Netzfundstück:
Essig, Mohn und Aderlass: Lexikon der «Antiken Medizin»
Erotomania - die «Liebeskrankheit» - galt in der Antike als lebensbedrohliches Gebrechen, während der Schlaf als kleiner Bruder des Todes betrachtet wurde. Mit Geisteskrankheiten schlugen die Götter all jene, die einen Frevel begangen hatten, und eine Glatze entstand nach Hippokrates Ansicht dann, wenn sich durch übermäßigen Geschlechtsverkehr «überflüssiger Schleim im Kopf» bildete, der die Haarwurzeln verbrannte.
Man verabreichte Mohn und Bilsenkraut bei Schlafstörungen, Essig bei Schluckauf, und Asthmatiker wurden gern zum Aderlass gebeten. Antike Heiler wurden zumeist erst dann bezahlt, wenn der Patient wieder genesen war - eine Regelung, die nicht selten Streit und Gerichtsfälle auslöste. Das von Karl-Heinz Leven heraus gegebene Lexikon «Antike Medizin» belegt eindrucksvoll, wie hoch entwickelt die damalige Heilkunde trotz etlicher abergläubischer Verirrungen war. Ärzte wie Hippokrates (ca. 460 - 375/351 v. Chr.) und Galen (129 - ca. 210 n. Chr.) prägten mit ihren Schriften bis in die Neuzeit das Verständnis vom menschlichen Körper und seinen Gebrechen.
Allerdings verschwand das antike Wissen mit dem Untergang des römischen Weltreiches zunächst für sechs Jahrhunderte aus dem Wissensschatz der Europäer, bis im Hochmittelalter die Quellen der klassischen Ärzte neu erschlossen wurden. Hoch interessant ist dieses kurzweilige Lexikon auch deshalb, weil es reiche Informationen über die antike Lebensphilosophie bietet.
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