der die Regierungen noch die Unternehmen sich schon eine rechte Vorstellung von dem vollen Ausmaß dieser Garantien oder dem vollen Wert der bestehenden Verpflichtungen gemacht haben.«IO
Was nun Ruggiero auch immer dazu sagt und wie groß die freiwillige oder unfreiwillige Ignoranz der europäischen Regierungen auch sein mag, die transnationalen Unternehmen scheinen jedenfalls »das volle Ausmaß dieser Garantien« des GATS und »den vollen Wert der bestehenden Verpflichtungen« sehr wohl zu kenne und zu schätzen, und sie wollen davon profitieren. Statt uns wegen unserer Kritik am GATS Predigten zu halten, hätten die öffentlichen Gewalten - Regierungen, Kommission, VVTO - eher einzugestehen: Sie versuchen, uns ein für die Demokratie selbstmörderisches Abkommen aufzuzwingen. Und weiter: Es ist noch Zeit, daraus auszusteigen.
Kommissar Lamy sieht das leider nicht so. Laut Financial Times erklärte er im November 2000 auf dem Treffen des Transatlantic Business Dialogue in Cincinnati angesichts der Straßendemonstrationen gegen den Neoliberalismus im Allgemeinen und den TABD im Besonderen: »Wir haben einen Verkaufsiob zu machen. Wir müssen neue Wege
finden, um die Vorteile der Globalisierung 'rüber zu bringen.«81
Renato Ruggiero vor der »Conference on Trade in Services« (von der Europäischen Kommission veranstaltet, Brüssel, Sitzung vom 2. Juni
gulation and iaw than the GATT- The right of establishrnent and the 1998): »The GATS Provides guarantees over a much wider field of re
obligation to treat foreign services suppliers fairly and objectively in
ment into areas ne\ier before recognized as trade policy. 1 suspect th all relevant areas of domestic regulation extend the reach of the Agree
neither governments nor industries have yet appreciated the f ull sco at of these guarantees or the f ull value of existing comm itments.« pe
19. November 2000: »We have a seiling job to do. We need to f ind " Zit. in Edward Alden, »Trade Protestors hit horne«, Financial T imes,
waysof getting acrossthe benefits of globalisation.« new
84 Andere Wege zu Liberali ierun
Eher müssen wir, die Bürger, dem Kommissar und allen anderen Verfechtern des GATS begreiflich machen, dass sie uns nichts zu »verkaufen« haben; dass sie gefälligst ihren Kurs um 180' korrigieren und aufhören sollen, ausschließlich die Interessen der Großunternehmen zu bedienen. Wir müssen den Grundsatz »Handel, Handel über alles«"' verwerfen, das Recht auf Mitsprache einfordern und durchsetzen, dass alle Regeln der WTO zur Debatte gestellt werden, damit diese Organisation nicht mehr die Umwelt, die republikanischen Errungenschaften und die Demokratie bedrohen kann.
Qatar: Peanuts für den Süden83
Im November 2001 fand in Doha in dem kleinen Emirat Qatar am Persischen Golf die vierte Ministerkonferenz der WTO statt. Wie kaum anders zu erwarten haben die USA mit Unterstützung der EU eine neue Liberalisierungsrunde durchgesetzt. Der Süden zeigte sich im Vorfeld widerspenstig. Er meinte, die Versprechungen, die zum Abschluss der Uruguay-Runde gemacht wurden, seien nicht eingehalten worden. Und der Süden trat in Qatar auch deutlich selbstbewusster auf. Gleichwohl hat er kaum substanzielle Erfolge erzielen können. Im Gegenteil: Die unter großen Mühen und erst nach Verlängerung um einen Tag vereinbarten neuen Verhandlungen werden die Entwicklungsländer unter erheblichen Liberalisierungszwang setzen. Mit teilweise erpresserischem Druck gelang es den USA und der EU, eine Reihe neuer Themen auf die Agenda zu setzen.
i.0. deutsch, d. Übers.
konferenz in Qatar geschrieben wurde, haben wir unter Rückgriff auf
" Diese Passage, die im französischen Original vor der Minister-
BeiträgevonSusanGeorgein »Le Monde Diplomatique« undvonthomas Fritz im Attac-Rundbrief aktualisiert, d. Red.
Qatar: Peanuts f r den Süden
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