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nachbrenner schrieb am 23.4. 2005 um 02:38:17 Uhr über

burnout

Bislang hat noch immer jede Revolution ihre
Kinder gefressen, die bekannten Evolutionen
nebenher bemerkt wohl auch. Es schützt dich
keiner, nichts hält ungemach von dir fern,
es sei denn, du verschwindest und benutzt einen
Avatar, einen staendig wechselnden Sprecher
ohne Gesicht, ohne Geschichte, einen, der nur
fuer diese eine Aussage, diesen einen Text
dieses eine Bild... geradesteht, geradestehenbleibt,
aussagt, botschaft abliefert und flugs wieder im
nirgendwo verschwunden ist.

... Den eigenen Marktwert erhöhen, durch
... Zurschaustellung dieses: Seht her wie
... ich doch klug, belesen, wissend,
... scharfsinnig, etc. pp. bin... .

was bleibt, ist die botschaft, das was gesagt werden
sollte, die idee der worte, der geist in der Flasche.
Aussagen, anonym, an niemand oder die ganze Welt gerichtet.
anmutig unbeholfen in der dargebotenen nacktheit, ohne den
ruhm, die vorurteile der jeweiligen leser ueber den
jeweiligen schreiber: es ist kein fester punkt (kein
gegenueber mit geschichte) auszumachen, die botschaft selbst
ist die botschaft.

Im Dateninferno (Dantes Inferno:) heutzutage sind
einzelaufloesungen von Botchaftentraegern hinderlich
und letztlich: ueberfluessig. Wie frei ist man selbst von
all den anerzogenen Verhaltensmassregeln im oeffentlichen raum?

fragt man sich: was will ich, was soll eine Aktion im netz
bewirken, wie will ich mich darstellen?
will ich ueberhaupt eine selbstdarstellung?
bin ich kuenstler? brauchts zu einem kunstwerk
einen Kuenstler, gibt es keine fuer sich alleinstehende kunst?
eine kuenstliche persoenlichkeit kann zur belastung werden,
zuviel vernetzung kann einem auch ueber dem kunstkopf zusammenschlagen,
die wellen der verantzuwortenden aktionen koennen ueber einem
hereinbrechen, einem den boden unter den fuessen wegziehen, gerade so wie im
richtig richtigen leben am strand etwas groesserer wellengang
die fuesse unterspuelt und dieses herrlich fast schwebende gefuehl erzeugt,
welches nur zeitlos geniessbar scheint.

warum also eine person, eine fassbare figur im unfassbaren virtuellen?
ich finde, es ist vollkommen ueberfluessig, als person a,b,c
etwas darzustellen, (wenn man nichts will ausser unterhaltung).

im zeitalter von google ist nichts mehr beweisbar, alles und jedes
virtuell darstellbare ist auf irgendeine art und weise irgendwo im
netz erhaeltlich: copy und paste und dein name ist einstein, Gantenbein,
Schubert, Haydn, ganz nach gusto, ganz nach geschmack.

du kannst fuer eine zeitlang deinen »marktwert« ins unermessliche
steigern, ich wette: frueher oder spaeter wirst du erschrocken feststellen,
dass dein marktwert dich selbst gefressen hat. alle virtuellen
Begegnungen wirst du unter der praemisse "wenn die andern virtuellen gestalten
auch nur einen winzigen teil meiner virtuellen geschichte als real
nachzuvollziehende erlebensgeschichte kennen, kann ich nichts direktes
mehr aeussern ohne all den »klugscheissereien«- die sich aus copy und paste genialitaet ergeben- direkt oder indirekt hohn zu sprechen".

die folge hiervon ist schweigen. wie der rest, bewusstloses, selbstgenuegsames schweigen und der leise verdacht im hinterkopf an einer entwicklung teilgehabt zu haben, die einen letztlich voellig innerlich wie aeusserlich verschlungen und zu guter letzt wieder ausgespieen hat.

... Am mangelnden oder nicht verfügbaren Wissen scheint es
... nicht zu liegen, dass die Welt "ihre Unwucht nicht los
... wird".
..- An was liegt es dann ?

an den persoenlichen eitelkeiten, unwuchtigkeiten der einzelnen?
daran, etwas gelten zu wollen in einer umgebung, in der voellig
andere praemissen gelten?

wer weiss.


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