Eck an Gervasius Vaim
Ingolstadt 03-12-1519
(...)
Verzeih mir aber, mein Gervasius, daß ich »einem Törichten gemäß seiner Torheit geantwortet habe, damit er sich nicht für weise hält« Gott ist mein Zeuge, daß ich gegen meinen Willen und mit Gewalt zu dieser widerwärtigen Schreiberei gezwungen wurde. Ich weiß, daß dieses schon für einen gutgesinnten Menschen, geschweige denn für einen Theologen schändlich ist. LUTHER und KARLSTADT aber haben mit ihren Verunglimpfungen und Bissen, mit denen sie noch den wildesten Schreier übertreffen, gegen mich, der ich schuldlos bin und bereit, das Schiedsgerichtsurteil abzuwarten und anzunehmen, mit harten und unwahren Beschimpfungen und Kläffereien gelärmt und getobt. Sie haben endlich ihre Repliken noch gesteigert; während ich mit ihnen mehr als ein ganzes Jahr maßvoll umgegangen bin, beschimpften mich jene mit schlimmsten Bezeichnungen. Daher werde ich, der Gewohnheit des Heiligen AUGUSTINUS folgend, »den Groben gegenüber grob auftreten und das Gebell der Neider mit dem Stock bestrafen«.
Seit einem halben Jahr arbeite ich jetzt an dem Buch »Über den Primat des Petrus«. Es ist dennoch noch nicht ins Reine geschrieben; wenn es abgeschlossen ist, sende ich es Dir.
Leb wohl und alles Gute, mein sehr gelehrter Gervasius, und investiere all Deine Mühe in das Lernen und Auslegen der Heiligen Schrift, was Du ja unaufhörlich tust.
Leb wohl aus Ingolstadt, 3. Dezember im Jahr der jungfräulichen Geburt 1519.
Wenn ich von den »Wittenbergern« spreche, meine ich nur LUTHER, KARLSTADT und die zu deren Verteidigung zur Feder greifen.
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