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anoubi schrieb am 2.6. 2006 um 03:28:36 Uhr über

einfallendeSonnenstrahlen

Zur RAF-Vergangenheit

1.) Man kann nicht eine Organisation aufbauen und in der gleichen Zeit so tun, als hätte man sie schon. Das ist, wie in einem Neubau, noch ohne Dach, wohnen und sich wundern, weil man, wenn's regnet, naß wird. Aber, in der illegalen Drogenszene meiner jungen Jahre war das auch so. Und, hätten wir erst das Haus gebaut, um dann einzuziehen und danach was zu bewegen, würdn wir noch heute auf einer Baustelle leben, wären irgendwann Eigenheimbesitzer, oder auch nicht (denn wer konnte gestern weit in die Zukunft sehen?), und darüber hinaus wäre gar nichts passiert.
Hitler schrieb nach dem mißlungenen Buch im Knast in sein Werk »Mein Kampf«: Den künftigen »Staat« zuvor in der eigenen »Partei« aufbauen, dann »Machtergreifung«. Und tatsächlich hatten sie 1933 schon eine eigene Privatarmee, die SA, die dann 1934, weil überflüssig und schädlich geworden, enthauptet wurde. Sie hatten 33 »private« Folterkeller» usw. Wovon Gegner total überrascht wurden. Die ganzen Schattenseiten ihrer Macht wurden schon vor 33 systematisch aufgebaut. Ich will keine Macht. Aber, wenn ich 6jährige Generäle, 10jährige Minister und eine 14jährige Kanzlerin noch in diesem Leben erlebe, wäre das für mich ganz angenehm. In meiner Kindheit und Jugend in Nürnberg spielten wir Indianer und Cowboy. Ich sah mich als wiedergeborenen Indianer. In deutscher Haut. Das Fundament unserer Spiele, die schreckliche Vergangenheit, als us-amerikanische Geschichte, wurde mir erst viel später bewußt. Wir spielten auch Gangster und Polizist. Ich war 16, trug Anzug, Krawatte und Hut, spielte das Kartenspiel Poker und lief mit einer Gaspistole in die Berufsschule der Kellner und Köche. Ein Lehrer, der sie einmal, zufällig sah (ich hatte gar nicht bemerkt, dass er sie gesehen hatte), nahm sie mir nicht weg, sprach, ich war dabei abwesend, mit meinem besten Freund, und ließ mich durch ihn - als Sprachrohr - fragen: vor wem ich Angst hätte. Das einzige Unangenehme, das mit diesem Ding passierte, war, dass ich, allein in der elterlichen Wohnung, damit hantierte, und sich vor meiner Nase, seitwärts, ein Schuß löste (Platzpatrone). Ich mußte schnell in die Küche laufen und mir die Augen ausspülen. Meine Eltern und mein 5 Jahre jüngerer Bruder haben davon nichts erfahren. Mein Vater hätte mir die Pistole (die ich auf dem jugendlichen Schwarzmarkt kaufte) weggenommen und mich geohrfeigt. Wir spielten Gangster, Polizist und «Monopoly. Beim "Monopoly gab ich, als Bankhalter, einem anderen Jungen, weil er schöne Augen hatte, Kredite, oder schob ihm heimlich Spielgeld zu. Das war, gewiß, in den vorgedruckten Spielregeln und in den Augen vieler Mitspieler nicht korrekt, nicht erlaubt, nicht vorhergesehen, aber das war mir - uns - egal.

