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oerl schrieb am 23.8. 2001 um 01:57:53 Uhr über

genua

Informationskrieg?!

Internettagebuch eines daheim Gebliebenen

Der Informationsfluß ist das größte Problem in SachenGlobal-isierungsproteste“. Eine objektive Darstellung der Ereignisse in andert-halbminütigen Nachrichtenspots ist einfach nicht möglich und auch wer versucht, sich anhand umfassenderer Sonderbeiträge ein Bild zu machen, bleibt in der konstruierten Realität der Medien stecken. Ein Versuch das Geschehen im Internet zu verfolgen ist hier dokumentiert. Vornweg die bitte um Vorsicht!, da es nur winzige Ausschnitte sind, weniger Wahrheits-pixel als subjektive Eindrücke. Menschen und Medien brauchen Kürzungen & Auslassungen. Ohne Selektionen lässt sich die globale Komplexität nicht erfassen.
Selber gucken, Reflektieren und vor allem, sich selbst informieren
ist die einzige Alternative.

Freitag_20.7.2001
1:48_www.msn.de
Militante Globalisierungs-Gegner drohen mit dem Einsatz chemischer und biologischer Waffen aus der Luft. Aus Furcht vor der Gewalt ähnlich wie beim jüngsten EU-Gipfel in Göteborg haben viele Einwohner Genuas ihre Stadt verlassen.
2:26_www.germany.indymedia.org
Die Sprache die Stahl- und Betonbarrieren, Panzer, martialisch auftretende Polizei und Soldaten sprechen ist überdeutlich. Die Strategen und die Medien führen einen Informationskrieg. Jedes Mittel scheint recht zu sein.
2:31_www.netzeitung.de
Erste Großdemonstration in Genua. Zehntausende demonstrierten in Genua am Donnerstag friedlich gegen den Weltwirtschaftsgipfel. Für Freitag werden Krawalle erwartet.
Einer der Chefs der militanten Organisation «Tute Bianche» (Weiße Overalls) drohte unterdessen mit Gewalt. Man wolle bei einer anderen Kundgebung während des dreitägigen Gipfeltreffens versuchen, die vier Meter hohen Barrikaden um das Stadtzentrum zu durchbrechen. «Wir haben einen Plan A und einen Plan B: Entweder wir klettern darüber, oder wir machen sie kaputt», sagte Luca Casarini.
2:46_www.gipfelsturm.net
Die non violent direct action Gruppe, welche mehr als 50 Gruppen umfasst, hat sich verschiedenste Aktionen und Konzepte überlegt um ohne Gewaltanwendung, selbst bei der Selbstverteidigung gegen erwartete Polizeiübergriffe wird ohne Gewalt reagiert werden... Attac, deren Aktion um 12 Uhr am Piazza Kennedy beginnen, planen eine »virtuelle« Besetzung der roten Zone, z.B. dadurch, dass sie in Bälle gepackte Nachrichten an das G8 ueber die Absperrungen der roten Zone werfen.
2:35_www.faz.net
Seit Seattle und Göteborg prägen jedoch radikale Minderheiten das öffentliche Erscheinungsbild
2:46_www.gipfelsturm.net
Das Bündnis mit dem Namen die Unbeugsamen beschrieb ihre geplante Aktionsform ebenfalls als gewaltfrei, sie werden sich aber selbstverteidigen. Auf die Nachfrage was das heisse, war die Antwort: Selbstverteidigung ist Selbstverteidignug.
Pink Silver wird mit anarchistischen Gruppen, der Genoa Offensive und dem ehemals Blauen Block, zusammen gehen. Sie verieten nichts über genaue Pläne und Treffpunkte, kündigten aber kreative Aktionen und den Versuch in die rote Zone einzudringen an. Sie bezeichneten ihre Konzepte als sehr spielerisch, einen frivolen Widerstand.
2:53_www.cnn.com
The first Genoa protest was peaceful with a carnival atmosphere
2:59_www.taz.de
Vor dem Gipfel geistern auch Schauermeldungen durch die Presse. Gemeldet wurden Sonderbestellungen von 200 bis 300 Särgen, zusätzliche Bahren und Sonderkapazitäten an Kühlräumen. Gegenüber dem Nürnberger Sender »Radio Z« bezeichnete die Sprecherin des Krankenhauses San Martino in Genua die Berichte als »absoluten Quatsch«.
13:05_www.t-online.de
Zum Auftakt des G8-Gipfels haben Globalisierungsgegner Krawalle angedroht. Flugabwehrraketen sollen am Flughafen die ausländischen Staatsgäste schützen.
13:11_www.welt.de
Militante Globalisierungs-Gegner drohen mit dem Einsatz chemischer und biologischer Waffen aus der Luft.
13:32_www.sueddeutsche.de
Militante Globalisierungsgegner haben zu Beginn des G8-Gipfels mit dem Sturm der abgesperrten Zone und mit Einsatz chemischer und biologischer Waffen aus der Luft gedroht.
13:36_www.focus.de
Der G-8-Gipfel hat begonnen, und die Wut der Globalisierungsgegner kocht. Es kam zu ersten Handgemengen und Eierwürfen, Polizisten zeigten Stärke und setzten Tränengas ein.
14:32(1:05 ergänzt)_www.netzeitung.de
G-8-Gipfel: Demonstrant bei Krawallen erschossen. In Genua hat es schwere Krawallen gegeben: Ein 20-jähriger Italiener starb durch die Kugel eines Polizisten, eine Frau schwebt in Lebensgefahr. Mindestens 80 weitere Menschen wurden verletzt.
Bei Krawallen am Rande einer friedlichen Demonstration in Genua ist ein 20-jähriger Italiener durch den Schuss eines Polizisten getötet worden. Eine weitere Frau wurde bei den Ausschreitungen lebensgefährlich verletzt. Mindestens 80 Menschen mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden, unter ihnen auch mehr als 40 Polizisten und zwei Journalisten. Am späten Abend bestätigte das Innenministerium, dass höchstwahrscheinlich ein verletzter Polizist auf den Demonstranten geschossen hatte. Zuvor hatte er die Polizisten in dem Einsatzwagen mit einem Feuerlöscher attackiert. Fotos einer Nachrichtenagentur hatten zuvor belegt, dass der Demonstrant, ein Italiener aus Genua, durch einen Schuss getötet wurde. Für möglich gehalten wird auch, dass der Demonstrant nach dem Schuss überfahren wurde.



