Entsetzlich ist die Erinnerung an diesen dunklen Abstieg, in dem sich Stunden verzehrten, während sich Carter blind eine bodenlose Spirale steiler und schlüpfriger Stufen hinunterschraubte. So abgewetzt und eng waren die Stufen und so schmierig vom Schlick der inneren Erde, daß der Hinabsteigende nie genau wußte, wann er einen atemlosen Fall und Wirbel hinunter in die Ultimaten Grüfte zu gewärtigen hatte; und er fühlte sich ebenso unsicher darüber, wann und wo genau die Wachen der Dunkel-Dürren plötzlich ihre Klauen in ihn schlagen würden, sollten in dieser urzeitlichen Passage überhaupt welche stationiert sein. Die stickigen Dünste der unteren Schlünde hüllten ihn ein, und er spürte, daß die Luft dieser würgenden Tiefen nicht für den Menschen bestimmt war. Mit der Zeit stumpften seine Empfindungen ab, und Schlaftrunkenheit überkam ihn; er bewegte sich mehr von automatischen Impulsen getrieben als vom Willen gesteuert, und bemerkte auch dann keine Veränderung, als seine Bewegungen völlig aussetzten, weil ihn leise etwas von hinten packte. Zuerst flog er sehr rasch durch die Luft, und dann verriet ihm ein böswilliges Kitzeln, daß die gummiartigen Dunkel-Dürren ihrer Pflicht genügt hatten.
Wachgerüttelt durch die Tatsache, daß er dem feuchten, kalten Griff der gesichtslosen Flatterer ausgeliefert war, entsann sich Carter des Losungswortes der Ghoule und plapperte es so laut, wie es ihm Wind und Chaos des Fluges erlaubten. Trotz der den Dunkel-Dürren nachgesagten Geistlosigkeit zeitigte dies eine augenblickliche Wirkung; denn das Gekitzel hörte sofort auf, und die Kreaturen beeilten sich, ihren Gefangenen in eine bequemere Lage zu drehen. Dergestalt ermutigt, versuchte es Carter mit einigen Erklärungen; er erwähnte die Gefangennahme und Folterung von drei Ghoulen und wies auf die Notwendigkeit hin, einen Rettungstrupp für sie zusammenzustellen. Obwohl sie der Sprache nicht mächtig waren, schienen die Dunkel-Dürren zu verstehen, um was es ging, und sie machten ihren Flug schneller und zielgerichteter. Plötzlich wich die dichte Schwärze dem grauen Zwielicht der inneren Erde, und voraus öffnete sich eine jener flachen, sterilen Ebenen, auf denen die Ghoule bevorzugt hocken und nagen. Vereinzelte Grabsteine und knöcherne Überbleibsel sprachen von den Bewohnern dieses Ortes; und als Carter ein lautes Fiepen höchster Dringlichkeit ausstieß, entließen ein Dutzend Gruben ihre ledrigen, hundeähnlichen Insassen. Die Dunkel-Dürren flogen jetzt tiefer und stellten ihren Passagier auf die Füße, danach zogen sie sich etwas zurück und bildeten einen zusammengedrängten Halbkreis, während die Ghoule den Neuankömmling begrüßten.
Carter plapperte der grotesken Gesellschaft rasch und ausführlich seine Botschaft zu, und vier davon brachen sogleich durch verschiedene Grubengänge auf, um die Nachricht zu verbreiten und alle für eine Rettungsaktion verfügbaren Truppen zu sammeln. Nach einer ausgedehnten Wartezeit tauchte ein Ghoul von einiger Wichtigkeit auf und machte den Dunkel-Dürren bedeutungsvolle Zeichen, worauf zwei der letzteren in die Nacht davonflogen. Danach erfuhr die dichtgedrängte Schar der Dunkel-Dürren auf der Ebene einen ständigen Zustrom, bis schließlich der schleimige Boden völlig schwarz von ihnen war. Inzwischen krochen aus den Gruben neue Ghoule, einer nach dem anderen, alle aufgeregt plappernd und sich zu einer kruden Schlachtordnung unweit der Dunkel-Dürren formierend. Zur rechten Zeit erschien jener stolze und einflußreiche Ghoul, der einstige Künstler Richard Pickman aus Boston, und ihm erstattete Carter sehr eingehend über das Vorgefallene Bericht. Der ehemalige Pickman, entzückt seinen Freund wiederzutreffen, schien ungemein beeindruckt und konferierte, ein wenig abseits der wachsenden Menge, mit anderen Anführern. Endlich, nach sorgfältiger Durchmusterung der Reihen, fiepten alle versammelten Anrührer unisono und begannen der Horde aus Ghoulen und Dunkel-Dürren Befehle zuzuplappem. Eine große Abteilung der gehörnten Flieger verschwand sofort, während sich die übrigen paarweise gruppierten und mit ausgestreckten Vorderbeinen hinknieten, um die Ankunft der Ghoule zu erwarten. Erreichte ein Ghoul das ihm zugewiesene Paar der Dunkel-Dürren, wurde er hochgehoben und in die Schwärze davongetragen; und zuletzt war die ganze Schar bis auf Carter, Pickman, einige andere Anführer und wenige Paare der Dunkel-Dünen verschwunden. Pickman legte dar, daß die Dunkel-Dürren den Ghoulen als Vorhut und Schlachtrösser dienten, und daß die Armee gen Süden zog, um sich der Mondbestien anzunehmen. Dann schritten Carterund die Ghoulanführer auf die wartenden Träger zu und wurden von den klammen, schlüpfrigen Pfoten in Empfang genommen. Noch ein Augenblick, dann wirbelten alle durch Wind und Dunkelheit; endlos hinauf, hinauf, hinauf zum Tor der geflügelten Löwen und den gespenstischen Ruinen des vorzeitlichen Sarkomand.
Als Carter nach einer langen Zeitspanne das sieche Licht von Sarkomands nokturnem Himmel wiedererblickte, wimmelte die weite Zentralplaza von kriegerischen Ghoulen und Dunkel-Dürren. Bald mußte der Tag anbrechen; doch die Armee war so stark, daß auf eine Überrumpelung des Gegners verzichtet werden konnte. Das grünliche Flackern bei den Kais glomm noch immer schwach, obwohl das Fehlen eines ghoulischen Gefiepes anzeigte, daß die Folterung der Gefangenen für den Augenblick vorüber war. Ihren Schlachtrössem und der Horde reiterloser Dunkel-Dürrer leise Anordnungen zuplappemd, schwärmten die Ghoule augenblicks in breiten, wirbelnden Reihen aus und überschwemmten die bleichen Ruinen in Richtung auf das schlimme Feuer. Carter stand jetzt an Pickmans Seite in der vordersten Linie der Ghoule und bemerkte bei ihrer Annäherung an das stinkende Lager den völlig unvorbereiteten Zustand der Mondbestien. Die drei Gefangenen lagen gebunden und reglos neben dem Feuer, während ihre krötenartigen Überwinder in einem ungeordneten Haufen schläfrig hingesunken ruhten. Die fastmenschlichen Sklaven schliefen, und sogar die Wachen drückten sich vor einer Pflicht, die ihnen in diesen Gefilden rein nebensächlich erschienen sein mußte.Der endgültige Ansturm der Dunkel-Dürren und berittenen Ghoule erfolgte mit ungeheurer Wucht; alle grauen, krötenartigen Blasphemien und ihre fastmenschlichen Sklaven wurden von einer Schar Dunkel-Dürrer lautlos überwältigt. Die Mondbestien besaßen bekanntlich keine Stimme; und auch den Sklaven blieb kaum Zeit zum Schreien, ehe sie gummiartige Pfoten zum Schweigen brachten. Die großen, gallertähnlichen Abnormitäten wanden sich unter dem Zugriff der sardonischen Dunkel-Dürren fürchterlich, doch der Stärke dieser schwarzen Greifklauen widerstand nichts. Wehrte sich eine Mondbestie zu heftig, so packte sie ein Dunkel-Dürrer bei den zuckenden rosa Tentakeln und riß daran; dies schien so schmerzhaft, daß das Opfer seinen Widerstand aufgab. Carter hatte ein grausiges Gemetzel erwartet, mußte jedoch entdecken, daß die Ghoule weitaus abgefeimtere Pläne verfolgten. Sie plapperten den Dunkel-Dürren, die die Gefangenen bewachten, einfache Befehle zu und überließen alles übrige ihrem Instinkt; und bald wurden die unglückseligen Kreaturen stumm in den Großen Abgrund davongetragen, um dort gerecht unter Dhole, Gugs, Ghasts und andere Finstemisbewohner verteilt zu werden, deren Speisegewohnheiten für ihre auserwählten Opfer nicht schmerzlos sind. Inzwischen waren die drei gefesselten Ghoule befreit und von ihren siegreichen Artgenossen getröstet worden, während verschiedene Trupps die Umgebung nach eventuell verbliebenen Mondbestien durchkämmten und die übelriechende Galeere am Kai enterten, um sicherzugehen, daß niemand der allgemeinen Niederlage entronnen war. Die Gefangennahme durfte zweifelsfrei als gründlich geglückt gelten, denn die Sieger stießen auf keine weiteren Lebenszeichen. Carter, ängstlich darauf bedacht, sich eine Zutrittsmöglichkeit zum übrigen Traumland zu sichern, drängte sie, die ankernde Galeere nicht zu versenken; und diese Bitte wurde ihm bereitwillig gewährt, als Dank für seinen Bericht über die mißliche Lage des gefangengesetzten Trios. An Bord des Schiffes fanden sie einige höchst kuriose Objekte und Embleme, von denen Carter manche sogleich ins Meer schleuderte.
Ghoule und Dunkel-Dürre teilten sich nun in getrennte Gruppen, und die ersteren befragten die geretteten Kameraden über ihre Erlebnisse. Es ergab sich, daß die drei Carters Anweisung gefolgt waren und vom Verwunschenen Wald über Nir, den Skaihinab nach Dylath-Leen aufbrachen, wozu sie sich in einem abgelegenen Farmhaus noch Menschenkleider stahlen und so gut es ging in der menschlichen Gangart dahintrotteten. In Dylath-Leens Tavernen hatten ihre grotesken Gebärden und Gesichter ziemliches Aufsehen erregt; aber sie hatten die Erkundigungen über den Weg nach Sarkomand solange nicht eingestellt, bis ihnen ein alter Kaufmann endlich Auskunft zu erteilen vermochte. Dann wußten sie, daß für ihre Zwecke nur ein Schiff nach Lelag-Leng in Frage kam, und richteten sich ein, geduldig auf ein solches Boot zu warten.
Doch schändliche Spione hatten zweifellos alles weitergeleitet, denn bald lief eine schwarze Galeere in den Hafen, und die breitmundigen Kaufleute mit den Rubinen luden die Ghoule ein, in einer Taverne mit ihnen zu trinken. Aus einer sinistren, grotesk aus einem einzigen Rubin geschliffenen Flasche wurde Wein eingeschenkt, und danach fanden sich die Ghoule als Gefangene auf der schwarzen Galeere wieder, genauso wie sich Carter dort wiedergefunden hatte. Diesmal jedoch steuerten die unsichtbaren Ruderer nicht den Mond, sondern das antike Sarkomand an; offenbar dazu entschlossen, ihre Gefangenen dem unbeschreibbaren Hohepriester vorzuführen. Sie hatten bei jenem zerrissenen Felsen im Nord-Meer angelegt, den Inquanoks Seeleute meiden, und die Ghoule waren zum erstenmal der rötlichen Herren des Schiffes ansichtig geworden; bei aller Hartgesottenheit, erfüllten sie diese Ausgeburten an verderblicher Formlosigkeit und schrecklichem Gestank mit Übelkeit. Dort wurden sie auch Zeugen der namenlosen Vergnügungen der stationierten krötenhaften Besatzung - solche Vergnügungen, die das nächtliche Geheul gebären, das die Menschen fürchten. Daran hatte sich die Landung beim zerstörten Sarkomand und der Beginn der Folterungen angeschlossen, deren Fortgang durch die entschlossene Rettungsaktion verhindert wurde.
