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toxxxique schrieb am 12.8. 2001 um 13:43:17 Uhr über

liebe

Der Abend meiner Abiturfeier. Nach der grabesschweren Zeugnisverleihung fahren wir in die Stadthalle, in der eine viel zu laute Band spielt, es ist unerträglich heiß zwischen den Menschentrauben aus Anzügen und Abendkleidern,

Irgend jemand hatte sie mitgebracht, sie saß plötzlich neben mir. Ich erinnere mich sogar daran, daß sie Jeans trug und ein weißes T-Shirt, ihre Haare dunkel und kurz, darunter Koboldaugen, die ihre Farbe wechselten mit dem Licht.
Ihre Stimme dringt durch das Wortgewirr zu mir vor. Irgendwann später:„Laß uns raus gehen, ich ertrag' den Lärm hier nicht.“

Wir gehen in die Nacht hinaus, die Luft ist feucht und legt sich wie ein kühler Sprühregen auf die erhitzte Haut. Sie schiebt ihre warme Hand zwischen meine Finger, um ein wortloses Bündnis zu schließen. Ein Bündnis wie zwischen Kindern, Blutsbrüderschaft aus einer
verschwiegenen Berührung.

Sie ist in diesem Augenblick für mich erschaffen worden um mich vor mir selbst zu retten. Ich glaube an dich, Anna, ich will mich dir in diesem Moment zu Füßen werfen und meine Seele vor dir ausbreiten, wie ein Straßenhändler, der auf einem indischen Markt seine Ware anbietet, komm und wähle, nimm, nimm alles was ich bin, es gehört dir.

Und ich führe sie, die ein bißchen betrunken ist, auf den Parkplatz hinaus, mein Hemd klebt mir auf der Haut, sie lehnt vor mir an einer Hauswand, auf die jemand in grellem Rot »Fuck Life« gesprüht hat, kichert und wirft ihren Kopf zurück um mir ihren nackten Hals preiszugeben.

Und ich kichere auch, der Sekt und ihr roter Mund bringen meinen Pulsschlag durcheinander, atemlos lege ich meine Hände um ihren Nacken, ziehe sie zu mir herab, ihr Mund sucht meine Lippen.
Sie schmeckt nach Rotwein und Sex.

Bei ihr zu Hause machen wir kein Licht, ihre Eltern schlafen schon und ich zwinge mich das Gelächter in meinem Mund herunter zu schlucken, sei leise, verdammt, die bringen mich um, ich schiebe sie in ihr Zimmer, aufs Bett, dessen Schatten ich undeutlich wahrnehme, zerre an ihrem Kleid während sie mich zu sich heran zieht.

Später ist ihr Körper feucht und warm, und ihr Stimme so unendlich friedlich, daß ich mein Gesicht an ihre Schulter lege und nur der Klang ihrer Worte mich in den Schlaf wiegt.

Am nächsten Morgen war es ihr, glaube ich, ein wenig peinlich und ich mußte gehen, bevor die Sonne aufging.



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