozusagen der Worksong und Überblues aller vorchristlichen Schnitter und die Griechen, die die fremde ägyptische Lautfolge als Maneros wiedergaben, spannen vielleicht zur Entschärfung eine romantische Götterlegende um den jähen Tod eines (natürlich schönen) geliebten Jünglings herum. Diese Geschichte taucht dann als Trauer um Adonis oder den phönizischen Ailinus (dessen Name ist die Umschreibung eines Klagerufs 'ai lanu' = wehe uns), quer durch die gesamte abendländische Antike auf: Stets wird der Tod eines Menschen mit der Frühlings– oder Erntezeit (was bei den Ägyptern noch dasselbe ist) verknüpft, offenbart sich der Gott im Getreide, wird getötet und ersteht jedes Jahr im Frühjahr (zur Osterzeit) aufs neue auf.
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