Die ursprüngliche Bedeutung des Worts ist 'übersättigt', es hat jedoch in vielen Sprachen einen leichten Bedeutungswandel erfahren und meint 'gelangweilt, herablassend'. Nur das Englische, wo dies Wörtchen sogar, selten genug in dieser Sprache, seinen Accent behalten durfte, hält an der ursprünglichen, einigermaßen wertungsfreien Bedeutung fest: Was bei uns 'blasiert' heißt, heißt dort 'smug' - eine überzogene Form dessen, was mit content=zufrieden ausgedrückt wird, Selbstgefälligkeit also, smugness. Blasé sein dagegen ist zunächst nur der Zustand, den das Märchen als krönenden Abschluss kennt, da sterben die Menschen oft im hohen Alter 'lebenssatt'. Die Blase Ego, die wir alle für unsere Persönlichkeit zu nehmen gewillt sind, bis zum Bersten gefüllt mit Eindrücken und Erfahrungen, da geht fast nichts mehr rein, wie es auch Ella Fitzgerald und Sarah Vaughan unter anderen besingen:
Your day is one of leisure
In which you search for pleasure.
You're bored when you're adored.
You're blasé...
Meine Lieblingsversion von 'Blasé' hat Jeanne Lee gesungen, begleitet von Lester Bowie und Archie Shepp auf dessen gleichnamiger LP von 1969. Reinhören unbedingt empfohlen, es ist ohnehin ein Vorurteil, dass Jazz nur etwas für intelligente Menschen ist.
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