Ich habe eine Halbspanierin zur Freundin, Crisi heissts, 45 Jahre und sie hat Down-Syndrom. Ich mache sie ständig glücklich, jedenfalls hat sie bei mir noch nie geweint, sonst weint sie viel. Im August sehen wir uns wieder, sie kommt eine Woche auf Besuch und ist froh ihrem Gruppenbetreuerwohnheim in München entrinnen zu können, wo sie sich manchmal wohlfühlt, aber meistens nicht. Die schwerst behinderte Frau muss wie ein gesunder Mensch 40 Stunden die Woche arbeiten und bekommt dafür etwa 220 Euro Taschengeld. Das ist alles. Was soll man dazu sagen? Des öfteren wollte sie sich vor den Zug werfen, wenn sie es nicht mehr aushielt und am liebsten hätte sie ein gesundes Kind, sie ist jedoch sterilisiert. Dass sie sterilisiert wurde, ist verständlich für mich, nicht jedoch für sie. Unverständlich für mich ist, dass man diese Frau, wie auch alle anderen, so viele Wochenarbeitsstunden zumutet. Würde man sie Patronenhülsen anfertigen lassen, wie früher zu Hitlers Zeiten, würde ich einfach blökken können: ihr blöden, wiederauferstandenen Nazis ! Da sie jedoch Holzspielzeug und Bilderrahmen anfertigen muss, weiss ich nicht, was ich heute rufen soll.
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