An Gasten hat es von jetzt an im goethe’schen Hause nicht gefehlt. Die aussteigende Ruhmessonne des Sohnes lockte von nah und fern seine Jugendgeiloffen an, ebenso wildfremde Wallfahrer zum Born des Genius, mitunter auch schmarotzendes Geziefer, das st cd ja der Sonne ebenfalls freuen will. Bon Jugendgenoffen schwirrten zu und ab Leopold Wagner, ein Kraftgenie, das bald ausgekraftgeniet hatte, und Marimilian Klinger, dessen der ganzen Epoche ihren Namen gebendes Schauspiel „Sturm und Drang“ 1775 erschien. Die harte Lehrerin Noth hat ihn nachmals in ihre herbe Schule genommen und ihn zu einem Manne gemacht, der ohne Frage zu den bedeutendsten Charakteren seiner Zeit gehörte; schon darum, weil er unter der Uniform eines russischen Generals eine Menschenwürde und einen Stojcismus bewahrte, welche eines Republikaners der besten Zeit Roms würdig waren. Humorist Krespel hatte derweil ein neues Spiel angegeben, das Mariagespiel, allwobei je ein Männlein mit je einem Weiblein der Goethe-Gesellschaft ans Zeit zusammengegeben wurde, – in aller Unschuld und in allem Anstand, versteht sich. Diese Scherz-Ehen förderten die Munterkeit und den Zusammenhalt des Kreises nicht wenig. Zweimal war in dieser Ehestandslotterie das große Loos dem Wolfgang zugefallen, nämlich die hübsche, aufgeweckte, sechszehnjährige Anna Sibylla Münch, eines angesehenen Kaufmanns Tochter und in jedem Betracht eine „gute Partie“, so daß Herr Johann Kaspar und Frau Katharina Elisabeth es gar nicht ungern gesehen hätten, wenn der Herr Sohn aus dem Scherz einen Ernst gemacht haben würde. Aber der Herr Sohn, in welchem es dazumalen sehr heftig wertherte, ja, und auch faustete – wir werden bald mehr davon hören – hatte zum heiraten entschieden kein Talent. Seiner hübschen Scheinfrau Anna Sibylla that er indessen manches zu Liebe, unter anderem auch das Trauerspiel „Clavigo“, welches er, falls kein Gedächtnißsehler initunterläuft, seiner eigenen Versicherung zufolge ihr zu gefallen binnen acht Tagen verfaßte. Es ist eine artige Geschichte. Caron de Beaumarchais, welcher zehn Jahre später (April 1784) seine vorweg losgelassone, mit Höllenfeuerkomik geladene Revolutionsbombe ins.ris.Zs äs kiZsro“ auf die Bühne des Theatre Frantzais schleuderte, war im Februar von 1774 das Opfer jener schnöden Rechtsbeugung geworden, welche die in Feuer getauchte Feder des Opfers aus einer Privatsache zur „osuss ae Is llstiou“, ja zu einer europäischen Angelegenheit zu machen wußte. In allen gebildeten Kreisen sprach man von Beaumarchais und er verdiente diese Aufmerksamkeit als eine der abenteuerlichsten Charakterfiguren, welche über die Vorspielsbühne der französischen Revolntionstragödie gegangen sind.
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