So, die Buchung ist gemacht: eine Woche Istanbul im Juni, in einem Hotel im Herzen der Altstadt, das sich selbst als 'homosexuellenfreundlich' bezeichnet. Da bin ich ja mal gespannt, wie sich das äußern wird. Vielleicht habe die ein Mae–West–Zimmer, einen Genet–Balkon, und beim Abendessen wird man gefragt, ob man Divine–Karte haben möchte. Oder der Portier hat einen besonders ausgeprägten Osmanenschnurrbart und ziert sich nicht so lange, wie jener dirkbach–artige Mundschenk mit dem blaugefärbten HoTschiMinh–Bärtchen im Frankfurter Schweijk, den ich MDMA–entrückt wohl ein halb Dutzend mal mit dem TristramShandy–Zitat »I'll know the bottom of it, [said the trumpeter's wife,] for I will touch it with my finger before I sleep« bekneten mußte, bevor er mir einen prüfenden Griff gestattete. Aber Istanbul ist ja nicht nur Hamam, auch die Hagia Sophia zu sehen, die mich schon als Kind so verlockend aus meinem Quartettspiel »Wunder der Menschheit« anblickte, reizt mich schon sehr. Und die Entscheidung für das homosexuellenfreundliche Hotel fiel mehr aus Lust an der Ruhe, denn aus Spaß an der Freud: solche Attribute setzen die Hoteliers schon eher mal in ihre Offerten als das etwas barsch klingende 'kinderunfreundlich'.
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