Die kindliche Vorstellung, Menschen kraft der Gedanken oder Blicke töten oder zumindest mit einer unübersehbaren Fülle Unglücks überziehen zu können, scheint eine weit verbreitete zu sein, jedenfalls kreist das aktuelle Buch einer französischen Modeautorin, deren Namen mir wieder entfallen ist, um eben dieses Thema. Auch ich bin einst mit solchen Gedanken schwanger gegangen; ein ungleich bezeichnenderes Licht auf meine Persönlichkeitsstruktur liefert jedoch eine andere Kindheitsphantasie, in der ich mich unsichtbar wähnte, was jedoch keinesfalls ausschließlich oder auch nur überwiegend positiv behaftet war, vielmehr hatte ich in solchen Zuständen bei jeder Überquerung eines Zebrastreifens die bohrende Angst, vom nächsten heranfahrenden Auto überfahren zu werden. Überhaupt würde ich dafür plädieren, die Kindheit, deren Ende ich in etwa beim fünfundzwanzigsten Lebensjahr ansiedeln würde, als eine besonders schwere Form der Geisteskrankheit zu betrachten.
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