Gnädig? Wahnsinnig witzig, dein Verhalten als gnädig zu bezeichnen, nur, weil du mal Zeit fandest, mir zuzuhören. Schon daß ich dich eben nur hier ungeniert duze, duzen muß, sagt mir, daß ich dein evtl. gnädiges mir-zu-hören-dann-wünschen »Hoffentlich-geht-sie-bald-wieder« gar nicht gebrauchen kann und auch in Zukunft auf so ein gnädiges auf mich Herunterschauen nicht haben will. Da bastele ich mir von dir eher und lieber ein günstiges Bild: nicht das des ewig Lächelnden, nein: du nimmst gerade die Brille ab, um sie zu putzen. Du weißt, ich kenne das von mir selbst (nur mache ich dabei nicht schamvoll die Augen zu, weiß, was ich meinen Augen zumuten kann, wieviel sie ohne Brille sehen wollen und können), es hat dir offenbar nichts ausgemacht, daß ich bei so einer fast (heiligen?) nur persönlichen Handlung zugegen war. Und STOP: zugegen war? Das entwirft doch wieder das Zerrbild eines Alleinherrschers, zerstört das sinnliche Bild des »Brilleputzers« doch sehr.Wenn eine Handlung je sinnlich und anrührend also war: dann dieses: verletzbarer Mann, der eben ohne seine Brille Gott und der Welt ohne Schutz ausgesetzt ist. Lächerlich? Dann bewege dich mal wie ein blinder Maulwurf durchs Gelände! 2.STOP an mein Unterbewußtsein, daß sich ungefragt dareinmengt: heilig? Muß ich alle gewöhnlichen Handlungen bei dir auf eine höhere Stufe stellen? Du bist nicht gewöhnlich für mich, ich bin nur nicht sicher, was dein Wesen treffend bezeichnen würde.
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