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Friedrich W. Block schrieb am 3.4. 2001 um 21:11:18 Uhr über

letxt

1. Digitale Poesie erzielt ästhetischen Gewinn, insofern sie nicht nur in, sondern vor allem mit ihren ganz spezifischen Medien arbeitet - oder auch gegen sie.

Das ist ein definitorischer Schachzug, mit dem alles aus der Diskussion um »ästhetischen Gewinn« ausgeschlossen wird, das nicht notwendig elektronisch produziert, gespeichert, verbreitet und rezipiert werden muss. Also interessieren nicht Projekte, die ebenso gut auch auf andere Weise entstehen könnten - wie z.B. das bekannte NULL-Projekt von Thomas Hettche oder auch Norman Ohlers »Quotenmaschine«, auch nicht Rainald Goetz' »Abfall für alle«, um drei prominente Beispiele zu nennen, die offensichtlich schon auf Buchproduktion hin konzipiert wurden.

Allerdings ist damit auch nicht nur Hypertext- oder Internet-Literatur gemeint, sondern alles was sich unter spezifisch hypermedialen Bedingungen machen lässt, also etwa auch Arbeit mit Programmiersprachen, Textgeneratoren, Datenbanken oder raumgreifende interaktive Installationen, wie sie im Internet undenkbar wären. Der elektronisch verschaltende ‚Link' gehört für mich nicht unbedingt zu den poetisch aufregendsten Angeboten digitaler Poesie. Und die Hyperfiction amerikanischer Prägung hat meist den zweifelhaften Charme von Karteikästen.

Die präpositionale Setzung »nicht nur in, sondern von allem mit oder auch gegen« meint: unter diesen zugespitzten Voraussetzungen ist auch das meiste, was im deutschen Sprachraum als »Netzliteratur« firmiert, ohne großen ästhetischen Gewinn. Da zum großen Teil autobiografische Fragment- bzw. Tagebuchproduktion, häufig auch nur schriftliches Gespräch, schlimmstenfalls sogar Geschwätz im Netz, ist Netzliteratur in vielfach ein weiterer, nun technisch legitimierter und erleichterter, aber künstlerisch wenig ambitionierter Beitrag zur wirklich nicht mehr neuen Innerlichkeit. Natürlich gibt es interessante Ausnahmen.

Friedrich W. Block:
Acht poetologische Thesen zur digitalen Poesie
http://www.le-txt.de/acht_thesen.htm



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