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voice recorder schrieb am 6.1. 2003 um 03:53:30 Uhr über

gats

ne schienen aber nahezulegen, dass komparative Vorteile auch »künstlich« durch industriepolitische Weichenstellungen geschaffen werden können. Auf diese nicht nur intellektuelle Herausforderung antworteten einige jüngere Außenwirtschaftstheoretikerlnnen wie Paul Krugman mit der Berücksichtigung von unvollkommenen Märkten (Märkte mit Macht- und Informationsungleichgewichten), heterogenen Produkten (d.h. die gleichen Produkte, z.B. Autos, unterscheiden sich in vielfältiger Weise), steigenden Skalenerträgen (s. unten), Lernkurven (d.h. aufgrund gewonnener Erfahrung können Produktionsabläufe optimier-t und somit Kosten gespart werden) und externen Effekten (z.B. befruchtet das Ingenieurswissen einer Branche das Wissen in einer anderen Branche) in ihren Modellen (Krugman 1986).

Für den internationalen Handel ist mindestens seit Adam Smith bekannt, dass dieser zu steigenden Skalenerträgen, das heißt sinkenden Produktionskosten pro Stück bei steigendem Produktionsvolumen, führen kann. Besonders ausgeprägt sind die Skalenerträge bei der Entwicklung von Software: Die Entwicklungskosten eines neuen Programms sind sehr hoch, doch beim Verkauf des Programms an einzelne Kunden entstehen bei jedem weiteren Kunden eigentlich nur Kosten für die CD-ROM, auf der das Programm gespeichert ist, und für den Versand. Mit anderen Worten, um die ursprünglichen Entwicklungskosten wieder »reinholen« zu können, müssen möglichst viele Einheiten des Programms verkauft werden.
Die traditionelle Außenwirtschaftstheorie ging demgegenüber aber von abnehmenden Skalenerträgen aus. Die volle Anerkennung des Phänomens steigender Skalenerträge hätte nämlich bedeutet, sich zugleich dem Problem der vollständigen Spezialisierung, multipler Gleichgewichte und der unvollkommenen Konkurrenz zu stellen (Gomes 1990). Insbesondere die Berücksichtigung steigender Skalenerträge (vor allem auf Grund hoher Entwicklungskosten) führt zu dem Ergebnis, dass Handelsbarrieren für das eigene Land u.U. wohlfahrtssteigernd wirken können. Das heimische Unternehmen kann nämlich rascher in den Genuss der Skalenerträge kommen, wenn die ausländische Konkurrenz in der Einführungsphase vom Markt ferngehalten wird. Ohne ausländische Konkurrenz können beispielsweise mehr

38 3. Ökonomische Begründungen der Liberatisierung

Softwarepakete verkauft werden, die zur Finanzierung der ursprünglichen Entwicklungskosten beitragen. Sind diese Kosten erst einmal finanziert, kann das Unternehmen sehr preisgünstig international seine Software anbieten. Es besitzt dann gegenüber der ausländischen Konkurrenz im Kampf um Weltmarktanteile einen Startvc)rteil. Mithin kann ein Land handelspolitisch strategisch zu Gunsten seiner Produzenten vorgehen. Aus diesem Grunde wird die neue Außenhandelstheorie auch »strategische Handelstheorie« genannt. Eine solche Strategie funktioniert allerdings nur in Ländern mit einem großen Binnenmarkt. im kleinen Liechtenstein fehlen die Kunden fÜr Skalenerträge.

»Strategische Handeistheorie« im Dienste des Freihandels Die ersten Ergebnisse dieser neuen Theorie lösten innerhalb der handelstheoretischen Gemeinde die Furcht aus, diese könnten zu falschen, nämlich handelsprotektionistischen Schlussfolgerungen führen. Führende Außenwirtschaftstheoretiker relativierten deshalb die Aussagekraft der Modelle. Zum einen seien deren Ergebnisse sehr abhängig von den Modell-Parametern. Bereits geringfügige Änderungen der Annahmen (z.B. hinsichtlich des Ausmaßes der Skalenerträge) beeinflussten die Ergebnisse entscheidend (Bhagwati 1987: 127f.). Zum anderen berücksichtigten diese Modelle nicht die potenziellen Reaktionen der Partnerländer. Strategische Maßnahmen zur Verbesserung der eigenen Konkurrenzsituation könnten zu Gegenmaßnahmen (Retorsionen) führen: »Strategische Handelspolitik ist also immer nur solange möglich, wie die Handelspartner nicht reagieren«

(Bc)rchert 1994: 220).
Diese Distanzierungen bedeuteten freilich nicht das Ende der strategischen Handelstheorie. In Diskussionen unter den weltmarkt-internationalistischen Forschungsinstituten (z.B. im Brookings Institute in VVashington) zeigte es sich nämlich, dass die »neue Außenhandelstheorie« in doppelter Weise zur Begründung weiterer Liberalisierungsschritte herangezogen werden konnte. Erstens wurden die handelsstrategischen Konzepte dazu genutzt, das Interesse an einer Abschottung des eigenen Marktes in Richtung der Öffnung fremder Märkte umzulenken. Mit der Androhung, den eigenen Markt selektiv zu schließen, sollten die Handelspartner, insbesondere Japan, zur Öffnung der

3, konomische Be ründungen der Liberalisierung

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