Vor 430 Jahren verbrannte die Kirche in Trier den Uni-Rektor und Bürgermeister Dietrich Flade als »Hexenmeister«. Wegen eines uralten Vertrags profitiert die katholische Kirche noch heute von der Hinrichtung.
Bis heute kassiert die Pfarrei Liebfrauen in Trier für die grausame Hinrichtung von Dietrich Flade. Jedes Jahr wandern 362,50 Euro aus der Stadtkasse in den Kirchensäckel. Ausgewiesen ist die Zahlung im Stadthaushalt als "Verpflichtungen aus dem Fladeschen Nachlass“.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1589: Am 18. September wird Dietrich Flade auf dem Hinrichtungsplatz im heutigen Trierer Stadtteil Euren stranguliert und anschließend verbrannt. Der Vorwurf: Flade sei ein »Hexenmeister« gewesen.
Flade war wohl selbst auch Täter
Der damals 55-jährige Flade war eine angesehene Persönlichkeit der Stadt und sehr wohlhabend. Gleich mehrere wichtige Ämter hatte er inne: Er war Doktor beider Rechte am Reichskammergericht, Rektor der Universität und kurfürstlicher Rat. Als Stadtschultheiß trieb er außerdem die Abgaben der Bürger ein. Vermutlich machte er sich dadurch nicht nur Freunde.
In seiner Funktion als Richter hatte Flade wohl selbst Hexenprozesse geleitet und soll dabei zahlreiche Todesurteile gefällt haben. Solche Urteile beruhten meist auf Geständnissen, die die Beschuldigten unter Folter abgaben.
Die Stadt Trier hatte sich bei Flade 4.000 Goldgulden geliehen
Flade wird eines Tages selber als Hexer verleumdet: Weihbischof Peter Binsfeld sorgt dafür, dass er verhaftet wird. Auch Flade hält der Folter nicht stand und gesteht, was die Anklage hören will. Das Vermögen des Angeklagten wandert anschließend in die Hände des Erzbischofs Johann VII. von Schönenberg (1525-1599), der zugleich als Kurfürst fungierte.
Damit sicherte sich der Kirchenmann auch einen Schuldschein über 4.000 Goldgulden, die Flade der Stadt Trier geliehen hatte. Sie wollte mit dem Geld einen Prozess für die Unabhängigkeit vom Kurfürsten führen. Doch die Stadt verlor und Johann VII. verpflichtete Trier, Zinsen für das geliehene Geld an die fünf Innenstadtpfarreien zu bezahlen. Es sollte »zur Aufbesserung des Pfarrersgehalts« dienen.
Kirche besteht auf Zahlung - für einen guten Zweck
Bis heute zahlt die Stadt der Kirche diese Zinsen. Die Stadt ist als Rechtsnachfolgerin der damaligen Stadtverwaltung dazu verpflichtet, so ein Sprecher der Stadt. Skurril sei die Geschichte in jedem Fall, sagte Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) auf SWR-Anfrage.
2009 war die Zahlung der 362,50 Euro laut Leibe Thema im Stadtrat. Nach Verhandlungen mit der Kirche sei aber klar geworden, dass die Pfarrei auf die Zahlung bestehe. Es wurde aber ein Kompromiss gefunden: Das Geld kommt nach Angaben des Bistums Trier ausschließlich sozialen Zwecken zu Gute. Derzeit wird es für die Obdachlosen-Hilfe verwendet.
Dies wird wohl auch in Zukunft so bleiben, denn laut Mitteilung soll der Vertrag mit der Stadt aus Sicht der Pfarrei in der bewährten Form weitergeführt werden.
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