Anfangen kann man überall: in der Bibel, dem Koran oder besser noch der Thora: endlose Mitschriften, Abschriften, Randbemerkungen, Fälschungen, Streichungen. Social Text : keine einzige identische Kopie klassicher Schriften ist aufzufinden. Homer hat sich als ein Mythos herausgestellt, als reine aktoriale Konstruktion für für ein Bündel von mündlich tradierten Texten. ... Die Märchen wurden immerhin mündlich weitergegeben und konnten somit, je nach Kontext, variiert werden. was scheinbar so simpel und eindeutig mit »es war einmal« anfängt, endet oft mit süffisanten Anspielungen auf den Akt des Erzählens ... der Erzähler wird manchmal sogar noch zu einem opulenten Essen (am Ende des Märchens) eingeladen, ein andermal gibt er noch ein paar bissige Kommentare ausserhalb der eigentlichen Erzählung ab. Soviel zur Literatur-Geschichte.
Die Literatur ist voll von Zitaten, Anspielungen, aufgenommenen, verarbeiteten, weitergeschriebenen, umgeschriebenen, umgedrehten Texten. Die Literaturwissenschaft schwankt zwischen begeisterter Aufnahme und anheimelnder Weiterführung dieses intertextuellen Produktionsprinzips und grossspurigen Ablenkungsmanövern (Geniekult, immanente Werkanalysen), während der Literaturbetrieb und die internationalen Medienkonzerne seelenruhig das Geschäft mit der Kultur- und Bewusstseinsindustrie vorantreiben und ihre Clans jetzt auch noch im Netz abzustecken versuchen
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