(...) die ewigen Teile der Natur sind edler als die des Zufalls und des bürgerlichen Verhältnisses; z. B. Tigerflecke sind edel, Fettflecke nicht; - der Teil, wieder in Unterteile zerlegt, ist weniger edel (1), z. B. Kniescheibe statt Knie; - so sind die ausländischen Wörter, als mehr eingeschränkt, nicht so edel als das inländische Wort, das für uns als solches alle fremde der Menschheit umschließt und darbietet; z. B. das Epos kann sagen die Befehle des Gewissens, aber nicht die Dekrete, Ukasen etc. desselben (2); - so reicht und herrscht diese Allgemeinheit auch durch die Charaktere, welche sich erheben, indem sie sich entkleiden, wie Verklärte, des individuellen Ansatzes.
(1) Daher die Franzosen in ihren gebildeten Zirkeln das allgemeine Wort vorziehen, z. B. la glace statt miroir, oder spectacle statt théatre.
(2) Im Lateinischen und Russischen gälte wieder das Umgekehrte aus demselben Grunde. Wenn man in dem zwar talent-verworrenen, doch talent-reichen Trauerspiele Cadutti aus der höhern Region des Allgemeinen plötzlich durch die Worte: »Und was sich mildern lässet, soll in der Appellations-Instanz gemildert werden« in die juristische Region herabstürzt: so ist eine ganze Szene getötet, denn man lacht bis zur nächsten.
Jean Paul: Vorschule der Ästhetik, § 18 Schönheit oder Ideal
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