Tja, jetzt bin ich in diese Wohnung gezogen und seit es Winter geworden ist, werkelt vom Gebäude gegenüber eine Heizanlage, welche derart niederfrequente Schallwellen ausstrahlt, dass diese die Wände meines Zimmers in Eigenfrequenzschwingungen versetzt und einen widerlichen, pulsierenden Brummton erzeugt, der kaum hörbar ist, aber doch da. Es ist ein wirkliches fieses Geräusch, das einen in den Wahnsinn treibt und man zudem als leichtes Vibrieren überall im Zimmer wahrnimmt. Machen kann man dagegen nichts und die Hausverwaltung juckt das nicht. Wenn es denn eine eindeutige Lärmquelle wäre, die für jeden hörbar ist, so könnte ich mich beschweren.
Aber bei niederfrequentem Schall, respektive Infraschall, steht man bereits so schon vor dem Problem, diesen überhaupt messen zu können. Und viele nehmen das gar nicht wahr. So abgestumpft sind die Gehöre von Stadtmenschen schon. Dieses kontinuierliche Brummen zwingt mich letztlich, aus dieser Wohnung auszuziehen. Jetzt muss sich der Nachmieter damit auseinandersetzen. Das Fiese daran: Ich werde es dem Nachmieter nicht sagen. Habe auch keine andere Chance, denn ich will ja hier raus. Aber vielleicht hört der Nachmieter es ja gar nicht, dann ist es sowieso egal. Und wenn, dann wird auch er wieder ausziehen.
Diese Wohnung ist dazu verdammt, dass Leute ständig aus- und einziehen, weil in unserer Zivilisation menschliche Sinne nichts mehr zählen, wir meilenweit von der Sensitivität eines Buschmannes entfernt sind und sich alles nur noch um Profit dreht. Die Entmenschlichung wird vor allem durch Verstädterung vorangetrieben und deren ansässige Unternehmen, Firmen, Profitmaschinen, die sich in solchen Städten herausbilden.
O Buschmann, wie ich dich um den Busch beneide! Nachts die Geräusche der Tiere, die Rufe der Grillen und Affen zu vernehmen - das ist Musik, die ich niemals hören werde. Denn ich bin ein Homo sapiens urbanensis, gefangen in einer der Millionen von Hühnerkäfigen, in einem von Millionen von Betonkästen. Und für diesen Scheißdreck muss ich auch noch Miete zahlen. Oh Buschmann, wie ich dich um deine kostenlose Schlafplätze, deine unbegrenzte Freiheit beneide!
Die Großstadt macht krank und dennoch ziehen unzählige Menschen in die Großstadt, dieses Krebsgeschwür der Zivilisation. Als gäbe es etwas Anziehendes daran, krank zu werden von diesem Wahnsinn, dem Maschinenlärm, den zigtausenden Autos, den hetzenden Ameisen in den U-Bahnen.
O Buschmann! Ich lebte gern, wo du lebst! Ich wäre gern wie du!
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