Mein Blick hebt sich langsam von dem Etikett und lässt es zu einem anderen Schweifen. Die Regale mit Fruchtsaft erstrecken sich bis zum Horizont erscheint es mir. Die Zeit drängt mich..unruhig gleitet mein Blick zum nächsten Etikett.
Ich merke wie ich mir die Haare büschelweise vom Kopf rupfe... Fruchtsäfte, weit und breit nur Fruchtsäfte. Ich fürchte, dass ich nah dran bin den Verstand zu verlieren.
Ich laufe den Gang weiter..und weiter...links Fruchtsäfte, rechts Fruchtsäfte. Ich stolpere, stürtze, kann meinen Fall kaum abfedern, spüre wie meine Gelenke knacken. Die Luft strömt aus meinen Lungen wie aus einem kaputten Dudelsack. Ich stemme mich vom Boden ab, wische meine Hände in einer unbedeutenden Geste an meinem Mantel ab.
Die Zeit drängt mich weiter... ich beginne weiter zu laufen. Regalmeter um Regalmeter bringe ich die Fruchtsäfte hinter mich.
oh wenn ich nur mehr Zeit hätte... ich spüre wie mir Tränen der Verzweiflung aus den Augenwinkeln kullern. Sie bahnen sich langsam ihren Weg, an meiner Nase entlang hinunter über die Wangen. Einige wenige versickern in meinen Mundwinkeln. Der salzige Geschmack auf der Zunge, gibt mir den Impuls mit dem Handrücken beiläufig über das Gesich zu fahren. Mein von Tränen verzerrter Blick fällt auf die Flaschen und Packungen um mich...Fruchtsaft.
»FRUCHTSAFT«, schreie ich voll Wut, meine Stimme hallt wieder, hohl und leer. Das Echo verklingt langsam und ich hab schon wieder viele Regale hinter mich gebracht. Ich denke an all die Menschen die ich liebe, laufe weiter, irre durch die Regale die kein Ende nehmen wollen, und murmle vor mich hin.
Zweifellos, ich war kurz davor überzuschnappen.
Wenn doch nur die Zeit nicht so drängte... Ich laufe wieder schneller, ich weiss, ich würde es schon finden, es spüren wenn ich richtig wäre... Grosse und kleine Flaschen, bunte und durchsichtige, exotische und natürliche Geschmacksrichtungen, sie alle stehen aufgereiht und warten auf mich. Doch sobald ich an ihnen vorbei ziehe scheint es als würden sie mich verhöhnen.
Leise sickert ihr Lachen in meinen Kopf, wird lauter und dröhnt immer stärker. Sie alle scheinen das sehr amüsant zu finden. Mein Kopf brummt, ich fürchte er würde zerspringen, wenn das Gelächter der Fruchtsäfte noch mehr zunimmt.
Ich reisse mich zusammen. Erinnere mich daran, wie knapp die Zeit doch war. Das hilft. die Stimmen werden leiser und verklingen ganz. Die Regale vor mir dehnen sich weiterhin in die Unendlichkeit aus. Ein Blick nach hinten zeigt mir das selbe Bild.
Verzweifelt lasse ich mich auf die Knie sinken, trommle mit den Fäusten auf den kalten Boden. Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr. Ich muss mir wohl eingestehen versagt zu haben. Erschöpft lasse ich mich gegen das Regal zu meiner linken sinken. »Die Zeit!!« warnt mich meine innere Stimme...und ich weiss, dass es bald vollbracht sein würde.
Ich greife blind in das nächste Regalfach hinter mir, schnapp mir eine Flasche und öffne sie. Ich will sie ansetzen um zu trinken, mir zum Abschied einen letzten Schluck gönnen. »Was soll's«, sag ich laut zur mir selbst.
Plötzlich fällt mein Blick auf das Etikett der Falsche in meiner Hand. Vor Schreck wäre sie mir fast aus der Hand gefallen. »Oh Gott, jaaaaaaaaa....ich habe es geschafft, ich habe es geschafft.« Ich springe auf und schwenke freudig die Flasche. Alle Hoffnung hatte ich begraben und dann das. mit Tränen der Freude in den Augen las ich noch mal den Aufdurck auf der Flasch -
»Extrafruity«
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