Es stimmt: Wenn es überhaupt eine generelle Typologie homosexuellen Empfindens gibt (letztlich sind Schwule wie Neutrinos, Sekunden oder der Urmeter ja nur willkürlich angenommene Größen), dann beweist sich in krisenhaften Zeiten, in denen jegliche Etikette zurücktritt, die Vollgültigkeit gleichgeschlechtlichen Empfindens: Bislang ist mir seit Konrads Tod kein Trost aus Frauenmund erwachsen. Die Ursache ist hierbei gleichermaßen profaner und verfeinerter begründet, als etwa in einer von mir empfundenen emotionalen Geschiedenheit vom weiblichen Gefühlshaushalt, ganz im Gegenteil. Es ist einfach der Klang der Stimmen, der hier für mich den Unterschied zwischen Anteilnahme und Trost, Freundschaft und Geborgenheit markiert. Eine Stimme die sich gar unterhalb des Tenors bewegt, könnte mir vermutlich seinen Trost in der Form obszöner walisischer Scherzgedichte zuraunen, ein bestimmtes Vibrato, eine Tragfähigkeit der Stimme, wie sie zumeist auch mit einem breiten Brustkorb dahergeht genügt, um mir noch einmal für einen kurzen Augenblick das Gefühl zu geben, in den Arm genommen zu werden.
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