Pflanzen recken sich um ihres Eiweißes willen in die Sonne, der Delphin frisst den Hering und dieÜberlebensstrategieDesEiweißes meines anderthalbjährigen Patenkindes äußert sich in ultrapräpubertärem Flirten. Da sitzt sie heute auf dem Marktplatz auf einer Treppe, blickt mich an, zeigt in die entgegengesetzte Richtung und ruft aus: »päbi!« Ich schaue hinüber und frage mich, wo denn dort ein Baby sein soll. Sie wendet sich aber konzentriert dem Objekt ihres Interesses zu. Es wird klar, dass ein ausgeprägt cooler Jugendlicher, vielleicht um die 16 oder 17, mit einer Zigarette im Mundwinkel gemeint sein muss, der dort sitzt und anscheinend auf jemanden wartet. Sie winkt hinüber, er nimmt es aus dem Augenwinkel wahr, blickt kurz zu ihr, worauf sie wieder winkt und lacht, und schaut dann betreten wieder weg. Sie hört nicht auf zu winken und zu lachen, er ist verwirrt, sie schaut kurz zu mir, »päbi!«, lacht, wendet sich wieder dem Jugendlichen zu, der schon ganz fertig ist und verzweifelt zu seinem Handy greift, aufsteht und sich wegdreht. Sie blickt mich so enttäuscht an, dass ich mich entschließe, ihr zur Ablenkung ein neues Wort beizubringen und wähle einen Gulli am Straßenrand. Nach drei Versuchen klappt es, »kulli«, haha, ich bin natürlich begeistert und setze mein Werk mit einem weiteren bedeutenden Alltagsgegenstand fort, blicke mich um und finde schnell ein herstellerbeschriftetes Objekt und sage langsam und deutlich »Philips-Satellitenparabolantenne«. Sie schaut mich ernst an, grinst plötzlich und sagt »hihi«. Nun ja, dieÜberlebensstrategieDesEiweißes betrachtet Satellitenantennen vermutlich als irrelevant.
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