Auf der Postkarte stand, wir haben Sie nicht angetroffen usw., kommen nun am Samstag zwischen 10 und 11, die Heizung abzulesen. Professionelle Postkarte mit Firmenstempel, eine Heizungsablesegesellschaft. Es gibt kleinstadtgroße Fabriken, die nichts als den Pappkern von Klorollen herstellen, also gibt es auch Heizungsableseunternehmen. Auf der Karte ein Freifeld, in dem der Stempel meines persönlichen Heizungsablesers ist, Herr Willem oder Olof oder so ähnlich, mit Telefon, Fax und Adresse. Vorne ist der Name meiner Vormieterin durchgestrichen und mein Name drübergeschmiert, hinten nicht. Herr Willem oder Olof kommt aber nicht, nicht einmal bis um 12, also rufe ich seinen Auftraggeber, die Heizungsablesegesellschaft an. »Kommt der noch?« »Ja, der kommt noch. Wenn er es schreibt, kommt er noch. Es gibt manchmal unvorhersehbare Verzögerungen. Wer ist es denn? Das steht auf der Karte.« »Herr Willem oder Olof.« »Ja, der ist sehr zuverlässig, der kommt auf jeden Fall.« »Und wann? Ich muss gleich weg.« »Rufen Sie ihn doch an.« »Aber wenn er noch kommt, kann er doch nicht zu Hause sein. Hier ist keine Handynummer auf der Karte.« »Seine Frau ist bestimmt zu Hause und weiß Bescheid.« Frau Willem oder Olof meldet sich tatsächlich. »Ist Herr Willem oder Olof zu sprechen?« »Ja, einen Moment.« Er ist also zu Hause. »Kommen Sie noch? Ich habe hier eine Karte von Ihnen. Sie wollten doch zwischen 11 und 12... usw.« Herr Willem oder Olof schweigt lange. Man hört Geschirr klappern und Papier rascheln. Wo das sei? Da und da. Er brummt. »Aha, Herr P.?« »Das ist mein Vermieter.« »Jaja, und Frau C.?« »Die wohnt hier auch im Haus.« »Also bei Frau W.?« »Die wohnt hier nicht mehr im Haus.« »Ach so, jetzt weiß ich.« Ich bin gespannt. »Da hat eine Frau K. angerufen, das ginge am Samstag nicht, nur am Montag gegen 17 Uhr.« Ich bin irritiert. »Frau K.? Die wohnt hier auch im Haus, warum hat die denn...sie hat mich doch gar nicht gefragt.« »Sie sagte, sie wolle allen Bescheid sagen. Davon war ich jetzt ausgegangen.« »Nein, sie hat mir nichts gesagt. Also Sie kommen nicht mehr?« »Nein, erst am Montag gegen 17 Uhr.« »Nun gut, ich sehe zu, es irgendwie einzurichten.« »Ja, dann können wir auch klären, warum Ihnen Frau K. nichts gesagt hat.« Ich habe ein bohrendes Verhör vor Augen, in dem Frau K. in Stücke zerlegt wird, mir generelle Unmenschlichkeit vorwirft und sich so mitfühlende Sympathien der gesamten Nachbarschaft erarbeitet, die ihr unter diesen Umständen jede Verfehlung zu verzeihen bereit ist. Die Gerichtsverhandlung mit Staatsanwälten, Verteidigern, Psychologen und allem drum und dran geht über Monate. »Nein, auf keinen Fall, Sie kommen halt gegen 17 Uhr und dann ist es erledigt.« »Also bis Montag.« »Ja, bis Montag.«
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