Als Kuriosum aus der Grabbelkiste erwarb ich das 'Handbuch zur nichtsexistischen Sprachverwendung in öffentlichen Texten' der Damen Müller und Fuchs, dessen Lektüre mir schon manche vergnügte Minute bereitet hat. Unter anderem wird hierin bei amtlichen Texten, die gleichermaßen Männer wie Frauen adressieren, beziehungsweise von ihnen schreiben, das 'Titanicprinzip' empfohlen: Die Frauen immer zuerst, heißt das. Vulgärkabarettistische Spekulationen, ob dies Ausdruck der Krise der Verwaltung sei oder Assoziationen mit dem bekannten Titanic–Cover: 'Frauen können keine Quadrate zeichnen!' mir verkneifend, blättere ich zum Übungsteil im Anhang und finde auf Seite 228 unter anderem die Übung 'Was kommt ihnen bei den nachfolgenden Sätzen komisch vor? 3.1 : Die Deutschen lieben Wein, Weib und Gesang.» Nun bin ich geschult und weiß, das es Weib, Wein und Gesang heißen muß. Oder doch 'Die Deutschen und Nichtdeutschen lieben alkoholische Getränke, Geschlechtsverkehr und Gesang und Instrumentalmusik'? Schwierig auch der Übungssatz 3.3: 'Hat jemand im Frauenraum ihren Fahrradschlüssel liegen lassen?' Mal davon ausgehend, daß der Frauenraum vermutlich kein Harem ist und auch Männer sich dort hineinverirren können, müßte es vermutlich heißen: 'Hat jemand im Frauenraum ihren oder seinen Fahrradschlüssel liegen lassen?' Das klingt holprig, ah ich habs, die wollen den jemand weghaben. Und auf Seite 141 lerne ich auch, wie das geht: «Das unbestimmte Fürwort kann vermieden werden durch Umformulierung in den Passiv". Also 'Ist ein Fahrradschlüssel im Frauenraum liegengelassen worden?' Wobei ich es latent diskriminierend finde, daß man den Frauenraumbesucher/innen nicht einmal zutraut, daß sie Auto fahren können.
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