2. Anfang der 70er habe ich mal, von Knast zu Knast, einer jungen Frau geschrieben: »Gegen dich, meine Dame, sind wir doch nur Amateure«. Sie schrieb zurück. ich sei ja wohl »nur ein kleiner Vorstadthäuptling« und, dass sie enttäuscht sei, weil ich »den politischen Kampf« nicht ernst nehmen würde. In der Wahrheit prallten da die Sprachebenen aus zwei Szenen aufeinander.
Dealersprache: »Da stellen wir jetzt einen Bauern hin, und behaupten, es sei ein KönigOder: »Dem stellen wir seine eigenen Offiziere in den Weg
Ich habe damals die Worte »Schweine« und »Schweinesystem« ernst genommen. Aber, irgendwann fiel mir auf, dass wir mit Tier-Namen schimpfen, herabsetzen und beleidigen, wenn wir menschliche oder gar allzu menschliche Eigenschaften entblößen wollen.
Eine Art und Weise, mit der wir, unauffällig und allmählich, weniger die Achtung vor Menschen, mehr die achtung vor den Tieren (ist ja nur ein Schwein) verloren. Damit will ich sagen: Gegenüber den menschen war und blieb uns doch sehr wohl bewußt, dass sie, auch als politische »Feinde«, Gegner, sehr wohl Menschen waren! - Ichfrüher gern nd oft Schweinefleisch. Filme, die ich im Fernsehen sah, haben mir das abgewöhnt. Ichund esse noch Fleisch und Wurst. Aber nur noch vom Bio-Metzger, folgerichtig schon aus fiinanziellen Gründen, selten. Zuletzt vor etwa drei Monaten, als wir ne Party veranstalteten. Davor in den Weihnachts- und Sylvester-Feiertagen.
Rückblende zum Knast (70er Jahre). Die junge Frau sah damals »spielen« - innerhalb der aktuellen Politik - als frivolleichtfertig, wertlos, unanständig«). Denn: Arbeiterkinder denken so. Aber, als ich, am Anfang der 70er Jahre, wegen Haschisch in Amberg im Knast saß, da konnte ich, durch Radio und Zeitungen, die portugiesische »Nelkenrevolution« fast hautnah mit erleben. Ihr Ende und die Anschluß-Entwicklung gefielen mir gar nicht. Aber, wäre es anders geworden, hätte man, damals mehr und öfters geschossen? - Die gesellschaftlichen Kräfte, beispielsweise das Geld der deutschen SPD und Logistik von wem und was weiß ich (?) waren gegen die linken Soldatenrevolutionäre und stärker. Hätte man es, weil hoffnungslos, gar nicht erst versuchen sollen? Quatsch! Nur hinterher ist man immer schlauer.
Zwei Ereignisse aus dieser »Nelkenrevolution«, die ich noch, als wäre es gestern gewesen, im Gedächtnis habe, meine ich, wenn ich sage, es kann auch ein Schritt in die richtige Richtung sein, vom »blutigen Kampf« zum »spielen« zu gehen:
a 1) Die portugiesische Armee in Lissabon war in einander bekämpfende Einheiten (Fraktionen) zerfallen. Nur noch die offiziere hatten Einfluss und Macht, die sich auf die Mehrheit ihrer Untergebenen verlassen konnten. Diese Offiziere trafen sich an einem runden Tisch zu Verhandlungen. Da saß dann einer, völlig übermüdet, Aufputschtabletten schluckend, am Tisch und sprach blabla, sah auf die Uhr seine Ablösung kam nicht, er konnte sich fast nicht mehr wach halten, seine Ablösung kam nicht, er machte weiter, dann kam ne Ablösung. Warum war das so? - Wäre der Kerl nicht sitzen geblieben, wäre die Sitzung ohne Vertagung oder Ergebnis auseinander gegangen, hätten, auf den Straßen in Lissabon, Portugiesen auf Portugiesen geschossen.
Anmerkung: Ich saß 1967 in Frankfurt am Main, in Spielklubs und/oder Casinos, setzte mein Geld auf Karten und schluckte »Hallo wachoder Preludin, weil ich, sinnloserweise, verlorenes Geld zurückgewinnen wollte. »Hallo wachwar ein Konzentrat, hauptsächlich konzentriertes Koffein. Kaffe aber, trank ich auch, Kaffee (freilich etwas dünn) brachte mir der Kellner. Preludin war rezeptpflichtig. Ich bekam es auf dem schwarzen Markt.
a 2) Militärputschversuch in Madrid, den der König dann, durch Telefongespräche mit zuverlässigen und suspekten Generälen (bei einem hatten seine Soldaten schon die Kasernen verlassen), verhindern konnte. Zuvor geschah das Folgende: Vorm Parlamentsgebäude stoppte ein Bus, Soldaten stiegen aus, ein offizier kam und schrie sie an: »Ich bin ihr kommandierender General. Sie steigen sofort wieder in diesen BusAls fast die Hälfte wieder eingestiegen war, kam ein Oberstleutnant aus dem Gebäude: »Ich bin ihr direkter Vorgesetzter. Sie steigen sofort wieder ausDie Soldaten stiegen wieder aus. Der General und sein Begleiter hatten ihre Pistolen gezogen und entsichert. Sie gingen auf die andere Straßenseite. Der General telefonierte.
Was kann oder soll ein einfacher Soldat in so einer Situation tun? Ich denke: im Bus sitzen bleiben, diskutieren, sich informieren. Die Nürnberger sagen dazu: »Was left?« - Anders gesagt: raus aus dem Bus, rein in den Bus, raus aus dem Bus. Ich bin doch kein kasperle.
Ein Putsch kann falsch oder richtig sein. Ein Bürgerkrieg nur eine Krankheit oder unvermeidbar. Übergänge vom Spiel zum Ernstfall waren und sind fließend.

