Es mag sich snobby anhören, doch an ein Parfüm, von dem es 100 Milliliter für knapp 50 Euro gibt, sollte man keine zu großen Erwartungen richten, zumal, wenn im Fall der Designerwässerchen Name und Verpackung rund 90 Prozent des Wertes ausmachen. Aber in2u wird ja ohnehin weniger als der 'Duft der technosexuellen Generation' im Gedächtnis bleiben als um der viral-Marketing-Kampagne willen, die derzeit für einige Aufregung im Bloggerland (was ist das überhaupt für ein göbelverdächtiges Wort?) sorgt. Zur späteren Erinnerung, unseligen Geschlechtern zur Kunde: Die Herstellergruppe von in2u, die neben Clavin Klein auch Davidoff und andere Massenmensch-Düfte vertreibt, hat über Werbeagentur in Deutschland, den USA und anderswo fiktive Persönlichkeiten junger Menschen zwischen 18 und 25 erschaffen, die über die einschlägigen Verteiler wie Myspace, Technorati, Bloomfield in nervig plaudersamer Manier aus ihrem urbanen Alltag schwadronieren und dabei allesamt auffällig oft in2 das neue Parfum von CK verliebt sind. Die Blase platzte und Hohn, Spott und Zorn ergießt sich nun auf die Werbeleute, nicht zuletzt, weil die fiktiven Fünf nicht einmal die Vorboten, sondern nur der vorläufige Höhepunkt einer Infiltration versteckter Werbung im Netz sind. Die Arbeit und Bedenken der wirklich investigativen Webjournalisten möchte ich an dieser Stelle nicht schmälern, aber tief im Herzen nähre ich den Verdacht, dass eine Mehrzahl jener Blogger, die über die Erfinder jener ödseligen technosexual-Atrappen herziehen durchaus gewärtig sind, dass jene fiktiven Blogs genau so langweilig, schlecht geschrieben, austauschbar und inhaltsarm waren wie gut 95 % aller rein privaten Blogs auf diesem Planeten. Und es mag den einen oder anderen, der sein Herzblut in diese Form von Internetschrebergärtchen steckt schmerzhaft berühren, erkennen zu müssen, dass sich sein eigenes Leben zusehends einer dünnblütigen Fiktion zwischen Party und Shopping annähert und umgekehrt.
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