Ich lese in den 'Akzenten', einer Literaturzeitschrift.
Sammelband 1966-68, bei 2001 ca. 1974 gedruckt.
Lese Hans Mayer über Tucholsky, Grass über Döblin,
Susan Sontag über pornographische Phantasie I & II.
Franz Mon, Tankred Dorst, Claude Simon, Hans Arp.
Die Bände hat S* mir. geschenkt, nachdem sie ca. 15
Jahre bei ihr standen, ich habe früher darin gelesen,
beim Babysitten Sprache tankend wie Schmutzbilder.
Schau, Wolf Wondratschek noch neben Emm Walser,
Frühe Gedichte von Bernhard, unsagbar, zur Probe:
"Wenn mein Morgen sich mit dem Morgen / meiner
Freunde vermischt, // wenn dein Schlaf das Gesicht
des Meeres tötet, / das Pestgesicht des gesistlosen
Sommers // wenn du aufwachst, Fuhrmann, Doppel–
Gänger / meiner entzundenen Augen. // und die
Dörfer die Farbe des Mittags annehmen, / beschaut
meine Lüge den Leichnam Shelleys // im süßen Ge–
ruch der Stadt der Hügel – / weinen über meine trost–
losen Tage." Ich meine, ist das nicht fürchterlich?
Ist das nicht grauenvoll? Kein einziges Drama hätten
andere geschrieben, wenn sie so ein Gedicht von
sich abgedruckt gewußt hätten! Doch ich schweife ab.
Dylan Thomas, Hubert Selby und Fritz Jott Raddatz –
im klolektüre–geeigneten Kleinoktavband gesammelt.
1987 hatte mein Kater Erwin an diese Bücher gepisst,
ich weiß es genau, weil Erwin mit achtzehn Monaten
kastriert wurde und kurz zuvor an die leinenen Bände
gepisst hatte — und was soll ich sagen? Man riecht es
immer noch. Drip-drop-drip-drop-drop-drop-drop...
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