Da das Stichwort »Doppelaxt« noch nicht, existiert (ich dachte, es bereits vor vielen Jahren hier bezeugt haben zu können), muss ich meine folgenden wichtigen Gedanken nun unter dem Stichwort »Doppelgeschlechtlich« in ruhmheischender Weise anlegen: Das Nachwort zur deutschen Übersetzung der Orestie des Aischylos, verfasst durch den streitbaren Emil Staiger (weniger ruhmheischend: es handelt sich also um die billige Reklamausgabe!), beginnt mit folgendem Satz:
»Wer von den Sophokleischen Dramen, vom König Ödipus oder von der Antigone her, zu Aischylos kommt, wird nicht verkennen, daß er hier einem altertümlicheren Geist begegnet.«
Kurzer Rede, kurzer Sinn: das scheint auch mir eine stichhaltige Feststellung. Wir mögen eine Bestätigung dieser Ansicht etwa bezeugt finden in dem Ausspruch der Kassandra, die, nach ihrer Ankunft am Hof der lästerlichen Atriden, seherisch begabt und so ihre eigene Ermordung voraussehend, einen Satz äußert, den Staiger, mit äußerst glücklicher Hand, wie mir scheint, folgendermaßen übersetzte:
»Doch-meiner-harrt-die-Spaltung-mit-der-Doppelaxt«.
Die gemeinfreie Übersetzung, die wir im Rahmen des Projekt-Gutenbergs finden, und die wohl, da (...) nun, korrigiere, die entgegen meiner ersten Überzeugung doch von Droysen stammt (nach erster Ansicht hätte ich hier in Wort und Buchstabe eher das frühe 20. Jahrhundert wirken gesehen, die Übersetzung des irrlichternden Vollmöller...), übersetzt an gleicher Stelle:
»Doch-meiner-harret-Mord-von-doppelscharfer-Axt!«
Man kommt hier glaube ich nicht umhin, die große Kunst des noch größeren Staiger anzuerkennen, der im Falle von J.G. Droysen (über seine preußische Geschichte und sein rabiatnationales »Dänenfressertum« mag man halten was man will) sicher nicht im Schatten eines geringen Ahns in dieser Sache gewaltet hat, der aber doch unzweifelhaft und fraglos zu weit plastischerer Darstellung gefunden hat.
Unser-harrt-die-Spaltung-mit-der-Doppelaxt.
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