Ich versuche mich gerade an Gespräche über Einsamkeit zu erinnern. Also an solche, wo man eigene Einsamkeitsgefühle eingesteht. Sie sind dermaßen rar, dass ich erinnerungstechnisch zurückgehen kann bis ins 18. Lebensjahr.
Aber da hat man über ALLES geredet, bevorzugt auch in öffentlichen Räumen, weil wir als die Allereinzigsten überhaupt lebendig waren, nämlich; über das Gefühl Karsten einen zu blasen, über misshandelnde Eltern, den Holocaust.
Das war eitel und ist jetzt irgendwie peinlich.
Zählt also nicht. (Oder?)
Ich red nicht wenig mit Leuten. Ich kenn einige Menschen lange, gut, inniglich. Ich weiss, dass die alle manchmal einsam sind.
Und häng jetzt hier und bastele schon mal an Sätzen, in denen Wörter wie »endlos« »abgeschnitten« etc. vorkommen. Mir fehlt nicht direkt die Sprache dafür, unter Umständen kann ich es beschreiben, vielleicht; den Astronauten, die Versorgungsschnüre zu seiner Kapsel, das kalte, absurd schöne All - das Geräusch, mit dem sich die Schläuche einer nach dem anderen lösen, bis der letzte mit einem leisen Pfft Astronaut und Kapsel trennt, ihn fortschickt in etwas grenzenlos Stilles.
Ich kenn auch das Gefühl, von einem Hügel oder einem Turm oder ähnlichem auf eine Millionenstadt runterzugucken, ein Häusermeer bis zum Scheisshorizont, selbst in einem kleinen Umkreis von 200 m Abertausende von Menschen Schicksalen Geschichten, und nichtsnichtsNICHTS davon hat mit mir zu tun. Nichts.
Warum rede ich nicht drüber?
Es ist pathetisch, klar, und nichts ist so uncool wie Pathos. Egal. Es hat was Gescheitertes, aber das sollte mich ja wohl nicht mehr anfechten.
Könnte ich drüber reden, wäre es weg. (Oder?)
Vielleicht habe ich Angst davor, drüber zu reden, und es wüchse.
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