Zunächst diskutierte man nun die künftigen Pläne, wobei die drei geretteten Ghoule einen Überfall auf den zerklüfteten Felsen und die Ausrottung der dortigen krötenähnlichen Besatzung vorschlugen. Dagegen erhoben jedoch die Dunkel-Dürren Einwände; denn die Aussicht eines Fluges über das Wasser behagte ihnen nicht. Die Mehrzahl der Ghoule begünstigte den Plan, wußte aber nicht, wie er sich ohne die Hilfe der geflügeltenDunkel-Dürren bewerkstelligen ließ. Als Carter merkte, daß sie sich auf die Navigation der Galeere nicht verstanden, unterbreitete er ihnen das Angebot, sie im Gebrauch der großen Ruderbänke zu unterweisen; dieses Anerbieten traf auf begeisterte Zustimmung. Der graue Tag war gekommen, und unter dem bleifarbenen nördlichen Himmel marschierte eine ausgesuchte Abteilung von Ghoulen in den Schiffsbauch und nahm auf den Ruderbänken Platz. Carter fand heraus, daß sie recht schnell Fortschritte machten, und noch vor der Nacht hatte er mehrere Versuchsfahrten riskiert. Trotzdem erschien es ihm erst drei Tage später geraten, die Eroberungsfahrt zu versuchen. Mit geübten Ruderern und im Vorderkastell verstauten Dunkel-Dürren setzte die Gesellschaft dann endlich Segel; und Pickman und die übrigen Anführer versammelten sich auf Deck und besprachen die Methode der Annäherung und des weiteren Vorgehens.
In der allerersten Nacht ertönte das Geheul von dem Felsen. Bei seinem Klang erbebte die gesamte Besatzung, aber am heftigsten zitterten die drei geretteten Ghoule, die um die Bedeutung dieses Geheuls nur allzugut wußten. Den Versuch einer nächtlichen Attacke hielt man nicht für tunlich, und so lag das Schiff unter den phosphoreszierenden Wolken und wartete auf die Dämmerung eines grauen Tages. Als genug Licht herrschte und das Geheul verstummt war, legten sich die Ruderer wieder in die Riemen, und die Galeere näherte sich mehr und mehr jenem zerrissenen Felsen, der seine granitenen Zinnen phantastisch in den stumpfen Himmel krallte. Die Flanken des Felsens waren überaus steil; aber hier und dort konnte man auf Simsen die bauchigen Mauern befremdlicher, fensterloser Behausungen und die niedrigen Geländer erkennen, die geschäftige, breite Wege sicherten. Kein Schiff der Menschen war diesem Ort jemals so nahe gewesen, wenigstens nicht, um ihn anschließend wieder zu verlassen; doch Carter und die Ghoule verspürten keine Angst und hielten stetig auf ihn zu; sie umrundeten die östliche Seite und suchten nach den Kais, deren Lage das gerettete Trio in einem von schroffen Vorgebirgen gebildeten Hafen auf der Südseite angab.
Besagte Vorgebirge stellten Ausläufer der eigentlichen Insel dar und stießen so dicht aneinander, daß jeweils nur ein Schiff zwischen ihnen passieren konnte. Hier draußen schienen keine Wachen postiert, deshalb steuerte die Galeere dreist durch die klammähnliche Meerenge und in das träge, faulige Hafenbecken dahinter. Dort hingegen herrschte reges Treiben; mehrere Schiffe lagen an einem widerlichen Steinkai vor Anker, und am Pier hantierten Dutzende der fastmenschlichen Sklaven und Mondbestien mit Lattenkäfigen und Kisten oder trieben namenlose und fabelhafte Ungeheuerlichkeiten an, die sie vor rumpelnde Karren gespannt hatten. Von der kleinen, aus dem vertikalen Kliff über den Kaianlagen herausgehauenen Stadt schraubte sich eine kurvenreiche Straße zu den höhergelegenen Vorsprüngen des Felsens. Was im Inneren dieses unheilschwangeren Granitgipfels liegen mochte, konnte niemand ahnen, doch die Dinge, die man draußen antraf, waren alles andere als ermutigend.
Beim Anblick der einlaufenden Galeere verriet die Menge am Kai Anzeichen höchster Neugier; diejenigen, die Augen besaßen, schauten angestrengt, und die, die keine besaßen, ringelten erwartungsvoll ihre rosa Tentakeln. Sie merkten natürlich nicht, daß das Schiff in andere Hände übergegangen war; denn Ghoule sehen den gehörnten und behuften Fastmenschlichen sehr ähnlich, und die Dunkel-Dürren lauerten unsichtbar im Bauch des Schiffes. Zu diesem Zeitpunkt stand der Plan der Anführer bis ins Detail fest; er sah vor, die Dunkel-Dürren gleich bei der ersten Berührung mit der Kaimauer loszulassen, um dann direkt wieder abzusegeln und alles übrige dem Instinkt dieser beinahe geistlosen Kreaturen anheimzustellen. Auf dem Felsen ausgesetzt, würden die gehörnten Flieger zu allererst einmal jedes lebende Wesen packen, dessen sie dort habhaft werden konnten, und danach, einzig von dem Verlangen getrieben, nach Hause zurückzukehren, ihre Scheu vor dem Wasser vergessen und schnell zum Abgrund fliegen, um dort ihre stinkende Beute der entsprechenden Bestimmung in der Finsternis zuzuführen, der schwerlich irgend etwas lebend entkäme.
Der Ghoul, der Pickman war, begab sich jetzt unter Deck und erteilte den Dunkel-Dürren ihre simplen Instruktionen, währenddem das Schiff in unmittelbare Nähe der ominösen und übelriechenden Kaianlagen glitt. Plötzlich entstand am Pier eine neuerliche Unruhe, und Carter stellte fest, daß die Manöver der Galeere begonnen hatten, Mißtrauen zu erregen. Offenbar lief der Steuermann nicht das richtige Dock an, und mittlerweile war den Beobachtern der Unterschied zwischen den gräßlichen Ghoulen und den fastmenschlichen Sklaven, deren Plätze sie einnahmen, aufgefallen. Jemand mußte heimlich Alarm ausgelöst haben, denn urplötzlich quoll eine Horde der mephitischen Mondbestien aus den kleinen schwarzen Toreingängen der fensterlosen Häuser und drängte die krumme Straße rechter Hand hinab. Ein Hagel merkwürdiger Wurfspieße, der zwei Ghoule fällte und einen weiteren leicht verwundete, prasselte auf die Galeere nieder, als ihr Bug den Kai rammte; doch da flogen auch schon sämtliche Luken auf und entsandten eine schwarze Wolke wirbelnder Dunkel-Dürrer, die wie eine Rotte gehörnter Riesenfledermäuse über die Stadt herfielen.
Die gallertigen Mondbestien hatten einen mächtigen Bootshaken herbeigeschafft, mit dem sie versuchten, das angreifende Schiff vom Kai wegzustoßen, doch als die Dunkel- Dürren über sie herfielen, gaben sie jeden Gedanken daran auf. Es war ein schreckliches Schauspiel, diese gesichtslosen, gummiartigen Kitzler ihren Vergnügungen nachgehen zu sehen und ungeheuer eindrucksvoll, wie sich ihre dichte Wolke über die Stadt und die gewundene Straße hinauf zu den höhergelegenen Bereichen ausbreitete. Manchmal ließ eine Gruppe der schwarzen Flatterer einen krötenhaften Gefangenen versehentlich aus der Luft fallen, und die Art, wie das Opfer dann zerplatzte, beleidigte Auge und Ohr aufs höchste. Als der letzte Dunkel-Dürre von Bord der Galeere war, plapperten die ghoulischen Anführer einen Rückzugsbefehl, und die Ruderer zogen zwischen den grauen Vorgebirgen hindurch ruhig aus dem Hafen, während in der Stadt weiterhin das Chaos der Schlacht und Eroberung regierte.
Der Ghoul Pickman gewährte dem rudimentären Verstand der Dunkel-Dürren eine mehrstündige Frist, um die Angst vor dem Flug über das Meer zu überwinden, blieb mit der Galeere etwa eine Meile vor dem zerklüfteten Felsen abwartend liegen und verband die Wunden der Verletzten. Die Nacht fiel herein, und das graue Zwielicht wich der kränklichen Phosphoreszenz niedrighängender Wolken, und ununterbrochen suchten die Anführer die hohen Gipfel jenes verfluchten Felsens nach Anzeichen für den Flug der Dunkel-Dürren ab. Gegen Morgen schwebte ein schwarzer Fleck zaghaft über den höchsten Zinnen, und kurz darauf hatte sich der Fleck in einen Schwarm verwandelt. Knapp vor Tagesanbruch schien sich der Schwarm zerstreuen zu wollen und war innerhalb einer Viertelstunde in der Feme gen Nordosten völlig verschwunden. Ein oder zweimal glaubte man aus dem lichter werdenden Schwarm etwas ins Meer fallen zu sehen;
aber Carter machte sich deswegen keine Gedanken, denn er wußte aus eigener Anschauung, daß die krötenähnlichen Mondbestien nicht schwimmen konnten. Als die Ghoule zuletzt die Überzeugung gewonnen hatten, daß alle Dunkel-Dürren samt ihrer todgeweihten Last nach Sarkomand und zum Großen Abgrund aufgebrochen waren, glitt die Galeere zwischen den grauen Vorgebirgen hindurch zurück in den Hafen; und die ganze große Gesellschaft ging an Land und durchstöberte neugierig den kahlen Felsen mit seinen aus dem soliden Stein gehauenen Türmen und luftigen Unterkünften und Befestigungen.
Als geradezu fürchterlich entpuppten sich die in jenen schlimmen und fensterlosen Krypten entdeckten Geheimnisse; denn an Überresten abgebrochener Vergnügungen fand sich vieles und, was die Entfernung von seinem ursprünglichen Zustand anlangte. Unterschiedlichstes. Carter schaffte bestimmte Dinge beiseite, die auf gewisse Weise von Leben erfüllt waren, und floh Hals über Kopf vor einigen anderen, die mehr als zweifelhaft auf ihn wirkten. Die Einrichtung der von Gestank erfüllten Häuser erschöpfte sich zumeist in aus Mondbäumen geschnitzten Schemeln und Bänken, und ihr Inneres war mit namenlosen und wahnsinnigen Mustern ausgemalt. Zahllose Waffen, Utensilien und Embleme lagen umher, darunter auch ein paar große Idole ganz aus Rubin, die sonderbare Wesen darstellten, die nicht auf die Erde gehörten. Letztere luden trotz des Materials, aus dem sie gefertigt waren, weder zur Aneignung noch längeren Betrachtung ein; und Carter unterzog sich der Mühe, fünf davon in kleine Stücke zu zertrümmern. Die verstreuten Speere und Wurfspieße sammelte er ein und verteilte sie mit Pickmans Zustimmung unter die Ghoule. Solche Gerätschaften waren den hundeartigen Wesen neu, doch auf Grund ihrer relativ einfachen Beschaffenheit, genügten wenige knappe Hinweise, um den Ghoulen ihre Handhabung zu erklären.
