Athene oder Athena ist eine Göttin der griechischen Mythologie. Sie ist die Göttin der Weisheit, der Strategie und des Kampfes, der Kunst, des Handwerks und der Handarbeit sowie Schutzgöttin und Namensgeberin der griechischen Stadt Athen. Ihr entspricht die römische Göttin Minerva.
Ihr Heiligtum in Athen war der Parthenon. Auf der Akropolis standen mehrere Statuen der Athene aus der Hand des Bildhauers Phidias. Die größte Statue verkörperte die Athena Promachos (die „vorauskämpfende Athene“) in voller Rüstung. Ebenso berühmt war die chryselephantine Kolossalstatue der Athena Parthenos (der „Jungfrau Athene“) im Parthenon.
Inhaltsverzeichnis
1 Name
1.1 Namensformen
1.2 Herkunft und Bedeutung
1.3 Beinamen
2 Mythos
2.1 Schutzgöttin und Weggefährtin
2.2 Familie
2.3 Charakter
3 Athena und die Eule
4 Nachwirkung
5 Statuen und Bildnisse (Auswahl)
6 Siehe auch
7 Literatur
8 Weblinks
9 Einzelnachweise
Name
Namensformen
Der Name der Göttin ist
Mykenisches Griechisch: a-ta-na
Altgriechisch:
Attisch: Ἀθηνᾶ Athēnā oder Ἀθηναία Athēnaia
Episches Griechisch: Ἀθηναίη Athēnaiē
Ionisch: Ἀθήνη Athēnē
Dorisch: Ἀθάνα Athānā
Neugriechisch: Αθηνά Athiná
Lateinisch: Athena
Deutsch: Athena oder Athene
Herkunft und Bedeutung
Der Name Athena ist vorgriechisch und wahrscheinlich nicht indoeuropäischen Ursprungs.
Die Bedeutung ist unklar. Ein aus Knossos stammendes Tontäfelchen mit Linearschrift B aus mykenischer Zeit nach 1500 v. Chr. nennt a-ta-na-po-ti-ni-ja, wobei es sich bei a-ta-na um ein Theonym oder ein Toponym handeln könnte.[1] Der Wortbestandteil po-ti-ni-ja wird mit dem altgriechischen πότνια (potnia) identifiziert[2] und bedeutet „Herrin“, „Gebieterin“ oder „Beherrscherin“.[3] Das Wort a-ta-na-po-ti-ni-ja wurde lange Zeit als „Herrin Atana“ übersetzt und es wurde angenommen, dass „Atana“ eine weit verbreitet verehrte Burggöttin war. Eine neuere Übersetzung ist „Mädchen aus Athen“, was bedeuten würde, dass Athen der Herkunftsort der Göttin ist und sie schon in dieser Zeit eng mit der Stadt verbunden war.
Beinamen
Römische Marmorfigur der Pallas Athena (1./2. Jahrhundert, Louvre, Paris)
Bekannte Beinamen der Athena im Griechischen sind:
Παλλὰς Ἀθηνᾶ Pallás Athēnā (Pallas war der Name der mythischen Pallas, Tochter ihres Ziehvaters Triton)
Παρθένος Parthénos – „die Jungfrau“
Πρόμαχος Prómachos – „die Vorauskämpfende“, „die in vorderster Linie Kämpfende“, „die Verteidigerin“
Γλαυκῶπις Ἀθηνᾶ Glauk333;pis Athēnā – „die eulenäugige Athena“, „die „helläugige Athena“
Αρεία Areía (als Verteidigerin des Orestes)
Ἀθηνᾶ Εργάνη Athēnā Ergánē (als Schutzpatronin der Handwerker und Künstler)
Ἀτρυτώνη Atryt333;ne – „die Unermüdliche“, „die Unüberwindliche“
Πολιάς Poliás – „die Stadtgöttin“
Πατροίη Patroiē – „die Beschützerin“
Mythos
Schutzgöttin und Weggefährtin
Athena ist Schutzgöttin und Namensgeberin Athens. Sie gilt als Göttin der Städte, der Weisheit und des Kampfes, so auch der Kriegstaktik und der Strategie; sie fungierte als Palast- und Schutzgöttin der mykenischen Herrscher. Athena war Schirmherrin der Künste und der Wissenschaften; als Hüterin des Wissens beschützte sie auch Spinner, Weber und andere Handwerker.
