GOTT VATER (gerührt, leise weinend) ... Ach, meine Glieder, sie sind gekrümmt, verschwollen, wassersüchtig, kontrakt, verdorben ... (Streicht die Knie hinab.)
CHERUBIM (rutscht ganz nahe zu ihm hin, legt seinen Kopf auf das eine Knie und streichelt mit der Hand das andere; leise wimmernd, mit tiefer Teilnahme, den Alten kindlich imitierend) Deine Glieder sind gekrümmt, – sind geschwollen, – sind wassersüchtig, – sind kontrakt, – sind verdorben ... Ach! – Ach! –
GOTT VATER (intensiver weinend) Meine Füße sind vergichtet, verknorpelt, brennend vor Schmerzen, zuckend und zerrissen ...
CHERUBIM (rutscht hinunter auf die Füße des Alten, liebkost sie, und jammert) Deine Füße sind vergichtet, – sind verknorpelt, – sind brennend vor Schmerzen, – zucken und sind zerrissen ... Ach! – Ach! –
GOTT VATER (bricht in heftiges, schmerzhaftes Schluchzen aus) Ach! – Ach!-
CHERUBIM (stürzt sich ganz zu Boden und umschlingt beide Füße, sein Gesicht in denselben schluchzend verbergend) Ach, mein Gott! Mein Gott! –
GOTT VATER (will sich gerührt vorbeugen, streckt beide Arme nach dem Knaben aus, kann ihn aber nicht erreichen, während dicke Tränen auf den Kopf des Cherubim herabtropfen)
CHERUBIM (dessen gewahr, schnellt empor und bringt sich, in halb-kniender Stellung den Körper des Alten umschließend, ihm entgegen)
Gott Vater ergreift in heftiger Leidenschaft den Kopf des Knaben mit beiden Händen, drückt sein naß-verschwommenes Gesicht an dessen Wangen, und küßt, von Schluchzen unterbrochen, brünstig dessen Stirne, Augen, Haare. Beide, in Tränen aufgelöst, ruhen, während der heftige Ausbruch des Alten zu versiegen beginnt, in stummer Umarmung aneinander.
Oskar Panizza: Das Liebeskonzil (1. Akt, 3. Szene)
|