Die oberen Felspartien bargen mehr Tempel als Privatunterkünfte, und in zahlreichen der in den Fels geschlagenen Zimmer fanden sich entsetzlich gemeißelte Altäre und bedenklich befleckte Weihbecken und Schreine zur Anbetung von monströseren Wesenheiten als der wilden Götter oben auf dem Kadath.Im Hintergrund eines weitläufigen Tempels öffnete sich eine niedrige, schwarze Passage, der Carter bei Fackelschein tief in den Felsen hinein folgte, bis er in einer lichtlosen Kuppelhalle von gewaltigen Ausmaßen anlangte, deren Gewölbe dämonische Ritzzeichnungen bedeckten und in deren Zentrum ein fauliger und bodenloser Schacht gähnte, ähnlich demjenigen im gräßlichen Monasterium von Leng, wo einsam der unbeschreibbare Hohepriester brütet. Am entgegengesetzten, schattenreichen Ende jenseits des stinkenden Schachtes glaubte er eine schmale Tür aus eigenartig getriebener Bronze wahrzunehmen; doch irgendwie fürchtete er sich auf unerklärliche Weise davor, sie zu öffnen, ja sogar sich ihr zu nahem, und er hastete durch die Kaverne zu seinen unschönen Verbündeten zurück, die mit einer Behaglichkeit und Ungezwungenheit umherschlenderten, die er kaum zu teilen vermochte. Die Ghoule waren auf die liegengebliebenen Lustbarkeiten der Mondbestien gestoßen und hatten auf ihre Art davon profitiert. Sie hatten außerdem ein Oxhoftfaß starken Mondweins gefunden, das sie zum Zweck des Abtransportes und der späteren Verwendung bei diplomatischen Unterhandlungen zu den Kais rollten, obwohl das gerettete Trio eingedenk der von ihm in Dylath-Leen erfahrenen Wirkung, seine Gefährten eindringlich davor gewarnt hatte, etwas davon zu kosten. In einer der wassernahen Höhlen lagerte ein großer Vorrat sowohl roher wie auch bearbeiteter Rubine aus lunaren Bergwerken; aber als die Ghoule merkten, daß sie zum Essen nicht taugten, da verloren sie rasch alles Interesse daran. Und auch Carter versuchte nicht, einige Stücke mitzunehmen, denn dazu wußte er zuviel über diejenigen, die sie zu Tage gefördert hatten.
Plötzlich schrillte von den Wachen am Kai ein aufgeregtes Fiepen herüber, und all die widerlichen Plünderer vergaßen ihr Treiben und drängten sich am Uferbezirk, um aufs Meer hinauszustarren. Zwischen den grauen Vorgebirgen hindureh kam eine neue schwarze Galeere rasch näher, und es konnte sich nur um Augenblicke handeln, bis die auf Deck versammelten Fastmenschlichen die Invasion der Stadt entdecken und die monströsen Dinge im Schiffsbauch alarmieren würden. Glücklicherweise trugen die Ghoule noch immer die Speere und Wurfspieße bei sich, die Carter unter sie verteilt hatte; und auf seinen Befehl hin, den das Wesen, das Pickman war, unterstützte, formierten sie sich zu einer Schlachtreihe und hielten sich bereit, die Landung des Schiffes zu verhindern. Augenblicklich bezeugte ein erregter Tumult auf der Galeere, daß die Besatzung die veränderte Lage der Dinge entdeckt hatte, und wie der sofortige Stillstand des Schiffes bewies, war auch die zahlenmäßige Überlegenheit der Ghoule vermerkt und in Betracht gezogen worden. Nach kurzem Zögern wendeten die Neuankömmling ruhig und segelten zwischen den Vorgebirgen hindurch wieder davon; aber die Ghoule glaubten nicht eine Sekunde lang daran, daß der Konflikt damit vermieden war. Denn entweder würde das dunkle Schilf Verstärkung holen oder die Mannschaft würde anderswo auf der Insel eine Landung versuchen; deshalb schickte man unverzüglich einen Spähtrupp zum Gipfel los, der sich über die Absichten des Feindes ins Bild setzen sollte.
Bereits nach wenigen Minuten kehrte ein atemloser Ghoul mit der Meldung zurück, daß die Mondbestien und Fastmenschlichen auf der hafenabgewandten Flanke des mehr östlich gelegenen zackigen Vorgebirges landeten und geheime Pfade und Simse hochkletterten, die nicht einmal eine Ziege sicher begehen könnte. Beinahe unmittelbar darauf erschien die Galeere erneut zwischen der klammähnlichen Meerenge, wenn auch nur für Sekunden. Einen Augenblick später keuchte dann ein zweiter Bote vom Gipfel herunter und berichtete, daß ein weiterer Trupp auf dem anderen Vorgebirge an Land ginge und beide Abteilungen weitaus stärker seien, als die Größe der Galeere habe vermuten lassen. Das Schiff selbst, das mit nur einer spärlich bemannten Ruderbank langsam dahinglitt, geriet bald zwischen den Klippen in Sicht und drehte dann in dem stinkenden Hafen bei, so als wolle es den bevorstehenden Kampf verfolgen und sich für alle Fälle bereithalten.
Inzwischen hatten Carter und Pickman die Ghoule in drei Gruppen geteilt; zwei sollten den beiden herandringenden Kolonnen entgegentreten, und die dritte in der Stadt verbleiben. Die beiden ersten kletterten unverzüglich die Felsen in der entsprechenden Richtung hinauf, während die letzte in eine Land- und eine Seeabteilung gegliedert wurde. Die Seeabteilung, die Carter unterstand, begab sich an Bord der ankernden Galeere und ruderte hinaus, um der unterbesetzten Galeere der Neuankömmlinge zu begegnen, worauf sich diese durch die Meerenge aufs offene Meer zurückzog. Carter setzte ihr nicht gleich nach, da er wußte, daß er in der Nähe der Stadt womöglich dringender gebraucht wurde.
Unterdessen waren die furchtbaren Reihen der Mondbestien und Fastmenschlichen auf die Gipfel der Vorgebirge hinaufgestolpert und zeigten zu beiden Seiten ihre schockierenden Schattenrisse gegen den grauen Zwielichthimmel. Die dünnen, höllischen Flöten der Invasoren hatten jetzt zu winseln begonnen, und der generelle Effekt dieser hybriden, halbamorphen Prozessionen war genau so ekelerregend wie der abstoßende Gestank, den die krötenähnlichen, lunaren Blasphemien verströmten. Dann schwärmten die beiden Ghoulabteilungen ins Blickfeld und vervollständigten das Schattenrißpanorama. Wurfspieße flogen von beiden Seiten, und das anschwellende Gefiepe der Ghoule und bestialische Geheul der Fastmenschlichen vermischte sich allmählich mit dem höllischen Gewinsel der Flöten zu dem irrsinnigen und unbeschreiblichen Chaos einer dämonischen Kakophonie. Von den schmalen Kämmen der Vorgebirge stürzten ab und zu Körper ins offene Meer oder ins Hafenbecken, die im letztgenannten Fall schnell von gewissen submarinen Lauerem hinabgesaugt wurden, die ihre Gegenwart nur durch ungeheure burrbelnde Blasen anzeigten.
Eine halbe Stunde langt tobte diese Doppelschlacht am Himmel, dann waren die Invasoren auf dem westlichen Kliff völlig aufgerieben. Auf dem östlichen Kliff jedoch, wo anscheinend die Anführer der Mondbestien mitfochten, stand es um die Ghoule nicht so gut; denn sie zogen sich auf die Abhänge des eigentlichen Gipfels zurück. Pickman hatte aus der in der Stadt verbliebenen Abteilung rasche Verstärkungstruppen für diese Front beordert, und diese hatten in den Anfangsphasen des Kampfes tüchtig geholfen. Als dann die Schlacht im Westen vorüber war, eilten die siegreichen Überlebenden ihren hartbedrängten Kameraden zu Hilfe; sie erzwangen die Wende und trieben die Invasoren über den engen Grat des Vorgebirges zurück. Die Fastmenschlichen waren zu diesem Zeitpunkt bereits alle erschlagen, doch die krötenähnlichen Schrecken setzten sich mit den großen Speeren, die ihre starken und abstoßenden Pfoten umklammerten, verzweifelt zur Wehr. Die Zeit der Wurfspieße war fast vorbei, und der Kampf geriet zu einem Handgemenge der wenigen Speerträger, die auf jenem schmalen Kamm Platz fanden.
Mit zunehmender Wut und Rücksichtslosigkeit stieg auch dieAnzahl derer, die ins Meer stürzten, erheblich. Diejenigen, die in den Hafen fielen, ereilte ein namenloser Untergang durch die unsichtbaren Burrbler; doch einigen von denen, die ins offene Meer fielen, gelang es, zum Fuß der Kliffe zu schwimmen oder Gezeitenfelsen zu erreichen; und auch die vor der Küste kreuzende Galeere des Feindes fischte mehrere Mondbestien auf. Die Kliffe erwiesen sich außer dort, wo die Monster an Land gegangen waren, als unbesteigbar, und so konnten die Ghoule auf den Felsen nicht in ihre eigenen Reihen zurückkehren. Einige starben unter den Wurfspießen der gegnerischen Galeere oder der Mondbestien oben, doch überlebten auch manche, um später gerettet zu werden. Als die Sicherheit der Landabteilung gewährleistet schien, schoß Carters Galeere zwischen den Vorgebirgen hindurch und jagte das feindliche Schiff weit aufs Meer hinaus;
zwischendurch unterbrach man die Fahrt, um die auf den Felsen festsitzenden Ghoule an Bord zu holen. Mehrere auf die Felsen und Riffe gespülte Mondbestien wurden schleunigst beseitigt. Als die Galeere der Mondbestien schließlich in sicherer Entfernung trieb und die angreifende Landarmee an einem Punkt gebunden war, setzte Carter auf dem östlichen Vorgebirge im Rücken des Gegners eine beträchtliche Streitmacht ab; danach dauerte der Kampf nun wirklich nicht mehr lange. Unter dem Ansturm von zwei Seiten waren die stinkenden, plumpen Mondbestien rasch in Stücke gehauen oder ins Meer gestoßen; und am Abend befanden die ghoulischen Anführer einhellig, daß die Insel wieder von ihnen gesäubert sei. Die feindliche Galeere indes blieb verschwunden; und man beschloß, den üblen, zerrissenen Felsen lieber zu räumen, ehe eine überwältigende Horde der lunaren Scheußlichkeiten aufgeboten und gegen die Sieger geführt werden könnte.
Nachts scharten Pickman und Carter alle Ghoule um sich, zählten sie sorgfältig und stellten fest, daß die in den Schlachten des Tages erlittenen Verluste ein Viertel überstiegen. Die Verwundeten wurden in der Galeere auf Kojen gebettet, denn Pickman wirkte unablässig der althergebrachten ghoulischen Sitte entgegen, die eigenen Verletzten zu töten und zu verspeisen; und die tauglichen Truppen wurden an die Ruder oder auf solche Posten verwiesen, die sie am besten auszufüllen vermochten. Unter den matt phosphoreszierenden Nachtwolken segelte die Galeere ab, und Carter bedauerte es nicht, die Insel unheilsamer Geheimnisse zu verlassen, deren lichtlose Kuppelhalle mit ihrem bodenlosen Schacht und der widerwärtigen Bronzetür ruhelos durch sein Gemüt zog. Der Morgendämmer traf das Schiff in Sichtweite von Sarkomands ruinösen Basaltkais, wo einige Wachen der Dunkel-Dürren noch immer ausharrten und wie schwarze, gehörnte Wasserspeier auf den geborstenen Säulen und zerbröckelnden Sphinxen jener ehrfurchtgebietenden Stadt kauerten, die vor den Zeitaltem des Menschen lebte und starb.
