Was mir in den letzten Monaten auffällt, ist der inflationäre Gebrauch des Verbs »kritisieren«. Mit der ursprünglichen Wortbedeutung des vernunftgemäßen Hinterfragens vorgegebener Thesen hat es nichts mehr zu tun. Jeder Angriff, jede Gegenposition »kritisiert«, statt anzugreifen oder Front zu machen. Die angegriffene Position wird somit von vorneherein als vernunftswidrig desavouiert, dem »Kritiker« ein Antreten im Namen der Vernunft zugebilligt, obschon er oftmals nicht mehr ist, als der gute alte Theaterkritiker mit seiner plumpen Anmache.
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