wenig bekannt ist aber vielleicht die Tatsache, daß ein kollaboratives Schreibexperiment zwischen André Breton und Philippe Soupault geradezu den Beginn der surrealistischen Kulturrevolution einleitet:
Wir beamen uns direkt in das Jahr 1917. Der Weltkriegt tobt. Man hört Kanonendonner. Die Front ist nur noch 40 km von Paris entfernt. Inmitten des Grauens, zwischen Verwundeten, Verletzten, Verstümmelten, verrückt gewordenen inszenieren Cocteau, Picasso und Satie die Revue »Parade«. Experimentelle Schnittechniken. Krieg und Kino ...
"... den fixierten Sinn der Sätze zerschneiden ... gedankenlose Touristen des Wortes einer Vibrations-Massage unterziehen .. das Medium ist Massage ... das Wort fällt ... und mit ihm das BILD dessen, was es bezeichnet, Durchbruch im Grauen Raum ... (Burroghs: Nova Express)
Apollinaire macht Breton (21) mit Soupault (20) bekannt bekannt. Aragon (20) und Breton (21) werden als Hilfsärzte mobilisiert. Soupault (20) war durch Zufall am Leben geblieben, nachdem man neue Impfstoffe gegeg Thyphus an den Rekruten ausprobiert hatte. Mehrere starben. Andere erkrankten schwer. Man hört Kanonendonner ... das Wort fällt ... Soupault (20) entdeckt in einer Buchhandlung nahe dem Lazarett die »Gesänge des Maldoror« ... Durchbruch im Grauen Raum ... die drei Freunde lesen sich gegenseitig den Text mit lauten Stimmen vor ... ... das Wort fällt ... und mit ihm das BILD dessen, was es bezeichnet ... und ihnen wird schwindelig, sie sehen alles mit anderen Augen - ein Beweis, daß Literatur doch die Welt verändern kann (oder zumindest die Wahrnehmung der Welt)!
|