Die Ghoule schlugen zwischen den zerfallenen Steinen Sarkomands ihr Lager auf und entsandten einen Boten nach genügend Dunkel-Dürren, die ihnen als Streitrösser dienen sollten. Pickman und die übrigen Anführer bedankten sich überschwenglich für die Hilfe, die ihnen Carter geleistet hatte. Und Carter bekam das Gefühl, daß seine Pläne wirklich gut gediehen, und daß er auf die Unterstützung dieser fürchterlichen Verbündeten würde rechnen dürfen, und zwar nicht nur beim Verlassen dieser Region des Traumlandes, sondern auch bei der Weiterführung seiner Ultimaten Suche nach den Göttern oben auf dem unbekannten Kadath und der wunderbaren Stadt im Sonnenuntergang, die sie seinem Schlummer so eigentümlich fernhielten. Folglich sprach er den ghoulischen Anführern von diesen Dingen; erzählte, was er über die kalte Öde wußte, worin der Kadath steht und alles über die monströsen Shantaks und die zu doppelköpfigen Bildnissen behauenen Berge, die ihn bewachen. Er sprach von der Angst der Shantaks vor den Dunkel- Dürren, und davon, wie die gewaltigen, hippocephalischen Vögel kreischend vor den schwarzen Löchern hoch oben in den kahlen, grauen Gipfeln davonfliegen, die Inquanok vom hassenswerten Leng trennen. Er sprach auch von den Dingen, die er aus den Fresken in dem fensterlosen Monasterium des unbeschreibbaren Hohepriesters über die Dunkel-Dürren erfahren hatte; daß sogar die Großen sie fürchteten, und daß ihr Gebieter keinesfalls das kriechende Chaos Nyarlathotep sei, sondern der eisgraue unvordenkliche Nodens, Herr des Großen Abgrunds.
Dies alles plapperte Carter den versammelten Ghoulen zu und umriß dabei gleich jene Bitte, mit der er sich trug, und die er angesichts der Dienste, die er den gummiartigen, hundeähnlichen Wesen erst kürzlich geleistet hatte, nicht für übertrieben erachtete. Er würde sich, so sagte er, sehr gern der Hilfe einer ausreichenden Anzahl Dunkel-Dürrer versichern, um sich von ihnen unbeschadet durch die Luft über das Reich der Shantaks und der behauenen Berge hinaus, hinauf in die kalte Öde tragen zu lassen, jenseits des Umkehrpunktes jeder anderen menschlichen Fußspur. Er wolle zum Onyxschloß oben auf dem unbekannten Kadath in der kalten Öde fliegen, um den Großen die Stadt im Sonnenuntergang abzubitten, die sie ihm versagten, und er sei sicher, die Dunkel-Dürren könnten ihn gefahrlos dorthin bringen; hoch über den Gefahren der Ebene und hinweg über die gräßlichen Doppelköpfe jener behauenen, wachenden Berge, die ewig im grauen Zwielicht hocken. Denn die gehörnten und gesichtslosen Kreaturen brauchten nichts auf der Erde zu fürchten, da sich sogar die Großen vor ihnen ängstigten. Und selbst für den Fall, daß die Anderen Götter, die geneigt sind die Angelegenheiten der milderen Götter der Erde zu überwachen, auf unerwartete Weise eingriffen, hätten die Dunkel-Dürren nichts zu besorgen, denn die äußeren Höllen seien unbedeutende Angelegenheiten für solch stumme und schlüpfrige Flieger, die nicht Nyarlathotep als ihren Meister anerkennen, sondern sich nur vor dem mächtigen und archaischen Nodens beugen.
Eine Schar von zehn oder fünfzehn Dunkel-Dürren, plapperte Carter, würde gewiß hinreichen, jedes Aufgebot der Shantaks in gebührender Entfernung zu halten, obwohl es sich möglicherweise als gut erwiese, sollten einige Ghoule die Gruppe begleiten, um die Kreaturen zu lenken, auf deren Eigenheiten sich ihre ghoulischen Verbündeten besser verstünden als die Menschen. Der Trupp könne ihn an einem geeigneten Punkt innerhalb welcher Mauern die fabelhafte Onyxzitadelle auch immer besitzen mochte, absetzen, während er den Eintritt in das Schloß wagte, um zu den Göttern der Erde zu beten. Falls sich einige Ghoule bereitfänden, ihn in den Thronsaal zu eskortieren, wäre er dankbar, denn ihre Gegenwart würde seiner Bitte zusätzlich Gewicht und Nachdruck verleihen. Hierauf bestünde er jedoch nicht, sondern wünsche allein den Hin- und Rücktransport nach dem Schloß oben auf dem unbekannten Kadath; die abschließende Reise führte dann entweder zu der wunderbaren Stadt im Sonnenuntergang selbst, sollten sich die Götter gewogen zeigen oder zurück zum erdwärts gelegenen Tor des Tieferen Schlummers im Verwunschenen Wald, im Fall, daß seine Gebete fruchtlos blieben. Als Carter sprach, lauschten alle Ghoule mit großer Aufmerksamkeit, und wie sich die Augenblicke aneinanderreihten, schwärzte sich der Himmel mit Wolken jener Dunkel-Dürren, nach denen man Boten ausgesandt hatte. Die geflügelten Schrekken ließen sich in einem Halbkreis um die ghoulische Armee nieder und warteten respektvoll, während die hundeartigen Hauptleute den Wunsch des Reisenden von der Erde bedachten. Der Ghoul, der Pickman war, plapperte ernst mit seinen Gefährten, und am Ende bot man Carter viel mehr an, als er sich bestenfalls erhofft hatte. Wie er die Ghoule bei ihrem Sieg über die Mondbestien unterstützt hatte, so würden sie jetzt ihrerseits ihn unterstützen bei seiner gewagten Reise in Bereiche, aus denen noch niemals jemand wiedergekehrt war; sie würden ihm nicht nur ein paar der verbündeten Dunkel-Dürren, sondern die komplette, hier lagernde Armee aus kampferprobten Ghoulen und frischeingetroffenen Dunkel-Dürren zur Verfügung stellen, mit Ausnahme einer kleinen Abteilung zur Betreuung der gekaperten schwarzen Galeere sowie der Kriegsbeute, die man auf dem zerklüfteten Felsen in der See gemacht hatte. Sie würden in die Luft aufsteigen, wann immer es ihm beliebe, und war der Kadath erst einmal erreicht, würde ihm ein schickliches Gefolge von Ghoulen feierliches Geleit geben, wenn er den Erdgöttern in ihrem Onyxschloß seine Petition vorlegte.
Bewegt von unsagbarer Dankbarkeit und Befriedigung, schmiedete Carter mit den ghoulischen Führern Pläne für seine kühne Reise. Die Armee würde, so beschlossen sie, das gräßliche Leng mit seinem namenlosen Monasterium und den verstreuten Steindörfem in großer Höhe überfliegen, und nur bei den gewaltigen, grauen Zinnen haltmachen, um mit den shantakschreckenden Dunkel-Dürren zu beraten, deren Höhlen die Gipfel wie Waben durchzogen. Dann würden sie, je nach dem Rat, den sie von diesen Bewohnern erhielten, ihren endgültigen Kurs festlegen, und sich dem unbekannten Kadath entweder durch die Wüste der gemeißelten Berge nördlich von Inquanok, oder durch die noch nördlicheren Bezirke des widerlichen Leng selbst nahem. Hündisch und seelenlos wie sie sind, verspürten die Ghoule und Dunkel-Dürren weder Furcht vor dem, was diese unbetretenen Wüsten preisgeben mochten, noch erfüllte sie der Gedanke an den einsam ragenden Kadath und sein Onyxschloß des Mysteriums mit abschreckender Scheu. Gegen Mittag machten sich Ghoule und Dunkel-Dürre zum Abflug bereit, wozu sich jeder Ghoul ein passendes der gehörnten Streitrösser wählte, das ihn tragen sollte. Carter wurde ziemlich weit vorn an der Kolonnenspitze neben Pickman plaziert und dem Ganzen eine Doppelreihe reiterloser Dunkel-Dürrer als Vorhut vorangestellt. Auf ein scharfes Fiepen Pickmans erhob sich die gesamte schockierende Armee in einer alptraumhaften Wolke über den zerbrochenen Säulen und zerbröckelnden Sphinxen des vorzeitlichen Sarkomand; höher und höher, bis sogar das große Basaltkliff hinter der Stadt unter ihnen versank und das kalte, sterile Tafelland von Lengs Umgebung offen vor dem Blick lag. Immer höher flog der schwarze Schwärm, bis sogar das Tafelland klein wurde; und als sie sich nordwärts über das windgepeitschte Plateau des Schreckens mühten, sah Carter mit neuerlichem Schaudern den Zirkel kruder Monolithen und das geduckte, fensterlose Gebäude, von dem er wußte, daß es jene fürchterliche, seidenmaskierte Blasphemie barg, deren Klauen er so knapp entronnen war. Diesmal erfolgte keine Landung, als die Armee fledermausig die sterile Landschaft überhuschte, die matten Feuer der unheilsamen Steindörfer in großer Höhe passierte, und sich keineswegs Zeit nahm, die morbiden Verrenkungen der behuften, gehörnten Fastmenschlichen zu verfolgen, die auf ewig darin pfeifen und tanzen. Einmal sahen sie einen Shantak-Vogel tief unten über die Ebene streichen, doch als er sie bemerkte, kreischte er schädlich auf und flappte in grotesker Panik nach Norden davon.
In der Abenddämmerung erreichten sie die zerklüfteten, grauen Zinnen, die die Barriere von Inquanok bilden, und umschwebten jene sonderbaren Höhlen in Gipfelnähe, die, wie sich Carter entsann, die Shantaks so sehr schreckten. Auf das eindringliche Gefiepe der ghoulischen Anführer hin ergoß sich aus jeder luftigen Kaverne ein Strom gehörnter, schwarzer Flieger, mit denen sich die Ghoule und Dunkel-Dürren der Expedition langwierig und unter häßlichen Gebärden berieten. Es stellte sich bald heraus, daß der beste Weg derjenige über die kalte Öde nördlich von Inquanok wäre, denn die nördlichen Bereiche Lengs seien mit unsichtbaren Fallgruben gespickt, die selbst die Dunkel-Dürren mißbilligten; und in gewissen weißen, hemisphärischen Gebäuden auf kuriosen Bergkuppen konzentrierten sich unergründliche Einflüsse, die von der herkömmlichen Sage unerfreulich mit den Anderen Göttern und ihrem kriechenden Chaos Nyarlathotep in Verbindung gebracht würden.
Vom Kadath wußten die Flatterer von den Gipfeln so gut wie nichts, außer daß im Norden irgendein mächtiges Wunder liegen mußte, über das die Shantaks und die gemeißelten Berge Wache stehen. Sie verwiesen auf angebliche Abnormalitäten der Symmetrie in diesen meilenweiten Weglosigkeiten jenseits, und erinnerten sich an vage Gerüchte über eine Zone, auf der ewige Nacht lastet; doch genaue Angaben konnten sie nicht geben. So bedankten sich Carter und seine Gruppe herzlich bei ihnen, und nachdem sie die allerhöchsten Granitzinnen in Inquanoks Himmel hinein überquert hatten, sanken sie unter die phosphoreszierenden Nachtwolken herab und schauten in der Ferne jene entsetzlichen, hockenden Ungeheuer, die einstmals Berge waren, ehe eine titanische Hand Schreckensbilder in ihren jungfräulichen Fels meißelte.
Dort kauerten sie in einem höllischen Halbkreis, ihre Beine berührten den Wüstensand, und ihre Mitren durchbohrten die luminösen Wolken; sinister, wölfisch und doppelköpfig, mit Antlitzen voll Raserei und mit erhobenen Rechten beobachteten sie dumpf und unheilkündend die Ränder der Menschenwelt, bewachten mit Schrecken die Bereiche einer nördlichen Welt, die nicht des Menschen ist. Ihre gräßlichen Schöße gebaren üble Shantaks mit elephantösen Leibern, doch sie alle flohen unter irrem Gekicher, als die Vorhut der Dunkel-Dürren im nebligen Himmel auftauchte. Nordwärts, hinweg über diese gebirgegroßen Ungeheuer, flog die Armee, und dahin über Meilen trüber Wüste, in der sich keine Landmarke abhob. Immer schwächer leuchteten die Wolken, bis Carter zuletzt nur noch Schwärze um sich herum wahrnahm; aber die geflügelten Schlachtrösser scheuten nie, denn die schwärzesten Krypten der Erde hatten sie gezeugt, und sie sahen nicht mit Augen, sondern mit der ganzen feuchten Oberfläche ihrer schlüpfrigen Körper. Immer weiter flogen sie, durch Winde dubioser Gerüche und Klänge dubioser Bedeutung; immer in tiefster Finsternis, und so ungeheure Räume durchmessend, daß sich Carter fragte, ob sie sich überhaupt noch innerhalb des Traumlandes der Erde befinden konnten.
