Ich glaube, es gibt eine ganze Menge Menschen, die weggeworfene oder liegengelassene Einkaufszettel fremder Personen sammeln oder doch zumindest einer gründlichen Lektüre unterziehen. Als Buchhändler war ich früher auch sehr dahinter her, die hirnrissigsten Bestellzettel der Kunden in meinen Besitz zu bringen (»Nein nein, das Buch heißt nicht 'Männer, die in Mänteln kommen' sondern 'Nieten in Nadelstreifen'. Geben Sie mir ruhig den Zettel, ich werf ihn für Sie weg.« Oh, ich war abgefeimt!). Aber es bleibt doch ein schales Vergnügen, sich über die Merk– oder Schreibschwächen der Mitbürger zu amüsieren, und wenn mir im Einkaufswagen des Vorbenutzers ein Zettel unter die Augen kommt, auf dem geschrieben steht
3 Papprika
Zuckini
Jervai Käse
Poree
Sesammknäcke
Multifitsaft
Kammember
Kieselerdekappseln
dann schaue ich heute eher beschämt in meinen eigenen Einkaufswagen, in dem mal wieder eine Flasche Wodka, Raguletto Nudelsauce, ein Pfund Schweinegeschnetzeltes und etliche Süßwaren liegen und denke sinnend darüber nach, daß Orthographie keine Garantie für Langlebigkeit ist. Nach einigen Sekunden fange ich mich dann aber wieder schnell und denke: »Vitalernährung aber auch nicht«.
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