Das letzte Mal, das (dass) ich über etwas geschockt war, ist fast 15 Jahre her.
Ich fühlte - kaum beherrschbar anwachsend - in einer bestimmten Situation eine so akute konkrete Mordlust in mir, dass ich jemanden, der auf einer Matratze neben meinem Bett schlief, weckte und sicherheitshalber bat, seine Matratze zu nehmen und im Nebenzimmer weiterzuschlafen.
Der arme Mann war natürlich seinerseits ziemlich geschockt, als ich ihm am nächsten Tag sagte, warum ich ihn »ausgelagert« hatte. Aber der Umzug ein Zimmer weiter hat gereicht, ihn & mich zu schützen - und weitere akute Mordwunschanfälle habe ich seitdem nicht mehr gehabt. Aber natürlich habe ich mich auch darum gekümmert, warum ich ihn umbringen wollte, und bin mir inzwischen über bestimmte Impulse in mir und ihre Ursachen und Auslöser im Klaren. (Der Mann war sowieso nicht persönlich gemeint.)
Es war natürlich gut, dass ich das in mir ent-deckt habe - aber verdammt geschockt war ich schon, vor allem über die Heftigkeit und Direktheit des (Rache -) Mordwunschs in mir.
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Während ich das schreibe, kam gerade Sabri herein und ich habe mit ihm über sein katastrophales Zeugnis geredet - und das erinnert mich daran, dass ich ja auch aktuell ständig über etwas geschockt bin: nämlich darüber, was Sabri und seinen Mitschülern täglich in seiner Berliner Hauptschule zugemutet wird.
Aber darüber habe ich schon an anderer Stelle etwas geschrieben.
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