Dann rissen plötzlich die Wolken auf, und oben leuchteten geisterhaft die Sterne. Unten lag noch alles in Schwärze, doch jene bleichen Leuchtfeuer am Himmel schienen eine Bedeutung und Zielgerichtetheit auszustrahlen, die sie woanders nie besessen hatten. Es lag nicht daran, daß es etwa andere Sternbilder waren, sondern daran, daß dieselben vertrauten Konstellationen jetzt einen Sinn enthüllten, den sie früher nie offenbart hatten. Alles fokussierte sich nach Norden; jede Krümmung, jede Sterngruppe des glitzernden Himmels fügte sich als Teil in ein gewaltiges Muster, dessen Funktion es war, zuerst das Auge und dann den ganzen Betrachter weiterzudrängen, hin zu einem geheimen und entsetzlichen Konvergenzpunkt jenseits der gefrorenen Öde, welche sich endlos voraus erstreckte. Carter blickte gen Osten, wo sich die große Kette der Grenzgipfel über die gesamte Länge Inquanoks hinweg aufgetürmt hatte, und sah gegen die Sterne eine zerklüftete Silhouette, die ihre fortgesetzte Gegenwart bezeugte. Sie wirkte jetzt noch schrundiger, mit gähnenden Klüften und phantastisch erratischen Zinnen; und Carter vertiefte sich in die suggestiven Windungen und Schrägen jenes grotesken Umrisses, der mit den Sternen einen subtilen, nordwärtsgerichteten Drang zu teilen schien.
Sie flogen mit ungeheurer Geschwindigkeit dahin, und der Beobachter hatte alle Mühe, Einzelheiten aufzunehmen; bis er mit einmal genau über der Linie der höchsten Gipfel ein dunkles, sich bewegendes Objekt vor den Sternen ausmachte, dessen Kurs dem seiner eigenen bizarren Gesellschaft genau parallel verlief. Die Ghoule hatten es ebenfalls erspäht, denn ringsumher vernahm er ihr leises Plappern, und für einen Moment glaubte er, das Objekt sei ein gigantischer Shantak, dessen Ausmaße die durchschnittliche Größe der Art immens überstiegen. Bald jedoch stellte er fest, daß diese Theorie nicht standhalten würde;
denn die Form des Dinges über den Bergen gehörte keineswegs irgendeinem hippocephalischen Vogel. Seine, vor den Sternen natürlich nur verschwommen zu erkennende Form glich vielmehr einem gewaltigen, mitrengeschmückten Kopf oder einem ins Unendliche vergrößerten Paar von Köpfen; und sein rascher, hüpfender Flug durch den Himmel schien absonderiicherweise flügellos. Carter vermochte nicht zu entscheiden, auf welcher Seite der Berge es sich befand, entdeckte aber bald, daß es nach unten zu nicht mit jenen Teilen endete, die er zuerst gesehen hatte, denn immer dort, wo sich eine tiefe Kluft in der Bergkette zeigte, verfinsterte es alle Sterne. Dann kam ein breiter Einschnitt im Gebirgsmassiv, wo ein schändlicher Paß, durch den blasse Sterne schimmerten, die gräßlichen Bereiche des transmontanen Leng mit der kalten Öde auf dieser Seite verband. Diesen Einschnitt faßte Carter scharf ins Auge, denn er wußte, daß er vor dem dahinterliegenden Himmel den Unterteil des gewaltigen Dinges, das wogend über den Zinnen flog, im Schattenriß sehen könnte. Das Objekt war jetzt ein wenig vorausgetrieben, und aller Augen hefteten sich auf den Riß, wo es gleich als lebensgroße Silhouette erscheinen mußte. Allmählich näherte sich das ungeheure Ding über den Gipfeln der Kluft, wobei es seine Geschwindigkeit geringfügig verlangsamte, ganz so, als sei es sich bewußt, die ghoulische Armee überholt zu haben. Noch eine Minute unerträglicher Spannung, dann erfolgte der Moment der vollen Silhouette und Enthüllung; er drängte den Ghoulen ein erschrecktes, halbersticktes Fiepen kosmischer Furcht von den Lippen und füllte die ganze Seele des Reisenden mit einem Frösteln, das nie wieder ganz aus ihr gewichen ist. Denn die riesige, schaukelnde Masse, die die Bergkette überragte, war nur ein Kopf - ein mitrengeschmückter Doppelkopf - und unter ihm trabte in entsetzlicher Gewaltigkeit der fürchterliche Leib, der ihn trug; eine berghohe Monstrosität, die sich verstohlen und stumm bewegte; die hyänenhafte Mißgestalt einer gigantischen anthropoiden Figur, die schwarz vor dem Himmel trottete und deren abstoßendes, kegelgekröntes Kopfpaar halbhoch in den Zenith reichte.
Carter verlor nicht die Besinnung, ja, er schrie nicht einmal laut auf, denn er war ein alter Träumer; aber er wandte sich entsetzt um und erschauerte beim Anblick weiterer Silhouetten monströser Köpfe über den Gipfeln, die dem ersten verstohlen hinterherschaukelten. Und genau im Hintergrund ließen sich drei der mächtigen Berggestalten in voller Größe vor den südlichen Sternen sehen; wölfisch und plump schlichen sie, und ihre hohen Mitren nickten Tausende von Fuß hoch in der Luft. Die behauenen Berge waren also nicht mit erhobenen Rechten in jenem starren Halbkreis nördlich von Inquanok kauern geblieben. Sie mußten Pflichten erfüllen und erwiesen sich darin nicht nachlässig. Doch es war schrecklich, daß sie niemals sprachen und nicht einmal beim Schreiten ein Geräusch verursachten.
Inzwischen hatte der Ghoul, der Pickman war, den Dunkel-Dürren einen Befehl zugeplappert, und die ganze Armee schwang sich höher in die Luft. Aufwärts zu den Sternen schoß die groteske Kolonne, bis sich vor dem Himmel nichts mehr abzeichnete; weder die reglose, graue Granitkette, noch die schreitenden gemeißelten Berge. Unten lag alles in Schwärze gehüllt, als die flatternde Legion durch rauschende Winde und unsichtbares Gelächter im Äther nach Norden glitt; und nie erhob sich von den verhexten Wüsten ein Shantak oder eine noch unnennbarere Wesenheit zu ihrer Verfolgung. Je weiter sie kamen, desto schneller flogen sie, bis ihre bestürzende Geschwindigkeit bald die einer Gewehrkugel zu überschreiten und sich der eines Planeten auf seiner Umlaufbahn zu nahem schien. Carter staunte, wie sich die Erde bei einem solchen Tempo noch immer unter ihnen dehnen konnte, doch er wußte, daß die Dimensionen im Land des Traumes seltsame Eigenschaften besitzen. Daß sie sich in einem Reich ewiger Nacht aufhielten, daran hegte er keine Zweifel, und wie ihm schien, hatten die Sternbilder oben ihre nördliche Ausrichtung unmerklich verstärkt; sie rafften sich gewissermaßen auf, die fliegende Armee in die Leere des borealen Pols zu fegen, so wie man die Falten eines Beutels rafft, um die letzten Krümel daraus fortzufegen.
Dann bemerkte er mit Entsetzen, daß die Flügel der Dunkel-Dürren nicht länger flappten. Die gehörnten und gesichtslosen Streitrösser hatten ihre membranartigen Anhängsel zusammengefaltet und überließen sich völlig widerstandslos dem Chaos des Windes, das wirbelte und kicherte, als es sie mit sich davontrug. Eine Macht, die nicht von der Erde stammte, hatte sich der Armee bemächtigt, und Ghoule wie Dunkel-Dürre standen hilflos einem Sog gegenüber, der sie aberwitzig und unbarmherzig nach Norden zog, von wo noch kein Sterblicher zurückkam. Zuletzt sichtete man voraus an der Horizontlinie ein blasses Licht, das bei der weiteren Annäherung immer höher stieg, und darunter wuchs eine schwarze Masse heran, die die Sterne auslöschte. Carter begriff, daß es irgendein Leuchtfeuer auf einem Berg sein mußte, denn nur ein Berg vermochte sich bei diesem so ungeheuer hoch in der Luft gelegenen Beobachtungspunkt, noch derart gewaltig aufzutürmen.
Höher und höher stiegen das Licht und die Schwärze unter ihm, bis die zerklüftete konische Masse das halbe nördliche Firmament verfinsterte. So himmelhoch wie die Armee flog, jenes blasse und sinistre Leuchtfeuer erhob sich höher, türmte sich monströs über allen Gipfeln und Bergen der Erde und schmeckte den atomleeren Aether, worin der kryptische Mond und die irrsinnigen Planeten taumeln. Das war kein von Menschen gekannter Berg, der dort vor ihnen aufragte. Die hohen Wolken tief unten waren seinen Vorbergen nur ein Saum; die tastenden Schwindel der oberen Luft seinen Lenden bloßer Gürtel. Verächtlich und geisterhaft schwang sich die Brücke zwischen Erde und Himmel auf, schwarz in ewiger Nacht und gekrönt von einem Pshent unbekannter Sterne, deren schreckliche und bedeutungsvolle Konturen mit jedem Augenblick klarer hervortraten. Ghoule fiepten vor Wunder, als sie es sahen, und Carter bebte vor Furcht, daß die ganze wirbelnde Armee an dem unerbittlichen Onyx dieser zyklopischen Klippe zerschellen würde.
Höher und höher stieg das Licht, bis es mit den obersten Himmelskörpern des Zeniths verschmolz und in geisterhaftem Spott auf die Fliegenden hinunterblickte. Der ganze Norden darunter war jetzt eine vollständige Schwärze; eine aus unendlichen Tiefen in unendliche Höhen reichende, schreckliche, steinige Schwärze, auf der nur jenes fahlblinkende Leuchtfeuer unerreichbar am äußersten Gesichtsrand hockte. Carter betrachtete das Licht genauer und erkannte zuletzt die Linien, die sein tintiger Hintergrund vor den Sternen malte. Türme standen auf diesem titanischen Gebirgsgipfel; entsetzliche Kuppeltürme in verderblichen und unberechenbaren Reihen und,Gruppierungen, die jede erdenkliche Kunstfertigkeit des Menschen überstiegen; staunenswerte und bedrohliche Festungsmauern und Terrassen, alles zeichnete sich winzig, schwarz und fern vor dem Sternendiadem ab, das am obersten Blickfeld feindselig glühte. Gekrönt wurde dieser unermeßlichste aller Berge von einem Schloß jenseits allen menschlichen Denkens, und in ihm glühte das Dämonenlicht. Da wußte Randolph Carter, daß seine Suche zu Ende war, und daß er über sich das Ziel aller unerlaubter Schritte und kühnen Visionen sah; die fabulöse, die unglaubliche Heimstatt der Großen oben auf dem unbekannten Kadath.
