Mein Kopf wendete sich zu Franz herum. Der saß da und preßte sich die Hände in die Schläfen - ich glaube, daß er seinen Schädel zerbrechen wollte. -
»Es geht alles vorüber«, sagte er dann. »Mir sitzt das Gefühl des Harnwassers zwischen den Beinen, und das Bedürfnis, es auszulassen, ist das Zwingendste aller Gefühle.«
Mir fiel das entsetzliche Erleben im Grabgewölbe ein. Er aber fuhr fort: »Vielleicht gibt es Menschen, die meinen, Helden zu werden, wenn sie sich die Blase zerplatzen lassen und den Darm zerbersten vor Kot - um nicht Knechte zu sein. - Aber dies ist falsches Heldentum. - Sie füllen ihren Leib mit den Schmerzen ihres Leibes und lassen ihre Seele ungeschunden. - Ich werde meine Geschäfte erledigen und danach auf die Qual zurückkommen.« - Und weiter sprach er: Es gibt Künstler, die ewig geil herumgehen und grauenvolle Dinge malen, die sie selbst in ihrer Erregung nicht sehen können, während andere, Ernüchterte, sich die Seele daran blutig reißen." Damit ging er hinaus.
Hans Henny Jahnn: Ugrino und Ingrabanien, Heft VII
(Frühe Schriften, S. 1266-1267)
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