Erinnert mich an einen beschämenden Moment meiner Grundschulzeit: In M* eröffnete eine Karstadt–Filiale, was für unsere Provinzstadt eine rechte Sensation war. Unsere ganze Schule (die neben dem Kaufhaus stand) erhielt schulfrei, um die groß aufgezogene Eröffnungsfeier sehen zu können. Die ganze Schule? Nein, ich laborierte an irgendeinem kindlichen Infekt und verbrachte den Tag im Bett. Am darauffolgenden Montag lautete die Hausaufgabe, einen Zeitungsbericht über die Karstadteröffnung zu schreiben, mein Einwand, ich sei doch gar nicht dabeigewesen, wurde von Fräulein Berden nicht akzeptiert. Also setzte ich mich daran, mir aus zwei Zeitungsartikeln einen dritten zu basteln. Unsere Erzeugnisse wurden sogar eingesammelt, und ich erhielt meinen Bericht mit den Worten zurück, ich solle mich doch um eine etwas konkretere und anschauliche Schreibweise bemühen, außerdem müße ich auf die korrekte Verwendung von Redensarten achten. Anlaß hierfür war ein dick rot angestrichener Teilsatz, in dem ich schrieb »...und Billy Mo sang Musik von Anno Damals«. Doppelt ärgerlich, denn neben der generellen Ungerechtigkeit, mich nicht mit einem Sonderaufsatz »Mein Tag im Bett« zu bedenken, was ich gewiß mit der geforderten Anschaulichkeit bewältigt hätte, erinnere ich mich heute noch, wie ich bei der Niederschrift des ominösen Billy–Mo–Satzes nach dem mot juste gesucht hatte, und mich dann trotz langem Grübelns für die falsche Lösung entschieden habe. Es hätte natürlich Anno Dazumal heißen müssen, Anno Damals war genauso falsch wie Anno Dazumals.
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