Gerade als ihm dies dämmerte, bemerkte Carter eine Kursänderung der hilflos vom Wind gezerrten Expedition. Sie stiegen abrupt höher, und der Fokus ihres Fluges lag eindeutig in dem Onyxschloß, wo das fahle Licht schien. Der große schwarze Berg rückte so dicht, daß seine Flanken schwindelerregend an ihnen vorbeirasten, als sie aufwärtsschossen, und in der Dunkelheit vermochten sie nichts darauf zu erkennen. Immer gewaltiger wuchsen die finsteren Türme des umnachteten Schlosses oben heran, und Carter konnte sehen, daß es in seiner Maßlosigkeit beinahe an Blasphemie grenzte. Seine Steinquader mochten sehr wohl von namenlosen Arbeitern in jenem entsetzlichen Schlund gebrochen worden sein, den man in den Felsen des Bergpasses im Norden Inquanoks gerissen hatte, denn es war so groß, daß ein Mensch, der auf seiner Schwelle stand, der Luft auf den Zinnen der himmelanstrebendsten Festung der Erde glich. Das Diadem unbekannter Sterne über den Myriaden Kuppeltürmchen glomm in einem bläßlichgelben, siechen Flackern, das die trüben Mauern aus schlüpfrigem Onyx in einer Art Zwielicht umspielte. Das fahle Signalfeuer entpuppte sich nun als ein leuchtendes Fenster hoch oben in einem der luftigsten Türme, und als die hilflose Armee der Spitze des Berges näherkam, glaubte Carter unerfreuliche Schatten zu entdecken, die an der matt lumineszierenden weiten Fläche vorüberflitzten. Es war ein sonderbares Bogenfenster in einem der Erde gänzlich fremden Baustil.
Der solide Fels machte jetzt den gigantischen Fundamenten des monströsen Schlosses Platz, und es schien, als ließe die Geschwindigkeit der Gruppe etwas nach. Gewaltige Wände schössen empor, und da war die Andeutung eines großen Tores, durch das die Reisenden geschwemmt wurden. In dem titanischen Hof regierte einzig die Nacht, und dann folgte die tiefere Schwärze der innersten Anlagen, als ein mächtig gewölbtes Portal die Kolonne verschlang. Kalte Luftwirbel wogten feucht durch unsichtbare Onyxlabyrinthe, und Carter wußte nie zu sagen, welch zyklopische Stufen und Korridore stumm seinen endlosen Taumelflug säumten. Immer aufwärts führte der schreckliche Sturz im Dunkel, und nie zerriß ein Laut, eine Berührung oder ein Lichtschimmer den dichten Mantel des Mysteriums. So groß wie die Armee der Ghoule und Dunkel-Dürren war, verlor sie sich doch in den ungeheuren Leeren jenes mehr als irdischen Schlosses. Und als plötzlich um ihn das geisterhafte Licht jenes einzelnen Turmzimmers floß, dessen luftiges Fenster als Leuchtfeuer gedient hatte, da dauerte es lange, bis Carter die entlegenen Wände und die hohe, ferne Decke unterschied und begriff, daß er sich tatsächlich nicht erneut in der grenzenlosen Atmosphäre draußen befand. Randolph Carter hatte gehofft, mit Haltung und Würde in den Thronsaal der Großen einzuziehen, flankiert und gefolgt von eindrucksvollen Reihen der Ghoule in zeremonieller Ordnung, um sein Gebet als ein freier und mächtiger Meister unter den Träumern zu sprechen. Er hatte gewußt, daß es nicht jenseits der Macht eines Sterblichen lag, den Großen selbst gegenüberzutreten, und er hatte auf das Glück vertraut, daß die Anderen Götter und ihr kriechendes Chaos Nyarlathotep ihnen in dem kritischen Augenblick nicht zu Hilfe eilen würden, so wie sie es schon so oft zuvor getan hatten, wenn der Mensch die Erdgötter in ihrer Heimstatt oder auf ihren Bergen aufsuchte. Und mit seiner gräßlichen Eskorte hatte er halb gehofft, notfalls sogar den Anderen Göttern trotzen zu können, weil er wußte, daß die Ghoule keine Herren haben, und daß die Dunkel-Dürren nicht Nyarlathotep sondern nur den archaischen Nodens als ihren Gebieter anerkennen. Doch jetzt sah er ein, daß der überirdische Kadath in seiner kalten Öde wahrhaftig mit dunklen Wundem und namenlosen Schildwachen gegürtet ist, und daß die Anderen Götter gewißlich sorgsam über die milden, schwächlichen Götter der Erde wachen. Und mangelt den hirnlosen, formlosen Blasphemien des äußeren Raumes auch die Herrschaft über Ghoule und Dunkel-Dürre, so können sie sie, wenn es sein muß, dennoch bändigen; und also zog Randolph Carter mit seinen Ghoulen nicht als freier und mächtiger Meister unter den Träumern in den Thronsaal der Großen ein. Von nachtmahrischen Stürmen der Steme angeschwemmt und zusammengepfercht und von unsichtbaren Schrecken der nördlichen Öde gehetzt, so trieb die ganze Armee gefangen und hilflos in dem gespenstischen Licht, und stürzte betäubt auf den Onyxboden hin, als auf einen stummen Befehl die Winde des Entsetzens erstarben.
Randolph Carter war vor keine goldene Estrade getreten, und ebenso fehlte der erhabene Zirkel gekrönter und von einem Halo umgebener Wesen mit engen Augen, großen Ohrläppchen, schmalrückiger Nase und spitzem Kinn, deren Verwandtschaft mit dem gemeißelten Antlitz auf dem Ngranek sie zu jenen stempeln könnte, zu denen ein Träumer wohl beten durfte. Bis auf das eine Turmzimmer lag das Onyxschloß oben auf dem Kadath in Dunkelheit, und seine Gebieter waren fort. Carter war zum unbekannten Kadath in der kalten öde gekommen, aber die Götter hatte er nicht gefunden. Doch noch immer glühte das gespenstische Licht in dem einen Turmzimmer, das kaum geringere Ausmaße besaß, als alles, was draußen lag, und dessen ferne Mauern und Gewölbe sich in kräuselnden Nebeln fast dem Blick entzogen. Es stimmte, die Götter der Erde waren nicht hier, doch an subtileren und weniger greifbaren Erscheinungen konnte es nicht mangeln. Wo die milden Götter nicht zugegen sind, sind die Anderen Götter nicht unvertreten; und gewiß war das Onyxschloß der Schlösser alles andere als unbewohnt. In welch zügelloser Form sich das Entsetzen demnächst offenbaren würde, konnte sich Carter in keiner Weise ausmalen. Er spürte nur, daß man seinen Besuch erwartet hatte, und er fragte sich, wie genau ihn das kriechende Chaos Nyarlathotep hatte all die Zeit über heimlich beobachten lassen. Es ist Nyarlathotep, das Grauen in unendlicher Gestalt und die gefürchtete Seele und der Bote der Anderen Götter, dem die schwammigen Mondbestien dienen; und Carter dachte an die schwarze Galeere, die verschwunden war, als sich das Schlachtenglück gegen die krötenartigen Abnormalitäten auf dem zerrissenen Felsen in der See gewandt hatte.
Als er über diese Dinge nachsann und inmitten seiner alptraumhaften Gesellschaft mühsam auf die Beine kam, dröhnte durch das fahlerleuchtete, schrankenlose Zimmer unvermittelt der gräßliche Stoß einer dämonischen Trompete. Dreimal erscholl der fürchterliche, eherne Schrei, und als die Echos des dritten Stoßes glucksend verhallten, merkte Randolph Carter, daß er allein war. Wohin, warum und wie die Ghoule und Dunkel-Dürren dem Blick entrissen worden waren, vermochte er nicht zu erahnen. Er wußte nur, daß er plötzlich verlassen stand, und daß die unsichtbaren Mächte, die ihn höhnisch umlauerten, keinesfalls zu den Mächten des freundlichen Traumlandes der Erde zählten. Sofort ertönte aus den äußersten Winkeln des Zimmers ein neues Geräusch. Wiederum ein rhythmisches Trompeten;
doch es klang ganz anders als die drei rauhen Stöße, die seine ansehnlichen Kohorten zerstreut hatten. In dieser tiefen Fanfare hallten alle Wunder und Melodien des himmlischen Traumes wieder; exotische Anblicke ungeahnter Schönheit entströmten jedem wunderlichen Akkord und jeder feinsinnig fremden Kadenz. Weihrauchdüfte vermählten sich den goldenen Noten;
und oben schien ein großes Licht auf, seine Farben wechselten in Zyklen, die im Erdspektrum unbekannt sind, und folgten demLied der Trompeten mit zauberhaften symphonischen Harmonien. Fackeln loderten in der Ferne, und Trommelschlag pochte in Wellen gespannter Erwartung näher.
Aus den sich lichtenden Nebeln und der Wolke seltsamer Räucherwerke schälten sich Doppelreihen riesiger, schwarzer Sklaven mit Lendenschürzen aus irisierender Seide. Auf ihren Köpfen waren gewaltige, helmähnliche Fackeln aus glitzerndem Metall festgeschnallt, aus denen sich der Wohlgeruch obskurer Balsame in dampfenden Spiralen verbreitete. In ihren Rechten hielten sie Kristallstäbe, deren Spitzen zu lüsternen Chimären geschnitten waren, während sie mit den Linken lange, dünne Silbertrompeten umfaßten, in die sie in Abständen bliesen. Goldene Arm- und Fußreifen trugen sie, und zwischen jedem Paar Fußreifen spannte sich eine goldene Kette, die ihrem Träger einen gemessenen Schritt aufzwang. Daß es sich um echte schwarze Männer aus dem Traumland der Erde handelte, fiel gleich ins Auge, doch weniger wahrscheinlich schien es, daß ihre Riten und Trachten gänzlich von der Erde stammten. Zehn Fuß von Carter entfernt blieben ihre Reihen stehen, und dann flog abrupt jede Trompete an die wulstigen Lippen ihres Trägers. Wild und ekstatisch erklang der folgende Stoß, und wilder noch der Schrei der direkt danach schwarzen, durch einen sonderbaren Kunstgriff schrilltönenden Kehlen entstieg.
Dann schritt eine einsame Gestalt die breite Straße zwischen den beiden Reihen hinab; eine hochgewachsene, schlanke Gestalt, mit den jungen Zügen eines antiken Pharao, in prismatische Roben gewandet und von einem goldenen Diadem gekrönt, das von innen heraus leuchtete. Dicht vor Carter hin schritt diese königliche Gestalt, deren stolze Haltung und elegante Züge die Faszination eines dunklen Gottes oder gefallenen Erzengels in sich trugen, und in deren Augen das languide Flackern kapriziöser Launen lauerte. Sie sprach, und in ihrer vollen Stimme plätscherte die wilde Musik lethäischer Ströme.
»Randolph Carter«, sagte die Stimme, »du bist gekommen, die Großen zu sehen, die zu sehen den Menschen nicht erlaubt ist. Wächter haben davon gesprochen, und die Anderen Götter grunzten, als sie zum Klang dünner Flöten in der schwarzen Ultimaten Leere hirnlos rollten und taumelten, wo der Dämonen-Sultan brodelt, dessen Namen laut zu nennen kein Mensch wagt. Als Barzai der Weise den Hatheg-Kla erstieg, um die Großen über den Wolken im Mondlicht tanzen und heulen zu sehen, kehrte er nie zurück. Die Anderen Götter waren dort, und sie taten, was zu erwarten stand. Zenig von Aphorat versuchte den unbekannten Kadath in der kalten Öde zu erreichen, und jetzt ziert sein in einem Ring gefaßter Schädel den kleinen Finger Eines, den ich nicht zu nennen brauche.
Doch du, Randolph Carter, bist allen Dingen des Traumlandes mutig begegnet, und brennst noch immer mit der Flamme der Suche. Nicht als Neugieriger kamst du, sondern als einer, der sein Recht sucht; auch hast du nie die Achtung vor den milden Göttern der Erde vermissen lassen. Dennoch haben dich diese Götter von der wunderbaren Stadt im Sonnenuntergang deiner Träume ferngehalten, und nur aus ihrer eigenen, kleinlichen Habsucht; denn es verlangte sie fürwahr nach der überirdischen Schönheit dessen, was deine Phantasie gebildet hat, und sie gelobten, daß hinfort kein anderer Platz ihre Wohnstatt sein sollte.
