de marcha, contramarcha y locura
(von demo, gegendemo und wahnsinn)
am donnerstag machte die opposition mobil. das ganze land sollte ruhen, kein oeffentlicher transport, keiner sollte in die arbeit gehen, in allen groesseren staedten sollten marchas gegen chavez stattfinden. und der allergroesste in caracas, unter dem namen »toma de caracas« (=einnahme). natuerlich hatten wir keine uni, und von meiner wohnung kann ich direkt auf die avenida bolivar schauen, wo der marsch vorbeizog, auch der endpkt ist nur 500 m entfernt. anfangs dachte ich, es waere gar keine so grosse demo, denn nur nach und nach troepfelten die leute ein, aber nach stunden kamen immer noch leute, und im fernsehen konnte man verfolgen, dass sich die menschenmassen noch kilometerweit hinzogen. ein bis zwei millionen leute. natuerlich ein heidenlaerm. und party, alles farbenfroh bemalt, musik und tanz, fahnen ueberall, bierverkaeufer tauchten aus dem nichts auf (normalerweise ist trinken auf der strasse verboten, aber gelegenheit macht geschaefte). sah alles ganz friedlich aus, obwohl alle sagten, dass es gefaehrlich werden koennte. ist aber wohl mittlerweile so, dass die diversen polizeien die opposition unterstuetzen und lediglich das militaer noch auf seiten der regierung ist, also gab es eine sicherheitsgarantie. und als ich da so vom balkon schaute, bekam ich letzendlich doch lust, eine runde zu drehen, obwohl ich ja nicht so eine dezidierte meinung zum thema habe (werde ich an anderem ort eroertern, wuerde jetzt den rahmen sprengen), und deshalb allen mitgeteilt hatte, dass ich nicht zur demo gehe. also runter, mir das ganze aus der naehe angeschaut, und es war wirklich eine gute, friedliche demo, alle waren relaxed, mehr eine open-air party. es gab ueberhaupt keine probleme, bemerkenswert war nur, na ja, eigentlich nicht bemerkenwert, eher logisch: die demonstranten waren groesstenteils mittelklasse aufwaerts. die demo endete mit einem ultimatum: wenn chavez nicht innerhalb einer woche zuruecktritt/neuwahlen ausschreibt, gibt es generalstreik. (frage meinerseits: die opposition besteht aus leuten, die geschaefte, firmen, ueberhaupt arbeit haben - warum machen sie einen tag das land dicht - das sind auch immense verluste! und wie sieht die wirtschaft des landes nach dem generalstreik aus?)
am sonntag dann die gegendemo. von meinem fenster sah alles genauso aus, nur ein paar rote fahnen mehr, ein paar kubanische, und die demonstranten trugen rote muetzen. stimmung wirkte ein bisschen aufgewiegelter, nein stimmt nicht, lediglich wie die redner sprachen, war hetzerischer. und der grosse unterschied: alles war voller busse, es wurden leute aus dem ganzen land hergekarrt. schriftzuege an den bussen wie »chavez hasta la muerte« liessen mich auch etwas erschauern. es ging das geruecht, dass die demonstranten bezahlt worden waren, 100.000 bolivares (75 euro) - ziemlich viel geld fuer arme aus der provinz, nachdem sich die preise im letzten jahr verdoppelt haben. falls das jedoch stimmt - warum wird das geld nicht fuer schulen verwendet, oder krankenhaeuser?
im endeffekt lief ich dann auch kurz ueber diese demo, der unterschied war wirklich nur marginal, es war genauso ein heidenlaerm, getroete und gepfeife, hubschrauber (grade, dass sie nicht in mein zimmer flogen - und als ich fotos machte, hatte ich doch bedenken, mit einem gezielten kopfschuss erledigt zu werden.)
na ja, warten wir ab was passiert - mein fazit ist »die haben alle 'nen knall hier«, aber das wusste ich ja schon vorher, das denke ich jeden morgen gleich nach dem aufwachen. und die grosse frage: was werden sie sich ausdenken, wenn die regierung wechselt. langsam glaube ich naemlich, dass sie nur wegen der party marschieren. vorschlag: warum nicht die love-parade nach caracas verlegen, das bringt devisen, und party is auch dabei.
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