Während der Fetischismus zu Freuds Zeiten noch als schwere seelische Krankheit galt, wird er heute zumeist als harmlos eingestuft. Sexualtherapeuten sind der Meinung, den Fetisch besser nicht »auszutreiben«, es sei denn, er wird gefährlich. »Heilbar ist eine solche Perversion kaum«, sagt Sexualwissenschaftler Martin Dannecker. »Wir können aber durch die Therapie einen Patienten mit seinem Inneren aussöhnen und ihm damit einen flexibleren und freieren Umgang mit seinem Fetischismus ermöglichen. Von Perversion sprechen wir erst, wenn jemand ohne den Fetisch keinen Orgasmus mehr bekommt.« Die Grenzen zwischen Normalität und Fetischismus sind fließend. Wer oder was ist schon normal? So ist Fetischismus in Deutschland mittlerweile schon fast gesellschaftsfähig. Erotische Vorlieben gelten beinahe als schick und machen den „Normalo“ neugierig, prominente Modemacher wie Gaultier oder Westwood machen die typischen Materialien wie Lack, Gummi und Leder salonfähig. Es gibt vor allem in Großstädten regelrechte Szenen, eigene Clubs oder Boutiquen, jede Subkultur hat ihre eigenen Partys (z.B. die Hamburger „Geschnürte Nacht“ oder die Kölner „Art Bizarre“) und Printmagazine (z.B. „Babygum“ für den erwachsenen Säugling, „Gum“ für Gummifans, „Leg Show“ für Fuß-Fetischisten oder „Clinical“ für Klinikerotiker), die mit beachtlichen Auflagenzahlen den Markt überschwemmen. Dazu gibt es im Internet zahllose Special-Sites für jeden Geschmack, die Kontakte, Produkte und mehr anbieten. Am Fetisch wird jede Menge Geld verdient, der Markt der Absurditäten boomt ...