MISSBRAUCHSVORWÜRFE GEGEN PFARRER
Nach dem Gottesdienst fesselte er seinen Ministranten
Der ehemalige Stadtpfarrer Peter W. (56) muss sich wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen verantworten
Pfaffenhofen/Ilm (Bayern) – Wenn die Heilige Messe vorüber war, soll Pfarrer Peter W. (56) statt zur Bibel zu Porno-Videos mit jungen, gefesselten Männern gegriffen haben.
Weil er 2008 auch seinen Lieblingsministranten (damals 15) mit Fesseln missbraucht haben soll, wird dem Pfarrer jetzt vor dem Amtsgericht Pfaffenhofen der Prozess gemacht.
13 Jahre lang hatte der Geschädigte aus Scham geschwiegen: „Ich hatte Schuldgefühle und Angst“, sagte er im Prozess gegen den Pfarrer wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen. Der Geistliche sei wie ein zweiter Vater für ihn gewesen, da er in der Schule gemobbt worden sei. Er habe ihn getauft, als Ministrant an seine Seite geholt und sei mit ihm zum Shoppen nach München gefahren.
Peter W. leugnet die Vorwürfe, legte gegen einen Strafbefehl über vier Monate Haft Einspruch ein. Deshalb nun der Prozess.
„Als ich ihm sagte, dass ich ins Fitnessstudio gehe, wollte er meinen Muskelaufbau vermessen. Dafür sollte ich mich bis auf die Unterhose ausziehen. Alle ein bis zwei Monate maß er mit einem Maßband an Armen, Beinen und Brustkorb nach“, so der schwer traumatisierte 30-Jährige bei seiner Aussage.
Weiterer Vorwurf von Staatsanwältin Alexandra Engel gegen den Angeklagten: „Damit Sie sehen konnten, wie stark der Geschädigte sei, musste sich dieser auf eine Liege legen. Nur in Unterhose wurde er an den Handgelenken gefesselt und aufgefordert, sich zu befreien.“ Fünf Minuten lang sei das Opfer dann unter der Unterhose massiert worden.
Schon 2016 gab es Missbrauchsvorwürfe gegen ihn – ausgerechnet beim Fronleichnams-Gottesdienst wurde damals sein Rauswurf als Stadtpfarrer von Pfaffenhofen verkündet. Die Hälfte der 100 Ministranten soll in Peter W.'s Pfarr-Zeit den Dienst quittiert haben. Doch die Vorwürfe ließen sich damals nicht erhärten, Peter W. bekam eine neue Pfarrstelle in Elchingen bei Neu-Ulm (Bayern).
▶︎ Bis sich ein Ministrant beim Kirchenaustrittsgespräch einem anderen Geistlichen offenbarte und die Kripo bei einer Hausdurchsuchung die einschlägigen Videos mit Doktorspielen junger Männer fand.
Das Urteil will Amtsrichterin Katharina Laudien am 13. März verkünden. Derzeit darf Peter W. keine Messen lesen.
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