Sie kam nur sehr langsam voran, obwohl der Weg leicht abschüssig war. Vom Krankenhauszimmer bis zum Auto waren es vielleicht 200 m, vielleicht 300. Sie war außer Atem, als sie endlich auf dem Beifahrersitz saß.
Nur eine Herzklappe müsse operiert werden. Aber das müsse sie sich reiflich überlegen. Zwei Wochen habe sie dafür Zeit.
Natürlich hatte sie die Stationsschwestern wieder mit üppig Trinkgeld bestochen. Wirklich zufrieden ist sie erst, wenn sie Sonderstatus hat.
Während der Fahrt entrüstete sie sich über J. Daß jene nicht so einfühlsam sei wie K., J.s verstorbene Mutter, sei ihr ja von Anfang an klar gewesen. Aber daß sie so brutal sei, habe sie nicht erwartet. Natürlich ging es um ihren pflegebedürftigen Mann. J. habe behauptet, der liege ja nur noch herum, das sei kein Leben mehr. Sie wolle, daß sie ihm »eine Spritze« gebe.
Dichtung und Wahrheit. Ich kenne J. sehr lange. Daß sie derartiges auch nur andeuten würde, halte ich nicht für möglich. Außer vielleicht, sie wäre aufs Äußerste provoziert worden. Was nun wiederum im Bereich des Möglichen liegt.
Sie war gefasst und ruhig, als sie die Haustür aufschloß. Ob ich einen Kaffee wolle.
Beim nächsten Mal werde sie alles selbst organisieren, erklärte sie.
Ich nickte stumm. Stumm nicken ist die einzige Geste, die sie nicht verdächtig findet und auch nicht mit ihrer unglaublich selbstsüchtigen Art davonwischt.
Die meisten nicken stumm in dieser Familie.
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