Die Geschichte der Intimrasur im Deutschland seit 1990 verlohnt wirklich einer näheren Betrachtung. Ursprünglich war sie total verpönt gewesen - Intimrasierte trugen irgendwelche mehr oder minder knappe Badehosen auch dort, wo man seinerzeit nackt badete. Lediglich in schwulen Kreisen und unter Swingern, an entsprechenden Treffpunkten, wurde sie offen gezeigt. Die ersten Intimrasierten, die sich »beim FKK« oder in der Sauna »offen« zeigten waren Gegenstand von beträchtlichem Geraune - zeitweise war die Intimrasur gar ein zuverlässiges Zeichen sexueller Offenheit, bis sie, etwa zeitgleich mit den fürchterlichen »piersings« zur Mode wurde. Signifikant war das Gejammere pubertärer Mädchen in Intimrasurforen, die sich nach dem Sport nicht mehr zu duschen trauten, weil die Eltern Intimrasur nicht erlaubten. »Was soll ich nur tun?« Inzwischen ist die Intimrasur sogar schon zum Gegenstand des Spießertums geworden: Nicht-intimrasierte werden als »ungepflegt« diskriminiert, Körperbehaarung mit Ausnahme der Augenbrauen und Kopfhaare als »ekelig« empfunden - was auch viel darüber erkennen lässt, was »Ekel« eigentlich ist. Last not least sind diejenigen, die mir der Verbreitung der Intimrasur begonnen haben, zwischenzeitlich sogar wieder davon abgerückt: die Schwulen, bei denen inzwischen eher eine Art »Intimfrisur« als schickt gilt. Sie haben richtig erkannt, daß man sich von den heterosexuellen Intimrasurspiessern deutlich distanzieren muß.
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