Samstag_20.7.2001
15:58_www.spiegel.de
Seit Genua ist nichts mehr wie vorher. Die Bewegung steht am Scheideweg. Aber auch die G-8 kommen ins Grübeln. Haben solche Gipfel noch einen Sinn? Rechtfertigen sie den Aufwand? Welche Ziele verfolgen sie? Tatsache ist, dass ein solches Treffen, bei dem Märkte aufgeteilt werden, nicht demokratisch legitimiert ist. Der Club der Starken darf sich nicht als Weltherrscher aufspielen. Der Einwand, es ginge nur um ökonomische Fragen, ist Unsinn. Ökonomie hat Auswirkungen auf alles: politische und soziale Systeme.
(...)Und das ist auch das Grundproblem: Der global funktionierenden Wirtschaft stehen keine entsprechenden politischen Strukturen gegenüber, die steuernd und ausgleichend eingreifen. Der Uno-Generalsekretär darf für einen Abend mitessen und für seinen Aids-Fonds betteln. Ein paar Präsidenten ärmerer Staaten dürfen ihre Sorgen vortragen. Der eine oder andere Gewerkschafter übergibt am Abend vor der Eröffnung ein Positionspapier. Danach kämpft wieder jeder für sich.
(...)Die Gegenbewegung muss sich organisatorische und inhaltliche Strukturen schaffen. Sie darf bunt bleiben, weil es auch zeigt, dass die Rechte von Kindern in Pakistan durchaus zusammenhängen mit Finanzmärkten in Asien oder Umweltfragen in Südamerika. Aber sie muss verhandlungs- und arbeitsfähig werden. (Markus Deggerich)



Montag_23.7.2001
www.taz.de
(Heike Haarhof) Die SOS-Mail geht um kurz nach Mitternacht ein. »Bitte helft uns. Das Genoa Social Forum wird gestürmt, die Polizei ist schon im HausWenige Minuten später bricht das Telefonnetz in der Zentrale der Dachorganisation der G-8-Kritiker und ihrem Pressedienst Indymedia zusammen.
Es ist Sonntag, 0.25 Uhr. Sirenengeheul, Blaulichter, Hubschrauberlärm und die anrückende Polizeiverstärkung weisen den Weg, und doch kommen die Rettungswagen nur schwer durch. Die Via Batisti im östlichen Stadtzentrum von Genua ist eine schmale Straße, zu beiden Seiten dicht bebaut. Ein Leichtes, sie abzuriegeln. Selbst Fußgänger kommen nur unter Mühen durch. Mannschaftswagen versperren den Zugang. Die Krankenwagen müssen dahinter parken. Die Carabinieri stehen in Dreierreihen à 40 Mann auf der Fahrbahn, helmgeschützte Gesichter, Schlagstöcke und Waffen im Anschlag dem Genoa Social Forum zugewandt, durch das 15 bis 20 ihrer Kollegen bereits mit erhobenen Knüppeln gezogen sind.
»Sie kamen über das Dach«, berichtet ein Mitarbeiter des Sozialforums. »Wir haben versucht, uns in der Gerätekammer zu verbarrikadieren, aber sie haben uns gefunden. Es waren vielleicht 15 oder 20 mit Helmen und Stöcken, aber ohne Gewehr. Wir mussten einzeln aus der Kammer heraustreten und uns dann im Turnsaal hinlegen. Sie haben dann das Haus durchsucht. Verletzt wurde niemand. Das ganze dauerte vielleicht eine halbe Stunde
Jetzt wüten sie in der gegenüberliegenden Schule. Einige NGOs haben dort während des Weltwirtschaftgipfels ihren Stützpunkt, mehrere Dutzend Globalisierungskritiker haben in den unteren Etagen ihre Isomatten ausgerollt. Viele von ihnen werden im Schlaf erwischt. Schreie dringen aus dem Gebäude. Michael Gieser treffen die Schlagstöcke und Fußtritte an Kopf, Lippe und Unterarm. Dann gelingt dem Luxemburger, der in Brüssel für die NGO Quinoa tätig ist, die Flucht über die Straße in das Sozialzentrum. »Sie treten auf die Leute ein, das Blut rinnt über die ganze Treppe
www.focus.de
Tagebuch“. Freitag. Der FOCUS-Reporter Christian Sturm weint gerade, als ich ihn auf seinem Handy erreiche. Er weint aus technischen Gründen, denn wieder hat ihn eine Schwade Tränengas erfasst...Was ist das für eine Welt, in der sich die gewählten Chefs der wichtigsten Staaten nur treffen können unter dem Schutz von Tausenden Polizisten? (Helmut Markwort)

Antworten: selber finden. Diese Darstellung ist eine Reflektion dessen, was mir auf dem Bildschirm begegnete, also äußerst dürftige Subjektivität, die anregen soll, sich mehr zu informieren:

Mit eigenen Augen! Im Netz:

www.spiegel.de
www.focus.de
www.indymedia.de
www.taz.de
www.gipfelsturm.net
www.faz.net
www.cnn.de
www.msn.com
www.t-online.de
www.netzeitung.de
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