3.) 1967, Spielklub, Frankfurt am Main, Moselstraße, erster Stock (nur für Mitglieder). Pondespieler waren die große Gruppierung mit dem kleinen Geld vieler Einzelner. Bankspieler war ein einzelner oder die kleine Gruppierung einzelner mit großem Geld. Der Croupier mischte die Karten, achtete auf die Einhaltung der Regeln, strich ein, zahlte aus, bekam Trinkgelder der erfolgreichen Spieler und ein Monatsgehalt vom Klubbesitzer. Der Bankspieler war autonom, konnte auch gegen den Willen derer, die auf ihn gesetzt hatten, allein entscheiden. Der Pondespieler mußte sich, im Streitfall, an die durch Abstimmung ermittelte Mehrheit derer halten, die auf ihn gesetzt hatten. ixh saß in der Bank, neben dem Spieler und sagte, von einem heftigen Streit auf der anderen Seite angewidert: »Was soll das? Es geht doch nur um GeldDer Bankspieler, ein Freund, Lektor in einem Verlag, JournalistFrankfurter Allgemeine Zeitung«), politisch extrem konservativ, katholisch (er mal wörtlich: »Schwule sind zu feige, eine Frau zu erobern«), ein Mann, von dem ich in Gesprächen viel lernte, drehte sich zu mir um und sagte: »Sie sind ein Snob!« Icgh: »WarumEr: »Es geht nur um Geld. Das ist der snobistischste Ausspruch, den ich seit langem hörteDie Ponde hörte uns nicht. Sie war mit sich beschäftigt. Der Croupier ließ hatte schon abstimmen lassen. Die Minderheit war weiterhin gegen den Mehrheitsentscheid. Konnte aber, nach den Regeln im Klub, nur noch schreien und nichts mehr entscheiden. Der Pondespieler spielte, obwohl anderer Meinung, die Karte der Mehrheit aus. Die Ponde hatte gewonnen.
Ich arbeitete damals als Hilfskoch in einem Nachtklub der US-Armee, ein Klub für ihre Soldaten, deren Bekanntschaft und Angehörige, soweit die die amerik. Staatsangehörigkeit hatten. Deutsche »Frolleins« mitzubringen war erlaubt. Das Personal war deutsch. Mein Chef, der Manager, ein US-Offizier mit italienischer Abstammung. Ich hatte nun soeben, weil die Ponde gewann, zwei Monatslöhne verloren, zwei, weil ich in den Tagen zuvor, oder in der gleichen Nacht, gewonnen hatte, war pleite und ging.
»Sie sind ein SnobUnd das von einem Menschen, den ich schätzte, und von dem ich akzeptiert sein wollte. Ich war beeinflußt von meinem Vater. Für den war ein »Snob« eine sehr suspekte Person. Ein Spieler freilich fast so schlimm wie ein Zuhälter (Gangster). Ich wollte damals alles mögliche und unmögliche sein, aber, ganz gewiß, kein Snob! Heute sehe ich das ganz anders.
Snob 1 reicher, vornehm tuender Mensch, der nach gesellschaftl. Ansehen strebt und auf andere hinabblickt 2 jemand der seine (tatsächliche oder eingebildete) Überlegenheit anderen zeigt. - »Wahrig, Wörterbuch der deutschen Sprache« 1978