Sie haben ihr Schloß auf dem unbekannten Kadath verlassen, um in deiner wunderbaren Stadt zu leben. Bei Tage ergehen sie sich in all ihren Palästen aus geädertem Marmor, und wenn die Sonne sinkt, treten sie in die duftenden Gärten hinaus und betrachten den goldenen Glanz auf Tempern und Kolonnaden, Bogenbrücken und Fontänen mit Silberbassins, und breiten Straßen mit blütenüberladenen Urnen und elfenbeinernen Statuen in glühenden Reihen. Und wenn die Nacht kommt, steigen sie auf hohe, tauige Terrassen und sitzen aufgemeißelten Bänken aus Porphyr und folgen dem Lauf der Sterne oder lehnen auf blassen Balustraden, um auf die schroffen Nordhänge der Stadt zu schauen, wo, eins nach dem anderen, kleine Fenster in alten spitzen Giebeln im stillen, gelben Licht heimeliger Kerzen aufscheinen.
Die Götter lieben deine wunderbare Stadt und wandeln nicht länger auf den Pfaden der Götter. Sie haben die hohen Plätze der Erde vergessen und die Berge, die ihre Jugend kannten. Die Erde besitzt keine Götter mehr, die Götter sind, und nur die Anderen vom Außenraum herrschen auf dem verwaisten Kadath. Weit entfernt in einem Tal deiner eigenen Kindheit, Randolph Carter, spielen die achtlosen Großen. Zu gut hast du geträumt, o weiser Erzträumer, denn du hast die Traumgötter aus der Welt der Visionen aller Menschen in jene fortgezogen, die ganz dir gehört; indem du aus den kleinen Phantasien deiner Knabenzeit eine Stadt erbautest, die schöner ist, denn alle die voraufgegangenen Phantome.
Es taugt nicht, daß die Erdgötter ihre Throne der Spinne überlassen, auf daß sie dort ihr Netz webe, und ihr Reich den Anderen, auf daß sie es nach der Art der Anderen regieren. Freudig brächten die Mächte vom Draußen Chaos und Grauen über dich, Randolph Carter, der du der Grund für ihren Verdruß bist, wüßten sie nicht, daß nur durch dich die Götter in ihre Welt zurückgesandt werden können. In jenes halbwache Traumland, das dir gehört, vermag keine Macht der äußersten Nacht zu folgen; und nur du kannst die selbstsüchtigen Großen sanft aus dieser wunderbaren Stadt im Sonnenuntergang schicken, zurück durch das nördliche Zwielicht nach ihrem gewohnten Platz oben auf dem unbekannten Kadath in der kalten Öde.
Deshalb, Randolph Carter, verschone ich dich im Namen der Anderen Götter und befehle dir, jene Stadt im Sonnenuntergang zu suchen, die dir gehört und daraus die trägen, müßiggehenden Götter zu verweisen, auf die die Traumwelt wartet. Nicht schwer zu finden ist dies rosenfarbene Fieber der Götter, diese Fanfare himmlischer Trompeten und das Geschmetter unvergänglicher Zimbeln, dieses Mysterium, dessen Stätte und Bedeutung dich durch die Hallen des Wachens und über die Abgründe des Träumens heimsuchten und dich quälten mit Andeutungen versunkener Erinnerung und dem Schmerz über verlorene Dinge, ehrfurchtgebietend und wichtig. Nicht schwer zu finden ist dieses Symbol und Relikt aus den Tagen deines Staunens, denn wahrlich, es ist nur der beständige und ewige Edelstein, worin all jenes Wunder kristallisiert funkelt, um deinem abendlichen Weg zu leuchten. Siehe! Nicht über unbekannte Meere, sondern zurück über wohlvertraute Jahre muß deine Suche führen; zurück zu den strahlenden, sonderbaren Dingen der Kindheit und den flüchtigen, sonnüberfluteten magischen Eindrücken, die alte Szenen verwunderten jungen Augen bescherten.
Denn wisse, deine goldene und marmorne Stadt der Wunder ist nur die Summe dessen, was du in der Jugend geschaut und geliebt hast. Es ist die Pracht von Bostons Hügeldächem und Westfenstem flammend in Sonnenuntergang; des blütenduftenden Parks und der großen Kuppel auf dem Hügel und des Dickichts der Giebel und Kamine in dem violetten Tal, wo der vielbrückige Charles träge fließt. Diese Dinge sahst du, Randolph Carter, als dich dein Kindermädchen zum erstenmal im Wagen durch den Frühling schob, und sie werden das Letzte sein, was du je mit den Augen der Erinnerung und der Liebe anschauen wirst. Und dort ist das antike Salem mit seinen brütenden Jahren, und das gespenstische Marblehead, das seine felsigen Klippen in vergangene Jahrhunderte stürzt, und die Pracht von Salems Türmen und Helmdächem, wie man sie aus der Ferne von Marbleheads Weiden aus über den Hafen gegen die sinkende Sonne schaut.
Dort ist Providence, schmuck und herrschaftlich auf seinen sieben Hügeln über dem blauen Hafen, mit grünen Terrassen, die zu Kirchtürmen und Zitadellen lebendig bewahrter Altertümlichkeit hinaufführen, und Newport, das gleich einer Geistererscheinung hinter seiner verträumten Mole aufsteigt. Arkham ist da, mit seinen moosgrünen Walmdächern und den sich felsig wellenden Wiesen dahinter; und das vorsintflutliche Kingsport, altersgrau mit Schomsteinkästen und verödeten Kais und überhangenden Giebeln und dem Wunder steiler Klippen und dem milchig-dunstenden Ozean mit schwankenden Bojen jenseits.
Kühle Täler in Concord, Pflasterstraßen in Portsmouth, dämmerige Wegbiegungen im ländlichen New Hampshire, wo gigantische Ulmen weiße Farmhausmauem und kreischende Brunnenschwengel halb verdecken. Gloucesters salzige Piere und Truros windgeschüttelte Weiden. Ansichten femer, turmgeschmückter Städte und Hügel entlang der North Shore; verschwiegene, steinige Hänge und niedrige, efeubewachsene Cottages im Schütze gewaltiger Felsblöcke von Rhode Islands Hinterland. Geruch des Meeres und Duft der Felder, Zauber der dunklen Wälder und Glück der Obstplantagen und Gärten in der Dämmerung. Dies alles, Randolph Carter, ist deine Stadt; denn du bist es selbst. New England gebar dich, und in deine Seele goß es eine sanfte Lieblichkeit, die nicht sterben kann. Diese Lieblichkeit, durch Jahre des Erinnerns und Träumens geformt, kristallisiert und verfeinert, ist dein terrassiertes Wunder flüchtiger Sonnenuntergänge; und um jene Marmorbrustwehr mit den seltsamen Urnen und der gemeißelten Balustrade zu finden, und schließlich jene endlosen geländerflankierten Stufen zu der Stadt mit den breiten Straßen und prismatischen Fontänen hinabzusteigen, mußt du dich nur zurückwenden zu den Gedanken und Visionen deiner sehnsuchtsvollen Kindheit. Sieh! Durch dies Fenster leuchten die Sterne ewiger Nacht. Sogar jetzt bescheinen sie die Szenerien, die du gekannt und geliebt hast, laben sich an ihrem Zauber, auf daß sie über den Gärten des Traums noch lieblicher scheinen. Dort ist Antares -er blinkt in diesem Augenblick über den Dächern der Tremont Street, und du könntest ihn von deinem Fenster auf Beacon Hill sehen. Draußen jenseits dieser Sterne gähnen die Schlünde, woraus mich meine hirnlosen Meister gesandt haben. Eines Tages wirst vielleicht auch du sie überqueren, doch wenn du klug bist, wirst du dich vor solcher Torheit hüten; denn von jenen Sterblichen, die dort waren und zurückkehrten, bewahrt nur einer einen von den stampfenden, krallenden Schrecken der Leere unzerrütteten Geist. Greuel und Blasphemien benagen einander um Raum, und die geringeren bergen mehr Übel als die größeren; wie es dir ja auch die Taten jener beweisen, die danach trachteten, dich meinen Händen auszuliefern, während ich kein Verlangen hegte, dich zu zerschmettern, und dir wahrlich schon vor langem würde hierher verholten haben, wäre ich nicht anderswo beschäftigt gewesen und gewiß, daß du den Weg selbst finden würdest. Meide also die äußeren Höllen, und halte fest an den stillen, lieblichen Dingen deiner Jugend. Suche deine wunderbare Stadt auf, und vertreibe aus ihr die treulosen Großen, und sende sie behutsam zu jenen Szenerien ihrer eigenen Jugend zurück, die ungeduldig ihrer Rückkunft harren.
Leichter noch als der Weg dumpfer Erinnerung ist der Weg, den ich für dich bereiten will. Schau! Dort naht, geführt von einem Sklaven, der zum Wohle deines Seelenfriedens besser unsichtbar bliebe, ein monströser Shantak. Sitz auf und sei bereit - da! Yogash, der Schwarze, wird dir auf das geschuppte Grauen helfen. Steuere nach jenem hellsten Stern im Süden des Zeniths -es ist die Wega, und in zwei Stunden bist du genau über der Terrasse deiner Stadt im Sonnenuntergang. Doch steuere nur solange darauf zu, bis du ein weit entferntes Singen im Äther vernimmst. Darüber hinaus lauert Wahnsinn, darum zügle deinen Shantak, wenn die erste Note lockt. Schau dann zurück zur Erde, und du wirst die unsterbliche Altarflamme von Ired-Naa vom heiligen Dach eines Tempels leuchten sehen. Dieser Tempel liegt in deiner ersehnten Stadt im Sonnenuntergang, ihn steuere deshalb an, bevor du des Gesanges achtest und verloren bist. Wenn du dich der Stadt näherst, steuere dieselbe hohe Brustwehr an, von wo aus du in alten Zeiten die hingebreitete Pracht schautest, und stachele deinen Shantak an, bis er laut schreit. Diesen Schrei werden die Großen vernehmen und erkennen, wenn sie auf ihren parfümierten Terrassen sitzen, und es wird ein solches Heimweh über sie kommen, daß alle Wunder deiner Stadt sie nicht über das Fehlen von Kadaths grimmen Schloß und des Pshents ewiger Sterne, das es krönte, hinwegtrösten werden.
Dann mußt du mit dem Shantak in ihrer Mitte landen, und sie den widerlichen, hippocephalischen Vogel sehen und berühren lassen; und ihnen indes vom unbekannten Kadath erzählen, den du erst kürzlich wirst verlassen haben, und ihnen sagen, wie seine grenzenlosen Hallen, darin sie einst in überirdischem Glanz tanzten und schwelgten, doch schön und lichtlos sind. Und der Shantak wird in der Weise der Shantaks zu ihnen reden, doch seine Überzeugungskräfte werden sich im Heraufbeschwören alter Zeiten erschöpfen.
Immer wieder mußt du den unsteten Großen von ihrer Heimstatt und Jugend sprechen, bis sie zuletzt weinen werden und darum bitten, den Pfad der Rückkehr gewiesen zu bekommen, den sie vergessen haben. Dann darfst du den wartenden Shantak freigeben und ihn mit dem Heimkehrruf seiner Rasse himmelwärts senden; bei seinem Klang werden die Großen vor antiker Lust hüpfen und springen, und sogleich dem eklen Vogel in der Art der Götter hinterherschreiten, durch die tiefen Schlünde des Himmels zu Kadaths vertrauten Türmen und Kuppeln.
Dann wird die wunderbare Stadt im Sonnenuntergang dein sein, um sie zärtlich zu lieben und auf immer darin zu wohnen; und erneut werden die Erdgötter von ihrem gewohnten Platz die Träume der Menschen regieren. Geh jetzt - die Fensterflügel stehen offen, und draußen warten die Sterne. Dein Shantak schnaubt und zittert schon vor Ungeduld. Steuere durch die Nacht zur Wega, doch wende, wenn der Gesang erklingt. Vergiß nicht diese Warnung, sonst saugen dich undenkbare Schrecken in den Schlund kreischenden und heulenden Irrsinns. Gedenke der Anderen Götter; sie sind groß und hirnlos und fürchterlich und lauern in den äußeren Leeren. Es sind Götter, die man besser scheut.