In den zwei größten Epen Griechenlands, der Ilias und der Odyssee von Homer, ist Athena die Schutzgöttin des Odysseus. Im Trojanischen Krieg „kämpft“ Athena auf Seiten der Griechen. Anschließend begleitet sie Odysseus bei seinen gefahrvollen Abenteuern.
Athena führt Perseus bei der Enthauptung der Medusa.
Familie
Nike und ein Krieger um das Palladion
Athena war eine Tochter des Zeus und der Metis. Zeus hatte die von ihm mit zwei Kindern schwangere Metis verschlungen, da prophezeit worden war, eine Tochter sei Zeus ebenbürtig, ein Sohn werde ihn jedoch stürzen. Als er danach unter großen Kopfschmerzen litt, zerschlug Hephaistos auf Zeus' Befehl hin dessen Haupt (was er als Göttervater überstand). Daraus entsprang in voller Rüstung Athena. Sie wurde daher als eine Verkörperung des Geistes (da aus dem Kopf des Zeus = Kopfgeburt; siehe Namensherleitung) und damit der Weisheit und Intelligenz angesehen. Der Bruder der Athena blieb in Metis (beziehungsweise in Zeus) ungeboren und unbenannt. Die Hephaistos-Episode ist nicht in allen Versionen vorhanden.
In einer besonderen Version des Mythos entsprang Athena in Rüstung dem Mund des Zeus und zwang ihn, ihre verschlungenen Geschwister freizugeben. Als Schutzgöttin der Stadt Athen wurde sie daher auch oft in voller Kriegsrüstung dargestellt.
Ihr Ziehvater war der Meeresgott Triton, mit dessen Tochter Pallas sie aufwuchs. Athena tötete diese versehentlich während eines Kampfspiels mit Wurfspeeren. Zum Andenken schuf Athena eine Statue, das Palladion, und übernahm den Namen der Getöteten: Παλλὰς Ἀθηνᾶ – Pallas Athēnâ.
Charakter
Wie viele griechische Gottheiten war Athena überaus leicht zu kränken: So verwandelte sie Arachne, die behauptete, die Göttin in der Webkunst zu übertreffen, in eine Spinne. Der Maler Diego Velazquez hat den Wettstreit zwischen Athena und Arachne in seinem monumentalen Gemälde Die Spinnerinnen dargestellt.
Sie ging niemals eine Liebesbeziehung ein, daher auch der Beiname Parthenos „die Jungfräuliche“ (vergleiche auch Artemis). Doch hauchte sie auf Bitten ihres Freundes, des Titanen Prometheus, den Menschen Wissen und Weisheit ein.
Nach der Legende buhlten Poseidon und Athena um die Schirmherrschaft einer Stadt. So hielten sie einen Wettstreit ab: Wer der Stadt das nützlichere Geschenk mache, habe gewonnen. Poseidon gab einen Brunnen (oder auch eine Quelle), der jedoch nur Salzwasser spendete oder in anderen Versionen das Pferd; Athenas Gabe war der Olivenbaum und damit dessen Holz und Früchte. So wurde Athena die Schutzgöttin der Stadt, die seitdem ihren Namen trägt: Ἀθῆναι – Athen.
Athena und die Eule
Tetradrachmon (nach 445 v. Chr.)
Vorderseite: Kopf der Athene
Rückseite: Steinkauz mit Olivenzweig
Laut Homer ist Athena γλαυκῶπις glauk333;pis, was meistens mit „eulenäugig“ übersetzt wird (γλαῦξ „Eule“, ὤψ „Auge“). Für das Attribut glauk333;pis gibt es mehrere Deutungen.
„Eulenäugig“ bedeutet möglicherweise, dass sie scharf und im Dunkeln sehen konnte.
Nach einer anderen Interpretation sind mit den „Eulenaugen“ große Augen gemeint (vgl. die großen Augen der Eule auf der abgebildeten Münze). Große Augen galten in der Antike als Schönheitsideal. In ähnlicher Weise gibt es für Hera den Beinamen „die Kuhäugige“, der nicht herabwürdigend, sondern ebenfalls als Verweis auf große Augen zu verstehen ist.
Eine andere Deutung leitet glauk333;pis von glaukós „hell, leuchtend, glänzend“ ab. Demnach könnte Homer die Eigenschaft „helläugig“ gemeint haben. Im alten Griechenland gab es, wie auch heute noch, sowohl helläugige als auch dunkeläugige Menschen.
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