4) Terror Schrecken als Folge einer Gewaltanwendung oder -androhung; brutales Vorgehen; aus lat. terror »Schreck, Schrecken«, zu terre »in Schrecken setzen« (»Knaurs Herkunftswörterbuch« 1982
Martin Gester in einem Bericht über den militärputsch in Chile (»Quick«, 11. Oktober 1973): »Es drängt sich der Eindruck auf, daß die hier und da vorgekommene Gewaltschur eines Langmähnigen und die Verwüstungen im Haus des Dichters Neruda für die Junta nicht typisch sind
Als ich 1973 wegen Haschisch in Nürnberg in U-Haft saß, und die Illustrierte beim Hofgang von einem anderen Gefangenen bekam, es war ein Tausch auf geschäftl. Basis, und das Zitierte dann in meiner Einzelzelle las, war nichts mehr lustig, spielen und wichsen waren weg. Ich schrieb kurz nach dem lesen in meine Notizen: »Terror ist nie typisch, wenn er sich gegen die richtigen Leute richtetDiese Notiz habe ich heute noch (natürlich nicht als Original), während viel meiner Aufzeichnungen verloren gingen, oder von anderen oder mir weggeworfen wurden.
Merke: Nie, in der Geschichte der BRD, wurden Alt- oder Jungnazis als »Terroristen« bezeichnet. Auch US-Soldaten, und generell Regierungsmitglieder usw. - überall - bezeichnete und bezeichnet man nie als »Terroristen«! Terroristen sind immer nur die anderen?

Dietrich Alexander am 8. November 2005 in der Tageszeitung »Die Welt«: »Der erste Tote in Frankreich - bei der Gewaltbereitschaft und dem haß, der sich da allmählich Bahn bricht, war es leider nur eine Frage der Zeit, bis ein Mensch sterben wird. ... Das Land brennt und Chirac hat nicht mehr die Kraft, es zu löschen. Wo ist ein zweiter de Gaulle?«
Gegenfragen: Wo ist ein zweiter Adenauer? - Wo ein zweiter Hitler?

Horst eberhard Richter in der SPD-Zeitung »Vorwärts« vom 17. Mai 1979: »Wir können nicht mit gutem Gewissen wünschen, daß die Kinder so werden, wie wir sind

5) »Gesichte deckt sich nicht einfach mit «Geschehenem». Geschichte entsteht erst, wenn jemand zu den Ereignissen hinzukommt, nämlich wir. Ereignis ist, was in unseren Geist einging. Daran allein, messen wir die historische Wahrheit

Egon Friedell: »Kulturgeschichte Ägyptens und des Alten Orients«

6) Mein Wunschtraum, eine Zukunftsvision. Nachricht: In Unterwiesenbach wird ein 12jähriger von Boneheads traktiert. 24 oder meinetwegen auch 48 Stunden lang geschieht - scheinbar -nichts. Fünf Minuten danach: Militärputsch in Berlin.


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