Hei! Aa-shanta 'nygh! Es geht los! Sende die Erdgötter in ihre Bereiche auf dem unbekannten Kadath zurück, und bete zum ganzen All, daß du mir niemals in meinen tausend anderen Formen begegnest. Lebewohl, Randolph Carter, und sei auf der Hut; denn ich bin Nyarlathotep, das Kriechende Chaos.«
Und Randolph Carter, keuchend und schwindelig auf seinem gräßlichen Shantak, schoß schreiend ins All, hin zu dem kalten, blauen Glanz der borealen Wega; und nur einmal blickte er sich um nach den dichtgedrängten und chaotischen Türmen des Alptraums aus Onyx, und dem noch immer einsam und bleich glimmenden Licht jenes Fensters über der Luft und den Wolken des Erdentraumlandes. Große, polypenartige Entsetzlichkeiten schlüpften dunkel vorbei, und unsichtbare Fledermausflügel umflatterten ihn in großer Zahl, doch er krallte sich weiter in die unheilsame Mähne jenes widerlichen und hippocephalischen Schuppenvogels. Die Sterne tanzten spöttisch und verschoben sich hin und wieder sogar, um fahle Untergangszeichen zu bilden, so daß man sich wundem mochte, sie nicht früher gesehen und gefürchtet zu haben; und unaufhörlich jaulten die Winde der Unterwelt von vager Schwärze und Einsamkeit jenseits des Kosmos.
Dann senkte sich eine mächtige Stille durch das glitzernde Gewölbe voraus, und alle die Winde und Schrecken schwanden dahin wie die Geschöpfe der Nacht vor der Dämmerung schwinden. In bebenden, von den goldenen Streifen einer Nebula sichtbar gemachten Wellen, erklang die zarte Andeutung einer weit entfernten Melodie, in schwachen Akkorden gesummt, die unser eigenes Stemuniversum nicht kennt. Und als diese Melodie anschwoll, stellte der Shantak seine Ohren auf und schoß vorwärts , und auch Carter lehnte sich nach vorn, um jeden lieblichen Ton zu erhaschen. Es war ein Lied, doch nicht das Lied einer Stimme. Die Nacht und die Sphären sangen es, und es war alt, als das All und Nyarlathotep und die Anderen Götter geboren wurden.
Schneller flog der Shantak, und tiefer beugte sich der Reiter, trunken vom Wunder seltsamer Schlünde und wirbelnd in den Kristallspiralen der äußeren Magie. Dann kam die Warnung des Bösen zu spät, die sardonische Mahnung des dämonischen Legaten, der dem Sucher geboten hatte, sich vor dem Wahnsinn jenes Liedes zu hüten. Nur zum Hohn hatte Nyarlathotep den Weg in die Sicherheit und zu der wunderbaren Stadt im Sonnenuntergang gewiesen; nur zum Spott hatte dieser schwarze Sendbote das Geheimnis jener müßiggehenden Götter enthüllt, deren Schritte er nach Belieben so leicht zurücklenken konnte. Denn Wahnsinn und die wilde Vergeltung der Leere sind Nyarlathoteps einzige Gaben für die Anmaßenden; und obwohl sich der Reiter rasend mühte, sein abstoßendes Reittier zu wenden, zog jener lüstern blickende, kichernde Shantak ungestüm und unbarmherzig weiter, flappte in boshafter Freude mit den großen, schlüpfrigen Schwingen und flog jenen unheiligen Abgründen zu, wohin keine Träume reichen; jenem letzten amorphen Pesthauch heillosester Verwirrung, wo im Zentrum der Unendlichkeit der hirnlose Dämonen-Sultan Azathoth, dessen Namen laut zu nennen kein Mund wagt, brodelt und lästert.
Unerschütterlich und den Befehlen des verworfenen Sendboten gehorchend, stürzte dieser höllische Vogel weiter durch Schwärme gestaltlos im Dunkehl Lauernder und Torkelnder und ausdruckslose Herden dahindriftender Wesenheiten, die tapsten und tasteten, und tasteten und tapsten; die namenlosen Larven der Anderen Götter, die wie jene blind und ohne Him sind, und besessen von wunderlichen Hunger- und Durstgelüsten.
Unerschütterlich und rücksichtslos voran, und mit frohlockendem Kichern über das Glucksen und die Hysterien, in die sich das angeschwollene Lied der Nacht und der Sphären verkehrt hatte, so trug jenes unheimliche, schuppige Monster seinen hilflosen Reiter; wirbelnd und dahinschießend, drang es zu den fernsten Rändern vor und überspannte die äußersten Abgründe; es ließ die Sterne und den Bereich der Materie hinter sich, und brach meteoritenhaft durch nackte Formlosigkeiten, hin zu jenen unfaßbaren, lichtlosen Kammern jenseits der Zeit, worin Azathoth inmitten des gedämpften, rasendmachenden Schlags nichtswürdiger Trommeln und des dünnen, monotonen Gewinsels verwünschter Flöten gestaltlos und gefräßig nagt.
Weiter - weiter - durch die schreienden, schnatternden und verrucht bevölkerten Abgründe - und dann kamen aus irgendeiner undeutlichen und gesegneten Ferne ein Bild und ein Gedanke zu Randolph Carter dem Verdammten. Zu gut hatte Nyarlathotep seinen Hohn und seine Foltern geplant, denn er hatte das heraufgerufen, was keine eisigen Entsetzensböen völlig hinwegfegen können. Heimat - New England - Beacon Hill - die wache Welt.
»Denn wisse, deine goldene und marmorne Stadt der Wunder ist nur die Summe dessen, was du in der Jugend geschaut und geliebt hast ... die Pracht von Bostons Hügeldächern und Westfenstem flammend im Sonnenuntergang; des blütenduftenden Parks und der großen Kuppel auf dem Hügel und des Dickichts der Giebel und Kamine in dem violetten Tal, wo der vielbrückige Charles träge fließt . . . diese Lieblichkeit, durch Jahre des Erinnerns und Träumens geformt, kristallisiert und verfeinert, ist dein terrassierter Wunder flüchtiger Sonnenuntergänge; und um jene Marmorbrustwehr mit den seltsamen Urnen und der gemeißelten Balustrade zu finden, und schließlich jene endlosen geländerflankierten Stufen zu der Stadt mit den breiten Straßen und prismatischen Fontänen hinabzusteigen, mußt du dich nur zurückwenden zu den Gedanken und Visionen deiner sehnsuchtsvollen Kindheit.«
Weiter - weiter - schwindelerregend dem Ultimaten Verderben entgegen, durch die Finsternis, wo augenlose Fühler tasteten und schleimige Schnauzen drängelten und namenlose Dinge kicherten und kicherten und kicherten. Aber das Bild und der Gedanke waren angekommen, und Randolph Carter wußte genau, daß er träumte und nichts als träumte, und daß irgendwo im Hintergrund noch immer die Welt des Wachens und die Stadt seiner Kindheit lagen. Worte kamen wieder - »Mußt du dich nur zurückwenden zu den Gedanken und Visionen deiner sehnsuchtsvollen Kindheit.« Wenden - wenden - Schwärze auf allen Seiten, aber Randolph Garter konnte sich umwenden.
Mächtig wie der rasende Alptraum war, der seine Sinne gepackt hielt, konnte sich Randolph Carter dennoch umwenden und bewegen. Er konnte sich bewegen, und wenn er wollte, konnte er von dem üblen Shantak abspringen, der ihn auf Nyarlathoteps Geheiß wirbelnd ins Verderben trug. Er konnte abspringen und jenen Tiefen der Nacht trotzen, die unten unermeßlich gähnten, jenen Tiefen der Furcht, deren Schrecken dennoch jenes namenlose Verderben nicht übersteigen konnten, das im Kern des Chaos wartend lauerte. Er konnte sich umwenden und bewegen und springen - er konnte -er würde - er würde - er würde.
Hinab von dieser gewaltigen, hippocephalischen Abscheulichkeit sprang der verdammte und verzweifelte Träumer, und hinunter durch endlose Leeren empfindender Schwärze fiel er. Äonen taumelten. Universen starben und wurden wiedergeboren, Sterne wandelten sich zu Nebelflecken und Nebelflecken zu Sternen, und noch immer fiel Randolph Carter durch jene endlosen Leeren empfindender Schwärze.
Dann erschütterte sich der äußerste Zyklus des Kosmos im langsam schleichenden Gang der Ewigkeit zu einer weiteren, unnützen Vollendung, und alle Dinge wurden wieder so, wie sie vor ungezählten Kalpas waren. Materie und Licht wurden erneut geboren, so wie das All sie einst gekannt hatte; und Kometen, Sonnen und Welten drängten flammend ins Sein, obwohl nichts überdauerte, um zu erzählen, daß sie gewesen und vergangen waren, gewesen und vergangen, immer und ewig, ohne einen ersten Anfang.
Und es gab wieder ein Firmament und Wind und den Glanz eines purpurnen Lichts im Auge des fallenden Träumers. Es gab Götter und Erscheinungen und Willenskräfte; Schönheit und Übel, und das Gekreisch der ihrer Beute beraubten, verderblichen Nacht. Denn den unbekannten Ultimaten Zyklus hatten ein Gedanke und eine Vision aus eines Träumers Kindheit überdauert, und jetzt wurden eine wache Welt und eine alte, zärtlich geliebte Stadt erneut geschaffen, um diese Dinge zu verkörpern und zu rechtfertigen. Aus der Leere hatte das violette Gas S'ngac den Weg gezeigt, und der archaische Nodens brüllte seine Weisung aus ungeahnten Tiefen.
Sterne schwollen zu Dämmerungen, und Dämmerungen zerstoben in Fontänen aus Gold, Karmin und Purpur, und noch immer fiel der Träumer. Schreie zerrissen den Äther, als Lichtbänder die Furien von draußen zurückschlugen. Und der eisgraue Nodens röhrte ein Triumphgeheul, als Nyarlathotep in seiner dichten Verfolgung von einem Licht gehindert wurde, das seine formlosen, hetzenden Schrecken zu grauem Staub verbrannte. Randolph Carter war in der Tat endlich die breiten, marmornen Treppenfluchten zu seiner wunderbaren Stadt hinabgestiegen, denn er war wieder in die helle Welt New Englands gekommen, die ihn geformt hatte.
Und zu den Orgelklängen aus des Morgens Myriaden Kehlen, und dem Glanz der Morgendämmerung, den die große Goldkuppel des State House auf dem Hügel blendend durch purpurne Scheiben warf, fuhr Randolph Carter in seinem Bostoner Zimmer schreiend aus dem Schlaf. Vögel sangen in verborgenen Gärten, und aus Laubengängen, die sein Großvater angelegt hatte, zog sehnsuchtsvoll der Duft von Weinspalieren. In Schönheit und Licht erglühten Kaminplatte, gemeißeltes Gesims und grotesk verzierte Wände, während sich eine geschmeidige, schwarze Katze gähnend aus ihrem kaminnahen Schlaf reckte, den das Aufschrecken und der Schrei ihres Herren gestört hatten. Und gewaltige Unendlichkeiten entfernt, hinter dem Tor des Tieferen Schlummers und dem Verwunschenen Wald und den Gartenländern und der Cerenäischen See und den Zwielichtregionen von Inquanok schritt brütend das kriechende Chaos Nyarlathotep in das Onyxschloß oben auf dem unbekannten Kadath in der kalten Öde, und schmähte unflätig die milden Götter der Erde, die er so jäh von ihren parfümierten Lustbarkeiten in der wunderbaren Stadt im Sonnenuntergang fortgerissen hatte.
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