Der Volksmund behauptet:
Wo man singt, da lass Dich ruhig nieder;
Böse Menschen haben keine Lieder.
Der Spruch geht auf ein Gedicht von J. G. Seume zurück. Ähnliche Gedanken sind von Luther und Cervantes überliefert, und sie waren bestimmt nicht die Ersten. Hübsch ausgedacht, das. Aber leider völlig unrealistisch, wie ein Blick in die Welt zeigt:
»Kyrie eleison, Christe eleison...«
In den letzten zwei, drei Jahrhunderten hat sich die Kirche aus den blutigeren Zweigen der Überzeugungsarbeit zurückgezogen, aber über ein Jahrtausend lang war die christliche Kirche größter Geschäftsanbahner für den Sensenmann.
»Die Fahne hoch, die Reihen dicht geschlossen...«
Das wurde überwiegend von bösen Menschen gesungen. Oder besser: Wo das gesungen wurde, ging es 1000 Jahre lang böse zu und zwölf Jahre später böse aus.
»Völker hört die Signale, auf zum letzten Gefecht...«
Auch kein Glück - im GULag konnten sich Menschen aller Nationalitäten und Gesinnungen davon überzeugen, dass der Volksmund keine Ahnung hat.
»Oh, say can you see By the dawn's early light ...«
Was soll ich sagen - Wounded Knee, My Lai, Abu Ghuraib und Guantánamo sind ziemlich hässliche Flecken auf der traditionell als weiß dargestellten Weste der USA.
»O-lé, Olé-jolé-jolé, O-lé, O-lé...«
Schon wieder kein Glück gehabt. Dein Schal hat die falsche Farbe? Du musst irgendwo vorbei, wo eine Rotte als Fußballfans getarnter Hools säuft? Eine Rotte Fußballfans will da vorbei, wo Du stehst? Leider verloren. Frag Daniel Nivel.
Fazit: Vergiss den Volksmund, zieh auf eine einsame Insel und freu Dich, davongekommen zu sein.
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