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Goodluck schrieb am 25.9. 2014 um 13:38:08 Uhr über

fleischFresser

Der Roman des britischen Autors WYNDHAM »The Day of the Triffids« wurde seit seiner Abfassung 1951 dreimal verfilmt: 1962 unter Regisseur SEKELY (deutscher Titel »Blumen des Schreckens«), 1981 als sechsteilige BBC-Serie unter Regisseur HANNAM und 2009 unter Regie von COPUS als Zweiteiler. Triffids sind im Roman fleischfressende Pflanzen mit der Fähigkeit zu gehen, Schläge mit einem giftigen, peitschenähnlichen Organ zu erteilen und untereinander zu kommunizieren. Zur Zeit des Kalten Krieges abgefasst, wird als Ursprung ein sowjetisches Biolaboratorium angenommen und damit ein zeitgenössischer Bezug zum ukrainischen Biologen Trofim Denissowitsch LYSSENKO hergestellt, Leiter des Institut für Genetik der Akademie der Wissenschaften der Sowjetunion von 1940-1956. Dieser Wissenschaftler, der durch die persönliche Unterstützung Josef Stalins Zugang zu nahezu unbegrenzten Forschungsmöglichkeiten hatte, war unter anderem an der Zucht ertragreicher, auch in unwirtlichen Gebieten wachsender Getreidesorten beteiligt. In WYNDHAMs Roman halten die Menschen Triffids trotz ihrer Gefährlichkeit aufgrund ihres Ölreichtums, der von den Rohölreserven unabhängig macht. Nachdem die Bevölkerung Londons durch ein astronomisches Ereignis (im Buch: abstürzende und verglühende Kampfsatelliten, in den Filmen 1962 und 1981 Asteroidenschauer, im Film von 2009 ein Sonnensturm) bis auf wenige Ausnahmen das Augenlicht verloren haben, können sich die gefährlichen Pflanzen ungehindert verbreiten und von den hilflosen Menschen (und Tieren) ernähren (in der Fassung von 1962 kommen die Pflanzensporen bei einem früheren Asteroidenregen aus dem Weltall). Wenige Sehende überleben und legen verschiedene Strategien des Weiterlebens an den Tag. Im Film von 2009 ist der Hintergrund des Kalten Krieges völlig ausgeblendet, hier wurden die Pflanzen von nicht näher definierten Wissenschaftlern aufgrund der Nachfrage nach Treibstoff gezüchtet. Wenngleich der Schwerpunkt auf dem Zusammenbruch sozialer Systeme angesichts von Krisen (hier Erblindung) liegt und die wandelnden Monsterpflanzen eher nur der Spannungserhöhung dienen, sind sie doch »Titelhelden« und zur selbstgemachten Bedrohung für die Menschen geworden, die ihrer eigenen Schöpfung nicht mehr Herr werden können und vor ihr fliehen müssen. Eine zentrale ethische Fragestellung, von Lyssenko bis zur heutigen Genmanipulation zur Schädlingsresistenz und Ertragssteigerung, bleibt, ob die Folgen selbst bloß experimenteller Ausbringung so veränderter Pflanzen abgeschätzt werden können. In Zusammenhang mit wirtschaftlichen Monopolen bzw. dem Kampf um Ressourcen (für Ernährung wie Biotreibstofferzeugung) kann auch der Einsatz militärischer Mittel möglich werden. Roman und Verfilmungen sind durchaus unterhaltsam und regen als zeitgeschichtliche Dokumente auch fünfzig Jahre später zum Nachdenken an.


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