Momentan bin ich dabei, für einige Menschen eine Art Wiedergutmachung auszutragen. So auch für Katrin Görtz. Sie hatte es nie leicht gehabt bei uns, schon ab der ersten Klasse nicht, denn Katrin Görtz hat sich öfter mal in die Hosen gemacht. Sicherlich kein Pokal, den man angesichts einer neudeutschen Grundschulklasse siegessicher nach Hause trägt. Und so hat die Klasse sie gequält und untermenschlicht. Nicht, dass ich dies forciert hätte, aber ich habe mitgemacht, schlimm genug. Wenn ich so darüber nachdenke, haben wir ihr gar die ganze Zukunft - nicht versaut - aber zumindest mitgeprägt, weil wir Kinder waren, grausame Kinder. Katrin Görtz wurde auf dem Schulhof und im Klassenzimmer vermöbelt, wurde ausgebuht und beschimpft und stets bin ich dabei gewesen. Würde (!) ich mir heutzutage selbst dabei begegnen, würde (!) ich mich selbst ohrfeigen dafür, so widerwärtig waren wir und ich in der Gruppe. Ich kann nur hoffen, dass sie nach Ausbruch der »Wende« ihr eigenes kleines stilles Glück hat finden können und aus heutiger Sicht tut mir alles mehr als nur leid. Katrin Görtz! Wir haben Dir nie die Chance gegeben, eine Chance zu ergreifen ... und genau DAS tut mir leid. Aber sei nicht traurig, ich bitte Dich - ich hatte Glück, war in der gnadenlosen Schulhierarchie immer einer der Tonangebenden ohne jemals etwas dafür getan zu haben. Im Gegensatz zu Dir, die vom ersten Tag an das Omega-Tier sein musste.
Hoffentlich bist Du jetzt glücklicher. Und hoffentlich besitzt Du die Größe, die Folter der C-Klasse vergessen zu können ... scheiße, Alda.
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